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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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herumzugehen, in ihrer Nähe suchen, die Wahrheit auf andere Art und Weise herauskitzeln.«
    Hansson nickte widerstrebend.
    »Die dritte Frau in Eugen Blombergs Umfeld ist seine Witwe«, fuhr Wallander nach dem Wortwechsel mit Hansson fort. »Sie hat ein paar wichtige Dinge gesagt. Aber entscheidend ist die Tatsache, daß sie nicht im geringsten um ihn trauert. Er hat sie mißhandelt. Den Narben nach zu urteilen sogar schwer – und außerdem über einen langen Zeitraum hinweg. Sie bestätigt auch indirekt die Geschichte mit Katarina Taxell, wenn sie sagt, daß er außereheliche Affären hatte.«
    Als er die letzten Worte aussprach, dachte er, daß er sich anhörte wie ein altmodischer Freikirchenprediger. Er fragte sich, wie Ann-Britt Höglund sich wohl ausgedrückt hätte.
    »Halten wir fest, daß die Details um Blomberg eine Art Schablone bilden, auf die wir zurückkommen.«
    |414| Er ging zu Gösta Runfelt über, immer noch den frühesten Ereignissen zugewandt. »Gösta Runfelt war ein brutaler Mann. Das bezeugen sowohl der Sohn als auch die Tochter. Hinter dem Orchideenliebhaber verbarg sich ein ganz anderer Mensch. Er war außerdem Privatdetektiv. Wofür wir eigentlich kein verständliches Motiv haben. Suchte er Spannung? Reichten die Orchideen nicht? Wir wissen es nicht. Jedenfalls eine komplizierte und widersprüchliche Natur.«
    Dann kam er zu Runfelts Frau. »Ich bin zu einem See bei Älmhult gefahren, ohne eigentlich sicher zu sein, was ich da finden wollte. Beweise habe ich nicht. Aber ich kann mir denken, daß Runfelt tatsächlich seine Frau getötet hat. Was da draußen auf dem Eis geschah, werden wir wohl nie erfahren. Die Hauptpersonen sind tot. Zeugen gibt es nicht. Trotzdem habe ich das Gefühl, daß jemand außerhalb der Familie davon wußte. In Ermangelung eines Besseren müssen wir uns die Möglichkeit denken, daß der Tod seiner Ehefrau irgendwie mit Runfelts Schicksal zu tun hat.«
    Wallander referierte noch einmal den Hergang. »Er will nach Afrika reisen. Aber er reist nicht. Etwas kommt dazwischen. Wie er verschwindet, wissen wir nicht. Dagegen können wir den Zeitpunkt ziemlich genau bestimmen. Wir haben jedoch keine Erklärung für den Einbruch in seinen Blumenladen. Auch wo er gefangengehalten wird, wissen wir nicht. Der Koffer kann natürlich eine vage geographische Spur sein. Ich glaube auch, daß wir den vorsichtigen Schluß ziehen können, daß er von einer Frau umgepackt wurde. Von der Frau, die auf dem Steg, von dem der Sack mit Blomberg in den See gestoßen wurde, eine selbstgedrehte Zigarette geraucht hat.«
    »Das können zwei Personen sein«, wandte Ann-Britt Höglund ein. »Eine Person, die die Zigarette geraucht hat und den Fingerabdruck auf dem Koffer hinterlassen hat, eine andere Person, die ihn umgepackt hat.«
    »Du hast recht«, sagte Wallander. »Ich sage dann also, daß mindestens eine von beiden anwesend war.«
    Er sah Nyberg an.
    »Wir suchen«, sagte Nyberg. »Und zwar draußen bei Holger |415| Eriksson. Wir haben massenweise Fingerabdrücke gefunden. Aber bisher paßt noch keiner.«
    Wallander dachte plötzlich an ein Detail. »Das Namensschild«, sagte er. »Das wir in Runfelts Koffer gefunden haben. Hatte das Fingerabdrücke?«
    Nyberg schüttelte den Kopf.
    »Das müßte es aber«, sagte Wallander erstaunt. »Man nimmt doch wohl die Finger, wenn man sich ein Namensschild ansteckt.«
    Keiner konnte ihm eine brauchbare Erklärung geben.
    Wallander ging weiter. »Bisher haben wir uns einer Anzahl von Frauen genähert, von denen eine wiederkehrt. Außerdem haben wir mißhandelte Frauen und vielleicht eine ermordete. Was wir uns fragen müssen, ist: Wer kann davon gewußt haben? Wer kann Grund gehabt haben, das rächen zu wollen? Wenn das Motiv denn Rache ist.«
    »Vielleicht haben wir noch etwas«, sagte Svedberg und kratzte sich im Nacken. »Wir haben zwei alte polizeiliche Ermittlungen, die zu den Akten gelegt worden sind. Ohne daß etwas veranlaßt wurde. Eine in Östersund und eine in Älmhult.«
    Wallander nickte. »Bleibt noch Holger Eriksson«, sagte er. »Noch ein brutaler Mann. Mit viel Mühe, genauer gesagt mit viel Glück, finden wir auch bei ihm eine Frau im Hintergrund. Eine seit fast dreißig Jahren verschwundene Polin.«
    Er sah sich am Tisch um, bevor er seine Zusammenfassung abschloß. »Es gibt mit anderen Worten ein Muster. Brutale Männer und mißhandelte, verschwundene und vielleicht ermordete Frauen. Und noch einen Schritt dahinter einen

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