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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Schlußpunkt. Sie verabredeten sich für den folgenden Morgen in der Frühe, um das weitere Vorgehen zu planen. Was vor allem bedeutete, daß sie sich darüber Gedanken machen mußten, ob infolge des Kofferfundes ihr bisheriges Vorgehen geändert werden mußte.
    Ann-Britt Höglund hatte die ganze Zeit dabeigesessen. Zweimal hatte sie den Raum für ein paar Minuten verlassen. Wallander nahm an, daß sie zu Hause anrief und mit der Nachbarin sprach, die auf die Kinder aufpaßte. Als sie die Sitzung beendeten, |332| bat Wallander sie, noch einige Minuten zu bleiben. Er bereute es sofort. Er durfte sie nicht länger zurückhalten. Aber sie setzte sich nur auf ihren Stuhl und wartete, bis die anderen gegangen waren.
    »Ich möchte, daß du etwas für mich tust«, sagte er. »Ich möchte, daß du alle diese Ereignisse noch einmal durchgehst und dabei eine weibliche Perspektive anlegst. Daß du das Untersuchungsmaterial durchgehst und dir vorstellst, daß wir eine Täterin suchen, also keinen Mann. Es gibt zwei Ausgangspunkte. Im ersten Fall gehst du davon aus, daß sie allein gewesen ist. Im zweiten Fall, daß sie mindestens beteiligt war.«
    »Du meinst, daß es mindestens zwei waren?«
    »Ja. Von denen eine Person also eine Frau ist. Es können natürlich auch mehr Personen beteiligt sein.«
    Sie nickte.
    »So schnell wie möglich«, fuhr Wallander fort. »Am besten morgen. Ich möchte, daß du das hier als erstes tust. Wenn du andere wichtige Dinge hast, die nicht warten können, übergibst du sie an jemand anderen.«
    »Ich glaube, Hamrén aus Stockholm kommt morgen«, sagte sie. »Es kommen auch ein paar Beamte aus Malmö. Ich kann es einem von denen geben.«
    Wallander hatte nichts mehr zu sagen. Aber sie blieben sitzen.
    »Glaubst du wirklich, daß es eine Frau ist?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Es besteht natürlich die Gefahr, daß wir diesen Koffer und den Parfümduft überbewerten. Aber ich kann auch nicht davon absehen, daß diese ganze Ermittlung eine Tendenz hat, uns zu entgleiten. Schon von Anfang an war etwas komisch an der ganzen Sache. Schon als wir draußen am Graben standen, wo Eriksson auf seinen Bambusstäben hing, sagtest du etwas, woran ich oft gedacht habe.«
    »Daß alles so demonstrativ wirkte?«
    »Die Sprache des Mörders. Was wir da sahen, roch nach Krieg. Holger Eriksson war in einer Raubtierfalle hingerichtet worden.«
    »Vielleicht
ist
Krieg«, sagte sie nachdenklich.
    Wallander horchte auf. »Was meinst du damit?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht sollen wir es genauso interpretieren, |333| wie es ist. In Pfahlgruben fängt man Raubtiere. Außerdem kommen sie manchmal im Krieg vor.«
    Wallander wußte sofort, daß sie etwas Wichtiges gesagt hatte. »Mach weiter«, bat er.
    Sie biß sich auf die Lippe. »Ich kann nicht«, erwiderte sie. »Die Frau, die auf meine Kinder aufpaßt, muß nach Hause. Ich kann sie nicht länger warten lassen. Als ich sie vorhin anrief, war sie ärgerlich. Da hilft es nichts, wenn ich sie gut bezahle.«
    Wallander wollte das Gespräch, das sie begonnen hatten, nicht einfach fallenlassen. Einen Moment lang empfand er Irritation über ihre Kinder – oder über ihren Mann, der nie zu Hause war, Aber er besann sich sofort wieder.
    »Du kannst ja mit nach Hause kommen«, sagte sie. »Da können wir weiterreden.«
    Er sah, wie blaß und müde sie war. Er durfte sie nicht überfordern. Dennoch stimmte er zu. Sie fuhren in ihrem Wagen durch die nächtliche leere Stadt. Die Kinderfrau stand in der Tür und wartete. Ann-Britt Höglund wohnte in einem Neubau an der westlichen Ausfallstraße der Stadt. Wallander grüßte, entschuldigte sich und übernahm die Verantwortung dafür, daß sie so spät kam. Dann setzten sie sich in ihr Wohnzimmer. Er war schon ein paarmal hier gewesen. Es war klar, daß hier ein Mensch wohnte, der viel auf Reisen war. Souvenirs aus aller Herren Länder hingen an den Wänden. Aber daß außerdem eine Polizistin hier wohnte, sah man nicht. Das Zimmer war wohnlich, was man von seiner Wohnung keineswegs sagen konnte. Sie fragte, ob er etwas trinken wolle, aber er lehnte ab.
    »Raubtierfallen und Krieg«, sagte er. »Soweit waren wir gekommen.«
    »Es sind Männer, die jagen, Männer, die Soldaten sind. Wir sehen, was wir sehen, wir finden außerdem einen geschrumpften Kopf und ein Tagebuch, das von einem Söldner geschrieben wurde. Wir sehen, was wir sehen, und wir interpretieren es.«
    »Wie interpretieren wir es?«
    »Wir

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