Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
dir nicht verhehlen.«
    Von Enke sah ihn verständnislos an.
    »Du und Louise, ihr habt eine Tochter«, sagte Wallander. »Signe, die im Niklasgård ihr Leben verbringt. Ich weiß also sogar, wo sie ist. Von ihr hast du nichts erwähnt, nicht einmal deinem eigenen Sohn gegenüber.«
    Håkan von Enke saß stocksteif auf seinem Stuhl und starrte ihn an. Er ist ein Mann, der sich nicht oft überrumpeln lässt, dachte Wallander. Aber jetzt habe ich es getan.
    »Ich war da«, fuhr er fort. »Ich habe sie gesehen. Ich weiß auch, dass du sie regelmäßig besucht hast. Du warst sogar bei ihr, einen Tag bevor du verschwunden bist. Wir können uns natürlich dafür entscheiden, nicht die Wahrheit zu sagen, dann bringt dieses Gespräch keine Klarheit, sondern vermehrt nur all das, was sowieso schon im Dunkeln liegt. Die Entscheidung liegt bei uns. Oder richtiger gesagt, bei dir. Ich habe meine Wahl getroffen.«
    Wallander betrachtete von Enke und fragte sich, warum er zu zögern schien.
    »Du hast natürlich recht«, sagte von Enke schließlich.»Ich bin einfach so daran gewöhnt, Signes Existenz zu verheimlichen.«
    »Warum?«
    »Louises wegen. Sie hat immer eine eigentümliche Schuld Signe gegenüber empfunden. Obwohl ihre Behinderung kein Geburtsschaden war und auch nicht durch etwas verursacht worden war, was Louise während der Schwangerschaft getan oder gegessen oder getrunken hatte. Wir redeten nie über sie. Für Louise existierte Signe einfach nicht. Aber für mich schon. Es hat mich immer gequält, Hans nichts sagen zu können.«
    Wallander schwieg.
    Håkan von Enke erkannte plötzlich, warum. »Hast du es ihm erzählt? War das nötig?«
    »Ich hätte es als schändlich empfunden, ihn nicht davon zu unterrichten, dass er eine Schwester hat.«
    »Wie hat er es aufgenommen?«
    »Er war aufgebracht, was man natürlich verstehen kann. Er fühlte sich getäuscht.«
    Håkan von Enke schüttelte den Kopf. »Ich hatte es Louise versprochen und konnte mein Versprechen nicht brechen.«
    »Darüber musst du mit ihm selbst sprechen. Oder du lässt es bleiben. Was mich zu einer ganz anderen Frage bringt. Was hast du vor ein paar Tagen in Kopenhagen gemacht?«
    Håkan von Enkes Verblüffung war echt. Wallander spürte, dass er jetzt die Oberhand gewonnen hatte. Die Frage war nur, wie er das nutzen konnte, um den Mann auf der anderen Seite des Tisches dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen. Es waren noch einige Fragen offen.
    »Woher weißt du, dass ich in Kopenhagen war?«
    »Vorläufig beantworte ich die Frage nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Antwort im Augenblick irrelevant ist. Außerdem stelle ich hier die Fragen.«
    »Soll ich das so verstehen, dass dies ein regelrechtes Verhör ist?«
    »Nein. Aber vergiss nicht, dass du mit deinem Verschwinden deinem Sohn und meiner Tochter Ungeheures zugemutet hast. Eigentlich bin ich empört, wenn ich bedenke, wie du dich verhalten hast. Deine einzige Chance, mich zu besänftigen, besteht darin, meine Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.«
    »Ich will es versuchen.«
    Wallander setzte wieder an. »Hattest du Kontakt mit Hans?«
    »Nein.«
    »Hattest du es vor?«
    »Nein.«
    »Was hast du in Kopenhagen gemacht?«
    »Ich habe Geld geholt.«
    »Aber gerade hast du gesagt, du hättest keinen Kontakt mit Hans gehabt. Soweit ich weiß, verwaltet er deine und Louises Ersparnisse.«
    »Wir hatten ein Konto bei der Danske Bank, dessen Existenz wir für uns behielten. Ich habe nach meiner Pensionierung ein paar Beratungsaufträge für den Hersteller eines marinen Waffensystems übernommen. Das Honorar wurde in Dollar ausbezahlt. Natürlich war es eine Art von Steuerschwindel.«
    »Um welche Summen ging es dabei?«
    »Ich kann nicht sehen, dass die Summen von irgendeinem Interesse sind. Es sei denn, du hast vor, mich wegen Steuerhinterziehung anzuzeigen.«
    »Du wirst ernsterer Dinge verdächtigt. Aber antworte.«
    »Zirka eine halbe Million schwedische Kronen.«
    »Warum hattet ihr ein Konto bei einer dänischen Bank?«
    »Die dänische Krone schien stabil zu sein.«
    »Und du hattest keinen anderen Grund, nach Kopenhagen zu fahren?«
    »Nein.«
    »Wie bist du hingefahren?«
    »Mit dem Zug von Norrköping. Bis dahin bin ich mit dem Taxi gefahren. Eskil, den du kennengelernt hast, hat mich nach Fyrudden gebracht und mich wieder abgeholt, als ich zurückkam.«
    Wallander fand im Moment keinen Grund, am Wahrheitsgehalt dieser Angaben zu zweifeln. »Louise wusste also von deinem

Weitere Kostenlose Bücher