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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Öffnen des Kofferdeckels hatte stutzen lassen.
    »Ich möchte, daß Ann-Britt Höglund herkommt«, sagte er. »Kranke Kinder her oder hin. Vielleicht kann ihre phantastische Nachbarin eine halbe Stunde einspringen. Die Rechnung übernimmt die Polizei.«
    Martinsson rief an. Das Gespräch war sehr kurz. »Sie kommt«, sagte er.
    »Warum willst du sie kommen lassen?« fragte Hansson.
    »Ich will nur, daß sie etwas mit diesem Koffer macht«, sagte er. »Nichts sonst.«
    »Sollen wir die Sachen wieder einpacken?« fragte Nyberg.
    »Genau das wollen wir nicht«, sagte Wallander. »Deshalb soll sie herkommen. Um den Koffer zu packen.«
    Sie sahen ihn fragend an. Aber keiner sagte etwas. Hansson schniefte. Nyberg setzte sich und ruhte seinen schmerzenden Fuß aus. Martinsson verschwand in sein Zimmer, vermutlich um zu Hause anzurufen. Wallander verließ den Sitzungsraum und trat vor eine Wandkarte von Ystads Polizeidistrikt. Er folgte den Straßen zwischen Marsvinsholm, Lödinge und Ystad. Irgendwo gibt es immer ein Zentrum, dachte er. Ein Berührungspunkt zwischen verschiedenen Ereignissen hat auch in der Wirklichkeit eine Entsprechung. Daß ein Verbrecher zum Ort des Verbrechens zurückkehrt, ist nur sehr selten richtig. Dagegen passiert ein Täter häufig den gleichen Punkt mindestens zweimal, wenn nicht öfter.
    Ann-Britt Höglund kam eilig den Korridor entlang. Wie üblich bekam Wallander ein schlechtes Gewissen, weil er sie gebeten hatte zu kommen. Er verstand jetzt besser, welche Probleme sie damit hatte, so oft mit ihren zwei Kindern allein zu sein. Diesmal glaubte er jedoch, einen guten Grund dafür zu haben, daß er sie herholte.
    »Ist was passiert?« fragte sie.
    »Du weißt, daß wir Gösta Runfelts Koffer gefunden haben?«
    |325| »Ich habe es gehört.«
    Sie gingen ins Sitzungszimmer.
    »Was hier auf dem Tisch liegt, war in dem Koffer«, sagte Wallander. »Ich möchte, daß du ein Paar Handschuhe anziehst und alles einpackst.«
    »In einer bestimmten Weise?«
    »So, wie es für dich natürlich ist. Du hast mir einmal erzählt, daß du deinem Mann immer die Koffer packst. Du bist es mit anderen Worten gewohnt.«
    Sie tat, was er sagte. Wallander war ihr dankbar, daß sie keine Fragen stellte. Sie sahen ihr zu. Gewohnt und bestimmt wählte sie die Gegenstände und packte den Koffer. Dann trat sie einen Schritt zurück.
    »Soll ich den Deckel zumachen?«
    »Nicht nötig.«
    Sie standen um den Tisch und betrachteten das Resultat. Es war, wie Wallander geahnt hatte.
    »Woher wußtest du, wie Runfelt seinen Koffer gepackt hatte?« wollte Martinsson wissen.
    »Wir warten mit den Kommentaren«, sagte Wallander. »Ich habe einen Verkehrspolizisten im Eßraum gesehen. Holt ihn her.«
    Der Verkehrspolizist, Laurin, kam ins Zimmer.
    Inzwischen hatten sie den Koffer wieder geleert. Laurin sah müde aus. Wallander hatte gehört, daß sie während der Nacht eine große Alkoholkontrolle auf den Straßen durchgeführt hatten. Wallander bat ihn, ein Paar Plastikhandschuhe anzuziehen und die Gegenstände auf dem Tisch in den Koffer zu packen. Auch Laurin stellte keine Fragen. Wallander sah, daß er nicht nachlässig war, sondern die Kleidungsstücke sorgsam behandelte. Als er alles eingepackt hatte, dankte Wallander ihm, und er verließ den Raum wieder.
    »Völlig anders«, sagte Svedberg.
    »Ich will nicht unbedingt etwas beweisen«, sagte Wallander. »Ich glaube auch nicht, daß das geht. Aber als Nyberg den Kofferdeckel aufklappte, hatte ich das Gefühl, daß da etwas nicht stimmt. Ich habe immer den Eindruck gehabt, daß Männer und Frauen |326| unterschiedlich packen. Und mein Eindruck war, daß dieser Koffer von einer Frau gepackt worden ist.«
    »Vanja Andersson?« schlug Hansson vor.
    »Nein«, erwiderte Wallander. »Nicht sie. Gösta Runfelt hat den Koffer selbst gepackt. Da können wir ganz sicher sein.«
    Ann-Britt Höglund begriff als erste, worauf er hinauswollte. »Du meinst also, daß er nachher neu gepackt wurde? Von einer Frau?«
    »Ich meine nichts Bestimmtes. Aber ich versuche, laut zu denken. Der Koffer hat ein paar Tage draußen gelegen. Gösta Runfelt war entschieden länger verschwunden. Wo war der Koffer in der Zeit? Das kann im übrigen einen eigentümlichen Mangel an seinem Inhalt erklären.«
    Keiner außer Wallander hatte vorher daran gedacht. Aber jetzt verstanden alle, was er meinte.
    »In dem Koffer sind keine Unterhosen«, sagte Wallander. »Ich finde es komisch, daß Gösta Runfelt auf eine

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