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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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mit dem Zug gefahren ist. Der Mann in Falsterbo heißt Tandvall. Erik Gustav Tandvall. Er erzählt ohne Umschweife, daß er Besuch von Krista Haberman hatte. Ohne daß es direkt zur Sprache kommt, ahnt man, daß sie ein Verhältnis hatten. Aber der Polizeibeamte Nilsson aus Östersund kann an dem Ganzen nichts Verdächtiges finden. Das Verhältnis zwischen Haberman und Tandvall war lange vor ihrem spurlosen Verschwinden zu Ende. Tandvall hat mit Sicherheit nichts mit ihrem Verschwinden zu tun. Damit wird er abgeschrieben und taucht in der Ermittlung nie wieder auf.«
    Hansson hatte aus seinen Notizen gelesen. Jetzt blickte er in die Runde der Zuhörenden. »Der Name kam mir irgendwie bekannt vor. Tandvall. Ein ungewöhnlicher Name. Ich hatte das Gefühl, ihn schon einmal gelesen zu haben. Es dauerte eine Weile, bis mir einfiel, wo. In einer Liste von Leuten, die als Autoverkäufer für Holger Eriksson gearbeitet hatten.«
    Es war jetzt vollkommen still im Raum. Die Spannung war groß. Alle erkannten, daß Hansson sich zu einem sehr wichtigen Zusammenhang vorgearbeitet hatte.
    |407| »Der Autoverkäufer hieß nicht Erik Tandvall«, fuhr Hansson fort, »sondern Göte. Göte Tandvall. Unmittelbar vor dieser Sitzung bekam ich die Bestätigung, daß er Erik Tandvalls Sohn ist. Ich sollte vielleicht noch sagen, daß Erik Tandvall vor ein paar Jahren gestorben ist. Den Sohn habe ich noch nicht ausfindig gemacht.«
    Hansson schwieg.
    Lange Zeit sagte keiner etwas.
    »Das heißt mit anderen Worten«, sagte Wallander langsam, »daß es eine Möglichkeit gibt, daß Holger Eriksson Krista Haberman gekannt hat: eine Frau, die dann spurlos verschwindet. Eine Frau aus Svenstavik. Wo es eine Kirche gibt, die einer Verfügung in Holger Erikssons Testament zufolge eine Schenkung erhält.«
    Wieder wurde es still im Raum.
    Alle sahen, was das bedeutete.
    Endlich zeigten sich die ersten Zusammenhänge.

|408| 29
    Kurz vor Mitternacht sah Wallander ein, daß sie nicht mehr konnten. Sie saßen seit fünf Uhr zusammen und hatten nur kurze Pausen gemacht, um zu lüften.
    Hansson hatte den Anstoß gegeben. Sie hatten einen Zusammenhang gesichert. Die Konturen eines Menschen, der sich schattengleich zwischen den drei getöteten Männern bewegte, begannen hervorzutreten. Auch wenn sie immer noch nur mit Vorsicht das Motiv als bekannt bezeichneten, hatten sie jetzt das Gefühl, sich am äußeren Rand einer Reihe von Ereignissen zu bewegen, deren gemeinsamer Nenner Rache war.
    Wallander hatte zu einem gemeinsamen Vorrücken durch das unwegsame Terrain gesammelt, Hansson war gekommen und hatte ihnen die Richtung gewiesen. Aber noch immer hatten sie keine Karte, der sie folgen konnten.
    Es hatte auch Zweifel in der Gruppe gegeben. Konnte dies wirklich richtig sein? Daß ein sonderbares Verschwinden vor vielen Jahren, beleuchtet durch fast elf Kilo Untersuchungsmaterial von inzwischen toten Polizisten in Jämtland, ihnen helfen konnte, einen Täter zu entlarven, der unter anderem in einem schonischen Graben angespitzte Bambusstäbe aufstellte?
    Erst als sich einige Minuten nach sechs die Tür öffnete und Nyberg hereinkam, verflogen die Zweifel. Nyberg machte sich nicht einmal die Mühe, sich auf seinen Platz unten am Tisch zu setzen. Er ließ ganz gegen seine Art Anzeichen von Erregung erkennen.
    »Es lag ein Zigarettenstummel draußen auf dem Steg«, sagte er. »Wir konnten einen Fingerabdruck darauf identifizieren.«
    Wallander sah ihn fragend an. »Das geht doch nicht«, sagte er. »Fingerabdrücke auf einer Zigarettenkippe?«
    »Wir haben Glück gehabt«, sagte Nyberg. »Du hast recht, daß |409| es normalerweise nicht geht. Aber es gibt eine Ausnahme. Wenn sie nämlich selbstgedreht ist. Und das war diese.«
    Es wurde still im Raum. Zuerst hatte Hansson ein denkbares, ja sogar wahrscheinliches Verbindungsglied zwischen einer seit vielen Jahren verschwundenen Polin und Holger Eriksson gefunden, und jetzt kam Nyberg und sagte, daß Fingerabdrücke auf Runfelts Koffer und von der Stelle, wo Blomberg in seinem Sack gefunden worden war, identisch waren.
    Es war beinahe zuviel auf einmal. Eine Ermittlung, die sich bis dahin mühsam vorangeschleppt und noch kaum Bewegung gezeigt hatte, kam plötzlich eindeutig in Fahrt.
    Nachdem er seine Neuigkeit präsentiert hatte, setzte sich Nyberg.
    »Ein rauchender Täter«, sagte Martinsson. »Der ist heute leichter zu finden als vor zwanzig Jahren. Wenn man bedenkt, daß immer weniger Menschen

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