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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nie vorgekommen. Ob er später wieder dabei gewesen ist, weiß ich nicht, weil dann die jungen schönen Serviererinnen die Arbeit übernahmen. Dass ich mich so gut daran erinnere, hat natürlich damit zu tun, dass meine Freunde und ich genauso dachten. Wenn die Russen Spione in Schweden hatten, was bestimmt der Fall war, dann waren die Amerikaner natürlich nicht untätig. Aber das wollten diese Offiziere partout nicht einsehen. Oder sie wollten ihre Einsicht nicht wahrhaben.«
    Sie stand auf, um Kaffee nachzuschenken. Wallander legte die Hand über die Tasse. Als sie sich wieder gesetzt hatte, bemerkte er ihre geschwollenen Beine und Krampfadern. Er meinte, sie dort vor sich zu sehen, zwischen den Offizieren im Festlokal.
    »Das ist alles, was ich noch weiß«, sagte sie. »Kann es Ihnen weiterhelfen?«
    »Ganz bestimmt«, sagte Wallander. »Jede Information, die wir bekommen, vergrößert unsere Chancen, das Geschehene aufzuklären.«
    Sie nahm ihre Brille ab und betrachtete ihn forschend. »Ist er auch tot?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Kann er sie getötet haben?«
    »Das wissen wir auch nicht. Aber natürlich ist alles möglich.«
    »So ist es ja meistens«, seufzte sie. »Die Männer bringen ihre Frauen um. Manchmal geben sie vor, sie hätten sich anschließend selbst das Leben nehmen wollen. Aber viele wagen es nicht.«
    »Ja«, sagte Wallander. »Das geschieht häufig. Wenn es drauf ankommt, erweisen viele Männer sich als ziemlich feige.«
    Sie begann plötzlich wieder zu weinen, kaum merkbar liefen ihr die Tränen über die Wangen. Wallander spürte erneut den Kloß im Hals. Hier sitzt sie inmitten all ihrer schweigenden Fotografien, dachte er. Die Einsamkeit ist ihre einzige Gesellschaft.
    »Früher habe ich nie geweint«, sagte sie und wischte sich die Wangen ab. »Aber er kommt immer öfter zurück zu mir, mein Mann, je älter ich werde. Ich glaube, er wartet auf mich, da unten in der Tiefe, er zieht mich. Bald folge ich ihm nach. Es kommt mir vor, als hätte ich mein Leben zu Ende gelebt. Dennoch geht es weiter, es schlägt und schlägt, das alte müde Herz. Nach dem eigenen Herbst kommt für andere der März.«
    »Fast ein Gedicht«, sagte Wallander.
    »Ich weiß«, sagte sie und lachte. »Eine alte Tante, die in einsamen Stunden poetischen Gedanken nachhängt.«
    Wallander stand auf und bedankte sich. Sie bestand darauf, ihn zum Auto zu begleiten, obwohl er sah, dass ihr die Beine wehtaten. Der Mann mit dem Rasenmäher war verschwunden.
    »Mit dem Sommer kommt die Sehnsucht«, sagte sie und griff nach seiner Hand. »Mein Mann ist seit über sechzig Jahren tot. Dennoch spüre ich manchmal eine intensive Sehnsucht nach ihm, wie damals, als wir uns gerade begegnet waren, in den wenigen Jahren, die wir zusammen hatten. Kann ein Polizist etwas Ähnliches erleben?«
    »Das kann er«, sagte Wallander. »Das kann er unbedingt.«
     
    Sie winkte, als er davonfuhr. Ein Mensch, den ich nie wiedersehen werde, dachte er. Er ließ die Ortschaft und die Wehmut, die der Besuch bei Fanny Klarström in ihm ausgelösthatte, hinter sich. Aber er konnte nicht aufhören, daran zu denken, was sie über Männer gesagt hatte, die ihre Frauen töten und dann zu feige sind, sich selbst das Leben zu nehmen. Dass Håkan von Enke Louise getötet haben konnte, war einer der ersten Gedanken gewesen, die Wallander nach seinem Treffen mit Herman Eber gehabt hatte. Es gab kein Motiv, keine Beweise, keine Spuren. Aber es war, als hätte ihn Fanny Klarström, indem sie die Worte ausgesprochen hatte, dazu gezwungen, sich der brüchigen Hypothese wieder zuzuwenden. Während er durch die småländischen Wälder fuhr, stellte er sich eine Ereigniskette vor, an deren Ende Louise von ihrem Mann getötet wurde.
    Als er zu Hause ankam, war ihm jedoch nichts wirklich klarer geworden.
    An diesem Abend lag er lange wach und dachte an Fanny Klarström, bevor er einschlief.

 
26
     
    Wallander hatte noch geschlafen, als das Telefon schrillte. Es war der alte Apparat seines Vaters, den er aus sentimentalen Gründen an sich genommen hatte, als das Haus seines Vaters in Löderup ausgeräumt worden war. Er wollte es klingeln lassen, stand dann aber doch auf und nahm ab. Es war eine der neuen jungen Frauen in der Anmeldung des Polizeipräsidiums. Ebba, die in all den Jahren dort gesessen hatte, war inzwischen pensioniert und mit ihrem Mann in die Nähe von Malmö gezogen, wo ihre Kinder lebten. Wallander konnte sich nie an den Namen der Neuen

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