Wallander 06 - Die fünfte Frau
gesprochen. Runfelt hatte für fünf Uhr früh einen Wagen bestellt. Er sollte nach Malmö fahren. Aber bei der Zentrale ist die Bestellung nachher als Fehltour eingetragen worden. Der Fahrer wartete. Dann riefen sie bei Runfelt an, weil sie dachten, er hätte verschlafen. Sie bekamen keine Antwort. Dann fuhr der Wagen wieder weg. Hansson sagte, daß die Person, mit der er gesprochen habe, sehr exakt Auskunft über den Hergang gegeben habe.«
»Es scheint ein gut geplanter Überfall gewesen zu sein«, sagte Wallander.
»Das deutet auf mehr als eine Person hin«, sagte Martinsson. »Die auch ganz genau Runfelts Pläne kannte. Daß er früh am Morgen verreisen wollte. Wer konnte davon wissen?«
»Die Liste ist begrenzt. Und die haben wir. Ich glaube, Ann-Britt Höglund hat sie gemacht. Anita Lagergren im Reisebüro wußte davon, seine Kinder. Die Tochter wußte nur das Datum, nicht die Uhrzeit. Aber sonst kaum einer.«
»Vanja Andersson?«
»Sie glaubte es zu wissen. Aber das tat sie nicht.«
Wallander schüttelte langsam den Kopf. »Es wußte noch jemand davon. Der fehlt auf unserer Liste. Und den suchen wir.«
»Wir haben Runfelts Klientenkartei durchgesehen. Insgesamt |318| haben wir herausgefunden, daß er über die Jahre ungefähr vierzig Nachforschungsaufträge hatte, oder wie man das nun nennt. Mit anderen Worten nicht besonders viele. Vier pro Jahr. Aber wir können kaum von der Möglichkeit absehen, daß die Person, die wir suchen, sich darunter befindet.«
»Wir müssen das untersuchen«, antwortete Wallander. »Das wird mühsam. Aber du kannst natürlich recht haben.«
»Ich kriege immer mehr das Gefühl, daß diese Sache sich endlos lange hinziehen wird.«
Wallander stellte sich die Frage im stillen selbst. Er stimmte mit Martinsson überein. »Laß uns hoffen, daß du dich irrst«, sagte er. »Aber besonders wahrscheinlich ist es nicht.«
Sie näherten sich Ystad. Es war halb sechs.
»Sie wollen offenbar den Blumenladen verkaufen«, sagte Martinsson. »Die Kinder sind sich einig. Sie haben Vanja Andersson gefragt, ob sie ihn übernehmen will. Aber es ist fraglich, ob sie das Geld hat.«
»Wer hat das erzählt?«
»Bo Runfelt hat angerufen. Er wollte wissen, ob er und seine Schwester nach der Beerdigung Ystad verlassen könnten.«
»Wann ist die?«
»Mittwoch.«
»Laß sie fahren«, sagte Wallander. »Wir melden uns bei ihnen, wenn es notwendig wird.«
Sie bogen auf den Parkplatz vor dem Präsidium ein.
»Ich habe mit der Werkstatt in Älmhult gesprochen«, sagte Martinsson. »Der Wagen ist Mitte nächster Woche fertig. Leider sieht es so aus, als würde das Ganze ziemlich teuer. Das hast du wohl gewußt? Aber er hat zugesagt, daß sie das Auto hierherbringen.«
Hansson saß bei Svedberg, als sie kamen. Wallander gab ein kurzgefaßtes Referat über seine Reise. Hansson war stark erkältet. Wallander schlug ihm vor, nach Hause zu gehen.
»Lisa Holgersson ist auch krank«, sagte Svedberg. »Sie hat offenbar Grippe.«
»Ist die schon da?« fragte Wallander. »Dann kriegen wir hier Probleme.«
|319| »Ich bin nur erkältet«, sagte Hansson. »Morgen bin ich hoffentlich wieder fit.«
»Ann-Britt Höglunds Kinder sind beide krank«, sagte Martinsson. »Aber ihr Mann soll, glaube ich, morgen nach Hause kommen.«
Wallander verließ den Raum. Er bat die Kollegen, ihm Bescheid zu sagen, wenn der Koffer käme. Er wollte sich hinsetzen und einen Bericht über seine Reise schreiben. Vielleicht auch die Quittungen für die Reisekostenabrechnung zusammenstellen. Aber auf dem Weg zu seinem Zimmer besann er sich eines anderen und ging zurück. »Kann mir einer ein Auto leihen?« fragte er. »Ich bin in einer halben Stunde zurück.«
Gleich mehrere Autoschlüssel wurden ihm hingehalten. Er nahm Martinssons.
Es war dunkel, als er zur Västra Vallgatan fuhr. Der Himmel war wolkenlos. Die Nacht würde kalt werden. Vielleicht Minusgrade. Er parkte vor dem Blumengeschäft. Ging die Straße entlang zu dem Haus, in dem Runfelt gewohnt hatte. Er sah, daß Licht brannte. Er nahm an, daß es Runfelts Kinder waren, die die Wohnung ausräumten. Die Polizei hatte sie freigegeben. Sie konnten anfangen, zu packen und wegzuwerfen. Die letzte Zusammenfassung des Lebens eines Verstorbenen. Er dachte plötzlich an seinen Vater. An Gertrud und seine Schwester Kristina. Er war nicht einmal draußen in Löderup gewesen, um ihnen beim Ordnen der Hinterlassenschaft zu helfen. Auch wenn es nicht viel war und seine Hilfe
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