Wallander 06 - Die fünfte Frau
er nur. »Aber was weiß ich?«
Svedberg war unverheiratet und hatte nie eine Beziehung zu |230| irgendeiner Frau erwähnt. Er war über vierzig und schien mit seinem Junggesellenleben zufrieden zu sein.
Wallander gab ihm ein Zeichen weiterzumachen.
»In mindestens zwei Fällen pro Jahr verdächtigt ein Unternehmer Angestellte des Diebstahls. Außerdem haben wir eine Reihe von Überwachungsaufträgen gefunden, die nicht ganz klar sind. Das Ganze ergibt ein ziemlich gemischtes Bild. Seine Aufzeichnungen sind nicht besonders ausführlich. Aber er hat ganz ordentlich kassiert.«
»Da haben wir auf jeden Fall die Erklärung dafür, wie er sich so teure Auslandsreisen leisten konnte«, sagte Wallander. »Er hat 30 000 Kronen für die Reise nach Nairobi bezahlt, aus der nichts wurde.«
»Er hatte einen Auftrag, als er starb«, sagte Ann-Britt Höglund.
Sie legten einen Kalender auf den Schreibtisch. Wallander dachte an die Brille, die er noch immer nicht hatte. Er sah gar nicht hin.
»Es scheint einer seiner gewöhnlichsten Aufträge gewesen zu sein«, fuhr sie fort. »Eine Frau Svensson hat ihren Mann im Verdacht, ihr untreu zu sein.«
»Hier in Ystad?« fragte Wallander. »Oder hat er auch außerhalb gearbeitet?«
»1987 hatte er einen Auftrag in Markaryd«, sagte Svedberg. »Das liegt am nördlichsten. Ansonsten nur Schonen. 1991 reist er zweimal nach Dänemark und einmal nach Kiel. Ich habe mir die Details noch nicht angesehen. Aber es geht um einen Ersten Maschinisten auf einer Fähre, der eine Geschichte mit einer Kellnerin gehabt zu haben scheint, die auch auf der Fähre arbeitete. Seine Frau in Skanör hatte offenbar recht mit ihrem Verdacht.«
»Aber sonst ist er nur hier um Ystad herum tätig gewesen?«
»So würde ich das nicht sagen«, erwiderte Svedberg. »Südliches und östliches Schonen ist wohl eine korrektere Antwort.«
»Holger Eriksson?« fragte Wallander. »Habt ihr seinen Namen gefunden?«
Ann-Britt Höglund sah Svedberg an, der den Kopf schüttelte.
»Harald Berggren?«
»Auch nicht.«
|231| »Habt ihr irgendwas gefunden, was auf einen Zusammenhang zwischen Holger Eriksson und Gösta Runfelt hindeutet?«
Die Antwort war negativ. Sie hatten nichts gefunden. Es muß aber einen geben, dachte Wallander. Es ist undenkbar, daß es zwei verschiedene Täter gibt. Es ist genauso undenkbar, daß es zwei zufällige Opfer gewesen sind. Es gibt einen Zusammenhang. Wir haben ihn nur noch nicht gefunden.
»Ich begreife diesen Menschen nicht«, sagte Ann-Britt Höglund. »Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß er ein passionierter Blumenliebhaber ist. Gleichzeitig betätigt er sich als Privatdetektiv.«
»Menschen sind selten das, wofür man sie hält«, sagte Wallander und fragte sich im selben Moment, ob das auch für ihn galt.
»Er scheint also einiges Geld mit seiner Tätigkeit verdient zu haben«, sagte Svedberg. »Aber wenn ich mich richtig erinnere, hat er diese Einkünfte nicht in seiner Steuererklärung angegeben. Ist es vielleicht so einfach, daß er das hier geheimgehalten hat, damit das Finanzamt ihm nicht auf die Schliche kommt?«
»Wohl kaum«, sagte Wallander. »Privatdetektiv zu sein ist wohl in den Augen der meisten etwas Zwielichtiges.«
»Oder Kindisches«, sagte Ann-Britt Höglund. »Ein Spiel für Männer, die nie erwachsen werden.«
Wallander spürte eine vage Lust, ihr zu widersprechen. Aber weil er nicht wußte, wie er es formulieren sollte, unterließ er es.
Das Bild, das im Entwicklerbad hervortrat, zeigte einen Mann. Das Foto war im Freien aufgenommen. Keiner von ihnen konnte den Hintergrund identifizieren. Der Mann war in den Fünfzigern. Er hatte schütteres, kurzgeschnittenes Haar. Nyberg vermutete, daß die Bilder aus ziemlich großer Entfernung aufgenommen worden waren. Einige der Negative waren unscharf. Das konnte darauf hindeuten, daß Runfelt ein Teleobjektiv benutzt hatte, das auf Bewegungen empfindlich reagierte.
»Frau Svensson nimmt zum erstenmal am 9. September Kontakt zu ihm auf«, sagte Ann-Britt Höglund. »Am 14. und 17. September hat Runfelt notiert, ›an dem Auftrag gearbeitet‹.«
»Das ist nur wenige Tage bevor er nach Nairobi fliegen will«, sagte Wallander.
|232| Sie waren aus dem Fotolabor in den angrenzenden Raum gegangen. Nyberg hatte sich an den Schreibtisch gesetzt und sah eine Reihe von Dokumentenmappen mit Fotografien durch.
»Wer ist seine Klientin?« fragte Wallander. »Diese Frau Svensson?«
»Seine
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