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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gegangen. Auch eine Pulsader ist nicht getroffen worden. Das bedeutet, daß er ziemlich lange da gehangen haben kann, bevor er starb. Die Todesursache kann als Ertrinken beschrieben werden.«
    |150| »Was heißt das?« fragte Wallander verwundert. »Er hing doch in einem Graben. Da konnte er doch nicht ertrinken.«
    »Der Arzt, mit dem ich gesprochen habe, hatte eine Menge unschöner Details auf Lager«, sagte Martinsson. »Er meinte, die Lungen wären so voll gewesen mit Blut, daß Holger Eriksson zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr atmen konnte. Ungefähr so, als wäre er ertrunken.«
    »Wir müssen wissen, wann er starb«, sagte Wallander. »Ruf sie noch einmal an. Irgendwas werden sie doch wohl sagen können.«
    »Ich sehe zu, daß du die Papiere kriegst, sobald sie kommen.«
    »Das glaube ich erst, wenn ich sie habe. So viel, wie hier verlegt wird.«
    Es war nicht seine Absicht gewesen, Martinsson zu kritisieren. Erst draußen auf dem Flur sah Wallander ein, daß seine Worte mißverstanden werden konnten. Aber jetzt war es zu spät, noch etwas daran zu ändern. Er ging zur Anmeldung und holte Sven Tyrén, der auf einem Plastiksofa saß und auf den Fußboden starrte. Er war unrasiert und hatte blutunterlaufene Augen. Der Geruch von Öl und Benzin war sehr stark. Sie gingen in Wallanders Zimmer.
    »Warum haben Sie den Mörder von Holger noch nicht gefaßt?« fragte Sven Tyrén.
    Tyréns Art irritierte Wallander sofort. »Wenn Sie mir hier und jetzt erzählen, wer es ist, dann fahre ich persönlich raus und hole ihn«, sagte er.
    »Ich bin ja kein Polizist.«
    »Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen. Wenn Sie Polizist wären, hätten Sie keine so dumme Frage gestellt.«
    Wallander hob abwehrend die Hand, als Tyrén den Mund öffnete, um zu protestieren.
    »Jetzt stelle ich hier die Fragen«, sagte er.
    »Stehe ich unter irgendeinem Verdacht?«
    »Nein. Aber ich stelle die Fragen. Und Sie sollen antworten auf das, was ich frage. Sonst nichts.«
    Sven Tyrén zuckte die Achseln. Wallander hatte plötzlich das Gefühl, daß Tyrén mißtrauisch und auf der Hut war. Alle polizeilichen |151| Instinkte Wallanders waren auf einmal hellwach. Seine erste Frage war die einzige, die er vorbereitet hatte.
    »Harald Berggren, sagt Ihnen der Name was?«
    Sven Tyrén betrachtete ihn. »Ich kenne niemand, der Harald Berggren heißt. Sollte ich das?«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Denken Sie nach!«
    »Ich brauch nicht nachzudenken. Wenn ich sicher bin, bin ich sicher.«
    Wallander schob ihm das Foto hin und zeigte darauf. Sven Tyrén beugte sich vor.
    »Kennen Sie einen von den Männern auf diesem Bild? Sehen Sie genau hin. Lassen Sie sich Zeit.«
    Sven Tyrén nahm das Foto in seine ölverschmierten Finger. Er betrachtete es lange. Wallander hatte vage zu hoffen begonnen, als Tyrén es wieder hinlegte.
    »Ich hab noch nie einen von ihnen gesehen.«
    »Sie haben lange geguckt. Dachten Sie, doch einen von ihnen zu kennen?«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, ich soll mir Zeit lassen. Wer sind die Männer? Wo ist das aufgenommen?«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich hab noch nie einen von ihnen gesehen.«
    Wallander spürte, daß Tyrén die Wahrheit sagte.
    »Das sind drei Söldner«, sagte er. »Es ist vor gut dreißig Jahren in Afrika aufgenommen worden.«
    »Fremdenlegion?«
    »Nicht direkt. Aber so ähnlich. Soldaten, die für die Seite kämpfen, die am besten bezahlt.«
    »Man muß ja leben.«
    Wallander sah ihn fragend an. Aber er unterließ es, sich zu erkundigen, was Tyrén damit eigentlich meinte.
    »Haben Sie davon reden hören, daß Holger Eriksson eventuell Kontakt zu Söldnern hatte?«
    »Holger Eriksson hat Autos verkauft. Ich dachte, das hätten Sie kapiert.«
    |152| »Holger Eriksson hat außerdem Gedichte geschrieben und Vögel beobachtet«, sagte Wallander und verbarg nicht seine Irritation. »Haben Sie Holger Eriksson von Söldnern sprechen hören oder nicht? Oder von Kriegen in Afrika?«
    Sven Tyrén starrte ihn an. »Warum müssen Polizisten so unangenehm sein?« fragte er.
    »Weil wir nicht immer mit angenehmen Dingen zu tun haben«, erwiderte Wallander. »Ich bitte noch einmal darum, daß Sie nur auf meine Fragen antworten. Nichts anderes. Keine persönlichen Kommentare, die nicht zur Sache gehören.«
    »Und was, wenn ich das nicht tue?«
    Wallander wurde klar, daß er im Begriff war, sich eines Dienstvergehens schuldig zu machen. Aber es war ihm egal. Der Mann auf der anderen Seite seines Schreibtischs

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