Wallander 07 - Mittsommermord
natürlich nicht so.«
»Warum natürlich nicht?«
»Es waren doch Jugendliche. Die von überall her in ihren Autos kamen. Und dann wieder verschwanden.«
»Was hat er noch gefragt?«
»Ob es Maskeraden gewesen wären«, sagte der Mann.
»Hat er das gefragt?«
»Ja.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Das hat er überhaupt nicht. Er |168| hat gefragt, ob diejenigen, die an diesen Festen teilnahmen, verkleidet gewesen wären.«
»Und waren sie das?«
Sie blickten Wallander verwundert an.
»Woher um Himmels willen sollten wir das wissen?« fragte der Mann.
»Wir waren ja nicht dabei. Und wir lauern nicht hinter den Gardinen. Es war Zufall, wenn wir etwas gesehen haben.«
»Aber etwas haben Sie trotz allem gesehen?«
»Die Feste fanden im Herbst statt. Es war dunkel. Da konnte man nicht sehen, ob die Leute sich ausstaffiert hatten.«
Wallander schwieg und dachte nach. »Was hat er sonst noch gefragt?« sagte er dann.
»Nichts. Er saß hauptsächlich da und kratzte sich mit einem Bleistift an der Stirn. Vielleicht war er eine halbe Stunde hier. Dann entschuldigte er sich und ging.«
Das Handy piepte. Es war Ann-Britt. »Sie pumpen ihr den Magen aus.«
»Also Selbstmordversuch?«
»Es kommt selten vor, daß Leute aus Versehen eine solche Menge Schlaftabletten schlucken.«
»Kann der Arzt ihren Zustand schon beurteilen?«
»Ihre Bewußtlosigkeit deutet auf eine Vergiftung hin. Deshalb gehen sie von einem Selbstmordversuch aus.«
»Kommt sie durch?«
»Ich habe jedenfalls nichts Gegenteiliges gehört.«
»Dann fährst du jetzt am besten nach Trelleborg.«
»Das hatte ich auch vor. Wir sehen uns später.«
Die Lundbergs schauten Wallander mit besorgten Blicken an.
»Sie wird durchkommen«, sagte er. »Aber ich muß mit ihren Eltern Kontakt aufnehmen.«
»Wir haben zwei Telefonnummern«, sagte der Mann und stand auf.
»Sie wollten, daß wir anrufen, wenn etwas mit dem Haus ist«, erklärte die Frau. »Aber sie haben nichts davon gesagt, daß wir wegen etwas anderem anrufen sollen.«
»Zum Beispiel, wenn Isa krank würde?«
|169| Sie nickte. Der Mann reichte Wallander einen Zettel. Er schrieb sich die beiden Nummern auf.
»Können wir sie im Krankenhaus besuchen?« fragte die Frau.
»Das können Sie sicher«, antwortete Wallander. »Aber warten Sie bis morgen. Ich glaube, das ist besser.«
Der Mann begleitete ihn hinaus.
»Haben Sie Schlüssel zu dem Haus?« fragte Wallander.
»Die würden sie uns nie anvertrauen.«
Wallander verabschiedete sich, fuhr zurück zu Edengrens Hof und ging zum Gartenhaus hinunter. Eine halbe Stunde lang durchsuchte er das Haus sorgfältiger. Was er suchte, wußte er nicht. Dann blieb er auf dem Diwan sitzen, auf dem er Isa Edengren gefunden hatte.
Es ist wie ein Spuk, dachte er. Svedberg besucht das Mädchen, das nicht auf dem Mittsommerfest war. Und das deshalb nicht verschwunden ist. Svedberg fragt nach Festen. Festen und verkleideten Menschen.
Und jetzt versucht Isa Edengren, sich das Leben zu nehmen, und Svedberg ist ermordet worden.
Er stand auf und verließ das Gartenhaus.
Er war unruhig. Nirgendwo fand er eine plausible Andeutung, die ihm eine Richtung vorgab.
Er stieg in seinen Wagen und fuhr zurück nach Ystad. Als nächstes wollte er Sture Björklund noch einen Besuch abstatten.
Es war kurz vor vier Uhr, als er auf den Hof einbog. Er klopfte an der Tür und wartete. Nichts. Sture Björklund war anscheinend nach Kopenhagen gefahren, falls er sich nicht in den USA befand, um seine neuesten Monsterideen anzubieten. Wallander hämmerte gegen die Tür, aber er wartete nicht auf eine Reaktion. Statt dessen ging er ums Haus herum. Der Garten auf der Rückseite war verwahrlost. Ein paar halb verrottete Gartenmöbel lagen im ungemähten Gras verstreut. Wallander trat an eins der Fenster und blickte hinein. Dann ging er weiter. Der hintere Flügel diente als Vorrats- und Geräteschuppen. Wallander drückte die Türklinke herunter. Die Tür war unverschlossen. Da er keinen Lichtschalter fand, sperrte er die Tür weit auf und verkeilte sie mit einem Stück Holz. Das Innere des Schuppens war ein einziges Durcheinander. |170| Als er schon wieder gehen wollte, fiel ihm eine Plane in einer Ecke auf, unter der sich etwas verbarg. Er kniete sich hin und hob die Plane an einer Ecke an. Eine Art von Maschine stand darunter. Vorsichtig machte er die ganze Plane los.
Es war tatsächlich eine Maschine. Oder eher ein Instrument.
Wallander konnte sich nicht erinnern, je
Weitere Kostenlose Bücher