Wallander 05 - Die falsche Fährte
kannst noch eingeben, daß sie einsdreiundsechzig groß und zwischen fünfzehn und siebzehn Jahre alt war.«
Martinsson blickte ihn verwundert an. »Fünfzehn? Das kann doch nicht möglich sein.«
»Man möchte gern, daß es nicht möglich ist«, sagte Wallander. »Aber bis auf weiteres müssen wir es als eine Möglichkeit betrachten. Gibt die Buchstabenkombination etwas her?«
»So weit bin ich noch nicht. Aber ich dachte, ich bleibe den Abend über hier.«
»Wir bemühen uns, einen Menschen zu identifizieren«, sagte Wallander. »Wir suchen keinen Verbrecher.«
»Bei mir ist sowieso keiner zu Hause«, sagte Martinsson. »Ich komme nicht gern nach Hause, wenn alles leer ist.«
Wallander verließ Martinsson und schaute bei Ann-Britt Höglund herein, deren Tür offenstand. Das Zimmer war leer. Er ging zurück zur Zentrale, wo alle Notrufe und Telefongespräche entgegengenommen wurden. An einem Tisch saß Ann-Britt Höglund zusammen mit einem Polizeiassistenten und ging einen Stapel Papiere durch.
»Haben wir etwas, was uns weiterbringt?« fragte er.
»Wir haben ein paar Hinweise, die wir genauer untersuchen müssen«, antwortete sie. »Ein Mädchen aus der Volkshochschule in Tomelilla ist seit zwei Tagen spurlos verschwunden.«
»Unser Mädchen ist einsdreiundsechzig groß«, sagte Wallander. »Sie hatte einwandfreie Zähne. Sie war zwischen fünfzehn und siebzehn.«
»So jung?« fragte sie erstaunt.
»Ja. So jung.«
»Dann ist es auf jeden Fall nicht das Mädchen aus Tomelilla«, sagte Ann-Britt Höglund und legte das Blatt, das sie in der Hand hielt, zur Seite. »Sie ist dreiundzwanzig und sehr groß.«
Sie suchte einen Moment in dem Papierstapel. »Wir haben noch eine. Ein sechzehnjähriges Mädchen, das Mari Lippmansson heißt. Sie wohnt hier in Ystad und arbeitet in einer Bäckerei. Sie ist seit drei Tagen nicht zur Arbeit erschienen. Es war der Bäcker, |69| der angerufen hat. Er war wütend. Ihre Eltern kümmern sich offenbar überhaupt nicht um sie.«
»Sieh sie dir ein bißchen genauer an«, sagte Wallander, um ihr Mut zu machen.
Und doch wußte er, daß es nicht die Gesuchte war.
Er holte eine Tasse Kaffee und ging in sein Zimmer. Der Stapel mit den Akten über die Autodiebstähle lag auf dem Fußboden. Er dachte, daß er ihn bereits jetzt an Svedberg übergeben könnte. Gleichzeitig hoffte er, daß keine ernsten Verbrechen geschähen, bevor er seinen Urlaub antrat.
Um vier Uhr trafen sie sich im Konferenzraum. Nyberg war von dem verbrannten Feld hereingekommen, wo er seine Suche beendet hatte. Es wurde eine kurze Sitzung. Hansson hatte sich damit entschuldigt, daß er ein dringendes Rundschreiben der Reichspolizeibehörde durchlesen müsse.
»Wir machen es kurz«, sagte Wallander. »Morgen müssen wir alle anderen Fälle durchgehen, die nicht liegenbleiben dürfen.«
Er wandte sich an Nyberg, der ganz unten am Tisch saß. »Wie ist es mit dem Hund gegangen?«
»Wie ich gesagt habe«, antwortete Nyberg. »Er hat nichts gefunden. Wenn er überhaupt irgendeine Witterung aufgenommen hat, dann verschwand sie in dem Benzingeruch, der noch da hängt.«
Wallander dachte nach. »Ihr habt fünf oder sechs geschmolzene Benzinkanister gefunden«, sagte er. »Das bedeutet, daß sie mit irgendeinem Fahrzeug zu Salomonssons Rapsfeld gekommen ist. Sie kann das ganze Benzin nicht allein getragen haben. Wenn sie nicht von irgendwo ein paarmal gelaufen ist. Es gibt natürlich noch eine Möglichkeit. Daß sie nicht allein gekommen ist. Aber das erscheint gelinde gesagt unwahrscheinlich. Wer hilft einem jungen Mädchen, Selbstmord zu begehen?«
»Wir können ja versuchen, die Herkunft der Benzinkanister zu klären«, sagte Nyberg zweifelnd. »Aber ist das wirklich nötig?«
»Solange wir nicht wissen, wer sie ist, müssen wir nach verschiedenen Seiten Ausschau halten«, antwortete Wallander. »Irgendwoher muß sie ja gekommen sein. Irgendwie.«
|70| »Hat jemand in Salomonssons Scheune nachgesehen?« fragte Ann-Britt Höglund. »Vielleicht kommen die Benzinkanister da her.«
Wallander nickte. »Jemand muß hinfahren«, sagte er.
Ann-Britt Höglund meldete sich selbst.
»Wir müssen auf Martinssons Ergebnis warten«, sagte Wallander zum Abschluß der Sitzung. »Wie auf die Arbeit der Pathologin in Malmö. Sie geben uns morgen ihr exaktes Alter durch.«
»Der Goldschmuck«, sagte Svedberg.
»Damit warten wir, bis wir wissen, was die Buchstabenkombination bedeuten kann«, sagte Wallander.
Er sah
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