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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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    »Ich möchte nur ein Mißverständnis aufklären.«
    Wallander wartete auf eine Fortsetzung, die aber nicht kam. Sie gingen zu seinem Büro. Die Armlehne fiel ab, als Enander sich auf den Besucherstuhl setzte.
    »Lassen Sie sie liegen. Der Stuhl ist kaputt«, sagte Wallander.
    David Enander kam direkt zur Sache. »Es handelt sich um Tynnes Falk, der vor einigen Tagen gestorben ist.«
    »Wir von uns aus haben den Fall abgeschlossen. Er starb eines natürlichen Todes.«
    »Das ist genau das Mißverständnis, das ich richtigstellen möchte«, sagte Enander und strich sich über die Stoppelfrisur.
    |98| Wallander sah, daß der Mann ihm gegenüber es wirklich ernst meinte. »Ich höre.«
    David Enander nahm sich Zeit und wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich bin viele Jahre lang Tynnes Falks Hausarzt gewesen. Er wurde 1981 mein Patient. Mit anderen Worten, vor mehr als fünfzehn Jahren. Er kam wegen eines Ausschlags an den Händen zu mir. Ich arbeitete damals in der Ambulanz des Krankenhauses. 1986 machte ich eine eigene Praxis auf, als die neue Klinik eingerichtet wurde. Herr Falk blieb mein Patient. Er war selten oder nie krank. Die allergischen Beschwerden traten nicht wieder auf, aber ich habe regelmäßig Gesundheitskontrollen bei ihm durchgeführt. Herr Falk war ein Mensch, der wissen wollte, wie es um ihn bestellt war. Er führte auch ein vorbildliches Leben und paßte auf sich auf. Aß vernünftig, trieb Sport, hatte geregelte Gewohnheiten.«
    Wallander fragte sich, worauf Enander hinauswollte. Er spürte, wie seine Ungeduld zunahm.
    »Ich war verreist, als er starb«, fuhr Enander fort. »Ich hörte es erst gestern, als ich nach Hause kam.«
    »Wie erfuhren Sie davon?«
    »Seine frühere Frau rief mich an.«
    Wallander nickte ihm zu, er solle weiterreden.
    »Sie sagte, die Todesursache sollte ein schwerer Herzinfarkt gewesen sein.«
    »Das ist uns auch mitgeteilt worden.«
    »Die Sache ist nur die, daß das nicht stimmen kann.«
    Wallander hob die Augenbrauen. »Und warum nicht?«
    »Ganz einfach. Noch vor zehn Tagen habe ich bei Falk eine gründliche Untersuchung durchgeführt. Sein Herz war in ausgezeichneter Verfassung. Er hatte die Kondition eines Zwanzigjährigen.«
    Wallander dachte nach. »Was wollen Sie mir eigentlich sagen? Daß unsere Ärzte sich geirrt haben?«
    »Ich bin mir sehr wohl dessen bewußt, daß in seltenen Fällen auch bei einer vollkommen gesunden Person ein Herzinfarkt auftreten kann. Aber ich weigere mich zu glauben, daß dies bei Herrn Falk der Fall gewesen ist.«
    |99| »Woran sollte er sonst gestorben sein?«
    »Das weiß ich nicht. An Herzversagen jedenfalls nicht.«
    »Ich werde es weiterleiten«, sagte Wallander. »War sonst noch etwas?«
    »Es muß etwas passiert sein«, sagte Enander. »Wenn ich es richtig verstanden habe, hatte er eine Kopfwunde. Ich glaube, er wurde überfallen. Getötet.«
    »Nichts spricht dafür. Er ist nicht beraubt worden.«
    »Es war nicht das Herz«, insistierte Enander. »Ich bin weder Gerichtsmediziner noch Obduzent. Ich kann nicht sagen, woran er gestorben ist. Aber das Herz war es nicht. Da bin ich mir sicher.«
    Wallander machte eine Notiz und schrieb Enanders Adresse und Telefonnummer auf. Dann stand er auf. Das Gespräch war beendet. Er hatte keine Zeit mehr.
    Sie trennten sich in der Anmeldung.
    »Ich bin mir sicher«, wiederholte Enander. »Mein Patient Tynnes Falk ist nicht an Herzversagen gestorben.«
    Wallander kehrte in sein Zimmer zurück. Er legte seine Notiz über Tynnes Falk in eine Schublade und verbrachte die folgende Stunde damit, einen Bericht über die Ereignisse der Nacht abzufassen.
    Im Jahr zuvor hatte Wallander einen Computer bekommen. Nach einem eintägigen Einführungskurs hatte er aber noch lange gebraucht, um einigermaßen mit dem Gerät umgehen zu können. Bis vor ein, zwei Monaten hatte er den Computer noch mit Widerwillen betrachtet. Aber eines Tages hatte er plötzlich eingesehen, daß er ihm seine Arbeit erleichterte. Auf seinem Schreibtisch herrschte nicht mehr das Durcheinander von losen Zetteln, auf denen er seine Gedanken und Beobachtungen festhielt. Durch den Computer hatte er eine bessere Ordnung bekommen. Doch noch immer schrieb er mit zwei Fingern und machte viele Fehler. Aber jetzt brauchte er nicht mehr dazusitzen und alle Tippfehler zu übermalen. Das allein war schon eine Erleichterung.
    Um elf kam Martinsson mit der Liste derer, die Schlüssel zu der Transformatorstation hatten. Es

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