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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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weitersuchen.
    Kurz vor Mitternacht kamen sie nicht mehr weiter.
    Hansson stellte die letzte Frage, auf die alle den ganzen Abend gewartet hatten. »Wird es noch einmal passieren?«
    »Niemand weiß es«, sagte Wallander. »Leider befürchte ich, daß es möglich ist. Ein Gefühl sagt mir, daß an dem Ganzen etwas Unvollendetes ist. Fragt mich nicht, warum. Es ist eben so. Etwas so Unpolizeiliches wie ein Gefühl. Intuition vielleicht.«
    »Ich habe auch ein Gefühl«, sagte Svedberg.
    |418| Er sagte das mit solchem Nachdruck, daß sie alle überrascht waren.
    »Kann es nicht so sein, daß einfach eine Mordserie auf uns zukommt, die sich ins Unendliche fortsetzt? Wenn es jemand ist, der mit seinem rächenden Finger auf Männer zeigt, die Frauen schlecht behandelt haben? Dann nimmt es nie ein Ende.«
    Wallander wußte, daß Svedberg sehr wohl recht haben konnte. Er selbst hatte die ganze Zeit versucht, sich gegen den Gedanken zu wehren. »Die Gefahr besteht«, sagte er. »Was wiederum bedeutet, daß wir die betreffende Person so schnell wie möglich fassen müssen.«
    »Verstärkung«, sagte Nyberg, der sich in den letzten zwei Stunden kaum geäußert hatte. »Sonst geht es nicht.«
    »Ja«, sagte Wallander. »Ich sehe ein, daß wir die brauchen. Vor allem nach dem, was wir heute abend besprochen haben. Wir können nicht noch mehr arbeiten.«
    Hamrén hob die Hand zum Zeichen, daß er etwas sagen wollte. Er saß zusammen mit den beiden Beamten aus Malmö an der unteren Schmalseite des Tisches. »Das letzte will ich gern unterstreichen«, sagte er. »Ich habe selten oder noch nie eine so effektive Polizeiarbeit mit so wenigen Personen erlebt wie hier. Weil ich im Sommer auch hier war, kann ich feststellen, daß das offenbar keine Ausnahme war. Wenn ihr Verstärkung anfordert, wird kein vernünftiger Mensch das abschlagen.«
    Die beiden Polizisten aus Malmö nickten zustimmend.
    »Ich werde morgen mit Lisa Holgersson darüber sprechen«, sagte Wallander. »Außerdem will ich mich darum bemühen, daß wir ein paar Frauen dazubekommen. Und sei es nur, um die Stimmung zu heben.«
    Die Atmosphäre bleierner Müdigkeit verflog für einen Augenblick. Wallander ergriff die Gelegenheit und erhob sich. Es war wichtig zu wissen, wann man eine Sitzung beenden mußte. Jetzt war es soweit. Sie kamen nicht mehr weiter. Sie mußten schlafen.
    Wallander ging in sein Büro, um seine Jacke zu holen. Er blätterte den ständig wachsenden Stapel von Telefonmitteilungen durch. Statt die Jacke anzuziehen, ließ er sich auf den Stuhl sinken. Schritte entfernten sich auf dem Korridor. Kurz danach war |419| es still. Er senkte die Arbeitslampe auf den Tisch, so daß der Raum im Halbdunkel lag.
    Es war halb eins. Ohne nachzudenken, griff er zum Telefon und wählte Baibas Nummer in Riga. Sie hatte unregelmäßige Schlafgewohnheiten, wie er. Manchmal ging sie früh ins Bett, aber ebensooft konnte sie halbe Nächte auf sein. Er wußte es nie im voraus. Jetzt meldete sie sich sofort. Sie war wach gewesen. Wie immer versuchte er, ihrem Tonfall zu entnehmen, ob sie sich über seinen Anruf freute. Er war sich nie sicher. Diesmal hatte er das Gefühl, daß sie irgendwie abwartend klang. Das verunsicherte ihn sofort. Er wollte Garantien dafür, daß alles war, wie es sein sollte. Er fragte, wie es ihr ginge, erzählte von der mühsamen Ermittlung. Sie stellte ein paar Fragen. Dann wußte er nicht, was er noch sagen sollte. Schweigen auf beiden Seiten zwischen Ystad und Riga.
    »Wann kommst du?« fragte er schließlich.
    Ihre Gegenfrage überraschte ihn. Auch wenn sie eigentlich logisch war. »Willst du wirklich, daß ich komme?«
    »Warum sollte ich das nicht?«
    »Du rufst nie an. Und wenn du anrufst, erklärst du mir, daß du eigentlich keine Zeit hast, mit mir zu sprechen. Wie solltest du da Zeit haben, mich zu treffen, wenn ich komme?«
    »So ist es nicht.«
    »Wie ist es dann?«
    Woher die Reaktion kam, wußte er nicht. Weder als es geschah, noch nachher. Er versuchte, seinen eigenen Impuls zu stoppen. Aber es gelang ihm nicht. Er knallte den Hörer auf. Starrte das Telefon an. Dann stand er auf und ging. Schon bevor er an der Vermittlung vorbeikam, bereute er es. Aber er kannte Baiba gut genug, um zu wissen, daß sie nicht abnehmen würde, wenn er jetzt wieder anriefe.
    Er trat in die Nachtluft hinaus. Ein Streifenwagen rollte gerade fort und verschwand unten am Wasserturm.
    Es war windstill. Die Nachtluft kühl. Klarer Himmel. Dienstag, der 19.  

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