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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Fahrradklammern an den Hosenbeinen trug.
    »Ich bin heute spät dran«, entschuldigte er sich. »Die Druckmaschine hatte einen Defekt.«
    »Tragen Sie auch in der Lilla Norregata die Zeitung aus?« wollte Wallander wissen.
    Stefansson begriff sofort. »Sie meinen, bei dem Polizisten, der erschossen wurde?«
    »Ja.«
    »Da ist eine alte Botin zuständig, Selma heißt sie, die älteste Zeitungsbotin in der Stadt. Sie hat 1949 angefangen. Was macht das? Siebenundvierzig Jahre!«
    »Wie heißt sie weiter?«
    »Nylander.«
    Stefansson reichte Wallander die Zeitung. »Es steht was über Sie drin«, sagte er.
    »Legen Sie sie oben hin«, sagte Wallander. »Ich komme vor heute abend sowieso nicht dazu.«
    Wallander würde pünktlich dasein, wenn er zu Fuß ginge, aber eine Verzögerung konnte er sich nicht leisten. Das neue Leben mußte einen weiteren Tag warten.
    Auf dem Parkplatz stieg Ann-Britt Höglund gerade aus ihrem Wagen.
    »Die Zeitungsbotin bei Svedberg heißt Selma Nylander«, sagte er. »Aber du hast vielleicht schon mit ihr gesprochen?«
    »Sie gehört zu den wenigen Menschen, die kein Telefon haben.«
    Wallander dachte an Sture Björklund und seinen Entschluß, das Telefon abzuschaffen. War das ein neuer und allgemein verbreiteter Trend?
    Sie gingen ins Sitzungszimmer. Wallander machte in der Tür |145| kehrt und holte sich eine Tasse Kaffee. Dann blieb er im Flur stehen und versuchte zu überlegen, wie er die Sitzung angehen sollte. Normalerweise war er immer gut vorbereitet. Aber jetzt fiel ihm nichts anderes ein, als die Fotos auf den Tisch zu legen und die Diskussion freizugeben.
    Er schloß die Tür hinter sich und setzte sich an seinen gewohnten Platz. Svedbergs Stuhl war leer. Keiner hatte sich dorthin gesetzt. Wallander holte den Umschlag mit den Fotos aus seiner Jackentasche. Er berichtete knapp darüber, wie er sie gefunden hatte. Daß ihm der Gedanke gekommen war, als er in betrunkenem Zustand in einem Taxi gesessen hatte, behielt er allerdings für sich. Seit er vor nun bald sechs Jahren angetrunken Auto gefahren und von einigen seiner Kollegen erwischt worden war, vermied er es überhaupt, den Alkohol zu erwähnen, den er dann und wann in sich hineinschüttete.
    Die Fotos lagen vor ihm. Hansson machte das Episkop klar.
    »Eins will ich jetzt schon sagen«, begann Wallander. »Das Mädchen ganz rechts auf dem großen Bild ist Astrid Hillström. Eine von den drei Jugendlichen, die seit Mittsommer verschwunden sind.«
    Er legte die Bilder in den Projektor. Schweigen herrschte rings um den Tisch. Wallander wartete, während er gleichzeitig die Bilder studierte. Neue Details kamen eigentlich nicht zum Vorschein. Er hatte in den vergangenen Nachtstunden intensiv sein Vergrößerungsglas gebraucht.
    Schließlich brach Martinsson das Schweigen. »Man darf wohl trotz allem sagen, daß Svedberg einen guten Geschmack hatte. Die Frau ist schön. Kennt sie jemand? Ystad ist eine Kleinstadt.«
    Keiner hatte sie je gesehen.
    Auch die drei anderen Jugendlichen auf dem zweiten Bild kannte keiner. Aber allen war klar, daß das Mädchen am rechten Rand Astrid Hillström war. Das Foto von ihr, das sich in der dünnen Ermittlungsmappe befand, zeigte große Ähnlichkeit. Nur war sie dort nicht verkleidet.
    »Ist das eine Maskerade?« fragte Lisa Holgersson. »Welche Zeit soll das darstellen?«
    »Siebzehntes Jahrhundert«, sagte Hansson entschieden.
    |146| Wallander blickte ihn erstaunt an. »Wieso glaubst du das?«
    »Vielleicht eher achtzehntes«, meinte Hansson, jetzt zögernder.
    »Ich glaube, eher sechzehntes«, warf Ann-Britt Höglund ein. »Die Zeit von Gustav Vasa. Da waren sie so gekleidet. Puffärmel und Trikots.«
    »Bist du sicher?« fragte Wallander.
    »Natürlich bin ich nicht sicher. Ich sage nur, was mir einfällt.«
    »Bis auf weiteres können wir alle Vermutungen auf sich beruhen lassen. Die wichtige Frage wird nicht sein,
wie
sie sich verkleidet haben, sondern warum. Aber so weit sind wir noch lange nicht.«
    Er blickte in die Runde, bevor er fortfuhr.
    »Das Foto einer Frau in den Vierzigern. Und ein Bild von einer Gruppe verkleideter Jugendlicher, von denen eine Astrid Hillström ist, die seit Mittsommer vermißt wird. Auch wenn sie wahrscheinlich zusammen mit den beiden anderen irgendwo in Europa herumreist. Das ist unser Ausgangspunkt. Ich finde diese beiden Fotos in einem geheimen Versteck zu Hause bei Svedberg, der ermordet worden ist. Mit den Ereignissen am Abend vor Mittsommer müssen wir

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