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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Schatten, der in der Spur dieser Ereignisse folgt. Ein Schatten, der vielleicht eine Frau ist. Eine rauchende Frau.«
    Hansson ließ seinen Bleistift auf den Tisch fallen und schüttelte den Kopf. »Es wirkt trotz allem nicht wahrscheinlich«, sagte er. »Wenn wir uns nun vorstellen, daß eine Frau beteiligt ist. Die über kolossale Kräfte und eine makabre Phantasie verfügt, was ausgeklügelte Mordmethoden anbelangt. Was für ein Interesse sollte sie daran haben, was diesen Frauen passiert ist? Ist sie ihre Freundin? Wie haben sich die Spuren all dieser Menschen gekreuzt?«
    |416| »Die Frage ist nicht nur wichtig«, sagte Wallander, »sie ist vermutlich ausschlaggebend. Wie sind alle diese Menschen miteinander in Kontakt gekommen? Wo sollen wir anfangen zu suchen? Bei den Männern oder bei den Frauen? Ein Autohändler, Heimatdichter und Vogelbeobachter, ein Orchideenliebhaber, Privatdetektiv und Blumenhändler – und zum Schluß ein Allergieforscher. Blomberg scheint auf jeden Fall keine ausgefallenen Interessen gehabt zu haben. Er scheint überhaupt keine Interessen gehabt zu haben. Oder sollen wir von den Frauen ausgehen? Eine junge Mutter, die lügt, was den Vater ihres neugeborenen Kindes angeht? Eine Frau, die vor zehn Jahren im Stångsjön bei Älmhult ertrunken ist? Eine Frau aus Polen, die in Jämtland wohnte und sich für Vögel interessierte? Die seit fast dreißig Jahren verschwunden ist? Und schließlich diese Frau, die nachts in der Entbindungsstation von Ystad umherschleicht und Hebammen niederschlägt? Wo sind die Berührungspunkte?«
    Das Schweigen dauerte lange. Alle versuchten, eine Antwort zu finden. Wallander wartete. Der Augenblick war wichtig. Am meisten hoffte er, daß einer von ihnen eine unerwartete Schlußfolgerung zog. Rydberg hatte ihm oft gesagt, daß es die wichtigste Aufgabe des Leiters einer Ermittlung war, seine Mitarbeiter dazu anzuregen, das Unerwartete zu denken. Die Frage war jetzt, ob es ihm gelungen war.
    Schließlich brach Ann-Britt Höglund das Schweigen. »Es gibt Arbeitsplätze, wo Frauen dominieren. Wenn wir darüber hinaus nach einer Krankenschwester suchen, entweder einer echten oder einer falschen, dann bietet sich das Krankenhausmilieu an.«
    »Außerdem kommen die Patienten von überall her«, fuhr Martinsson fort. »Nehmen wir einmal an, die Frau, die wir suchen, hat in einer Ambulanz gearbeitet, dann dürfte sie mit vielen mißhandelten Frauen in Kontakt gekommen sein. Sie haben sich untereinander nicht gekannt, aber sie hat sie kennengelernt. Ihre Namen, die Krankengeschichten.«
    Wallander sah ein, daß beide gemeinsam etwas sagten, was stimmen konnte. »Wir wissen also nicht, ob sie möglicherweise Krankenschwester ist«, sagte er. »Wir wissen nur, daß sie nicht auf der Entbindungsstation in Ystad arbeitet.«
    |417| »Warum kann sie nicht in einer anderen Abteilung im Krankenhaus arbeiten?« warf Svedberg ein.
    Wallander nickte langsam. Konnte es wirklich so einfach sein? Diese unbekannte Schwester aus dem Krankenhaus in Ystad?
    »Das müßte relativ leicht herauszufinden sein«, sagte Hansson. »Auch wenn Krankenakten heilige Objekte sind, die weder berührt noch geöffnet werden dürfen, sollte es möglich sein, herauszufinden, ob Gösta Runfelts Frau wegen Mißhandlung im Krankenhaus war. Und warum nicht auch Krista Haberman?«
    Wallander ging in eine andere Richtung. »Sind Runfelt und Eriksson jemals wegen Mißhandlung angezeigt worden? Das kann man doch zurückverfolgen. Das wäre vielleicht ein denkbarer Weg.«
    »Gleichzeitig gibt es ja auch andere Möglichkeiten«, sagte Ann-Britt Höglund, als habe sie das Bedürfnis, ihren früheren Vorschlag in Frage zu stellen. »Es gibt ja noch mehr Arbeitsplätze, wo Frauen dominieren. Zum Beispiel Krisengruppen für Frauen. Sogar die weiblichen Polizeiangestellten in Schonen haben ein eigenes Netzwerk.«
    »Wir müssen alle Alternativen untersuchen«, sagte Wallander. »Das kostet Zeit. Aber ich glaube, wir müssen einsehen, daß diese Ermittlung sich in viele Richtungen gleichzeitig verliert. Nicht zuletzt in die Vergangenheit. Alte Unterlagen durchzuarbeiten ist immer mühsam. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit.«
    In den letzten beiden Stunden bis Mitternacht berieten sie verschiedene Strategien, die parallel verfolgt werden sollten. Da Martinsson bei seiner Computersuche bisher keine neuen Verbindungen zwischen den drei Opfern gefunden hatte, mußten sie gleichzeitig auf verschiedenen Wegen

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