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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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überhaupt schon geboren war, als Harald Berggren in seinem widerwärtigen Krieg im Kongo gekämpft hatte. »Wie alt sind Sie?« fragte er.
    »Sind Sie den ganzen Weg von Schonen hochgekommen, um mich das zu fragen?«
    Wallander merkte, wie der Mann ihn irritierte. Er versuchte nicht, das zu verbergen. »Unter vielem anderem«, sagte er. »Wenn Sie nicht auf meine Fragen antworten, hören wir auf der Stelle auf. Dann werden Sie ins Präsidium geholt.«
    »Werde ich irgendeines Verbrechens verdächtigt?«
    »Haben Sie eins begangen?« parierte Wallander. Er dachte, daß er gerade gegen alle Regeln verstieß, wie er seinen Beruf ausüben sollte.
    »Nein«, sagte der Mann.
    »Dann fangen wir noch einmal an«, sagte Wallander. »Wie alt sind Sie?«
    »Zweiunddreißig.«
    Wallander hatte recht gehabt. Als Ekberg geboren wurde, war es schon ein Jahr her, seit Dag Hammarskjöld bei Ndola abgestürzt war.
    »Ich bin gekommen, um mit Ihnen über schwedische Söldner zu sprechen«, sagte er. »Daß ich mich hier befinde, beruht auf dem |306| Umstand, daß Sie offen Ihr Schild aushängen. Sie annoncieren im ›Terminator‹.«
    »Das dürfte kaum gesetzwidrig sein. Ich halte auch ›Combat & Survival‹ und ›Soldier of Fortune‹.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Das Gespräch wird bedeutend schneller zu Ende sein, wenn Sie auf meine Fragen antworten und keine eigenen stellen.«
    Ekberg setzte sich und zündete sich eine Zigarette an. Wallander sah, daß er Zigaretten ohne Filter rauchte. Er zündete sie mit einem Feuerzeug von einem Typ an, den Wallander aus alten Filmen zu kennen glaubte. Er fragte sich, ob Ekberg in jeder Hinsicht in einer anderen Zeit lebte.
    »Schwedische Söldner«, wiederholte Wallander. »Wann hat das alles angefangen? Mit dem Krieg im Kongo Anfang der sechziger Jahre?«
    »Ein bißchen früher«, antwortete Ekberg.
    »Wann?«
    »Wir können es ja mit dem Dreißigjährigen Krieg versuchen.«
    Wallander überlegte, ob Ekberg ihn zum Narren hielt. Dann sah er ein, daß er sich nicht durch Ekbergs Aussehen oder die Tatsache, daß er auf die fünfziger Jahre fixiert zu sein schien, verleiten lassen durfte. Wenn es passionierte Orchideenforscher gab, dann konnte Ekberg ebensogut eine Person sein, die alles über Söldner wußte. Wallander hatte außerdem eine vage Erinnerung aus seiner Schulzeit, daß der Dreißigjährige Krieg zwischen Armeen ausgefochten wurde, die ausschließlich aus Söldnern bestanden.
    »Begnügen wir uns mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg«, sagte Wallander.
    »Dann beginnt es mit dem Zweiten Weltkrieg. Es gab Schweden, die als Freiwillige in sämtliche Armeen eintraten, die gegeneinander kämpften. Es gab Schweden in deutscher Uniform, russischer Uniform, in japanischer, amerikanischer, englischer und italienischer.«
    »Ich stelle mir vor, daß die freiwillige Kriegsteilnahme nicht das gleiche ist, wie Söldner zu sein.«
    »Ich spreche vom Kriegswillen«, sagte Ekberg. »Es hat immer Schweden gegeben, die bereit waren, Waffendienst zu leisten.«
    |307| Wallander ahnte etwas von der hilflosen Forschheit, die Menschen mit großschwedischen Wahnideen zu prägen pflegte. Er warf einen schnellen Blick über die Wände, um zu sehen, ob ihm vielleicht ein paar Nazisymbole entgangen waren. Aber er fand keine. »Lassen wir die Freiwilligkeit«, sagte er dann. »Söldner. Leute die sich anwerben lassen.«
    »Die Fremdenlegion«, sagte Ekberg. »Das ist der klassische Ausgangspunkt. Da hat es immer Schweden gegeben. Viele liegen in der Wüste begraben.«
    »Kongo«, sagte Wallander. »Da beginnt etwas Neues. Stimmt das?«
    »Da gab es nicht viele Schweden. Aber einige haben die ganze Zeit auf der Seite Katangas gekämpft.«
    »Was für Leute waren das?«
    Ekberg sah ihn erstaunt an. »Suchen Sie Namen?«
    »Noch nicht. Ich möchte wissen, was für Menschen das waren.«
    »Ehemalige Militärs. Manche suchten das Abenteuer. Andere waren überzeugt von der Mission. Der eine oder andere Polizist, der gefeuert worden war.«
    »Überzeugt wovon?«
    »Vom Kampf gegen den Kommunismus.«
    »Haben sie nicht unschuldige Afrikaner getötet?«
    Ekberg war plötzlich wieder auf der Hut. »Auf Fragen nach politischen Ansichten brauche ich nicht zu antworten. Ich kenne meine Rechte.«
    »Ich bin nicht auf Ihre Ansichten aus. Ich möchte wissen, was das für Leute waren. Und warum sie Söldner wurden.«
    Ekberg betrachtete ihn mit seinen wachsamen Augen. »Warum wollen Sie das wissen?« fragte

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