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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Entzugsbeschwerden und Angstzuständen kämpfte, war kein Grund für ihn, hier zu sein. Warum wollte Linda, dass er Mona in diesem Zustand sah? Sollte er irgendwie seine Schuld bekennen? Schuld woran? Er merkte, wie es in ihm hochkochte, während Linda und Mona miteinander sprachen. Dann fragte Mona, ob sie ihr Zimmer sehen wollten. Wallander verzichtete, doch Linda begleitete Mona ins Haus. In der Zwischenzeit ging er über den Hof. Das Handy in seiner Jackentasche klingelte.
    Es war Ytterberg. »Bist du im Dienst?«, fragte er. »Oder hast du noch Urlaub?«
    »Ich habe Urlaub«, sagte Wallander. »Zumindest bilde ich mir das ein.«
    »Ich hocke in meinem Büro. Vor mir liegt ein Bericht von unseren geheimen Kollegen beim Militär. Willst du wissen, was sie zu sagen haben?«
    »Es kann sein, dass wir unterbrochen werden.«
    »Ich glaube, wir schaffen es, wenn du mir ein paar Minuten gibst. Es ist ein außerordentlich magerer Bericht. Was bedeutet, dass fast alles für meine Augen oder für die anderer gewöhnlicher Polizisten als ungeeignet angesehen wird.Ich zitiere: Teile des Berichts unterliegen der Geheimhaltung . Vor uns werden nur ein paar Sandkörner ausgestreut. Die Perlen, wenn es denn welche gibt, behalten sie für sich.«
    Ytterberg hatte plötzlich einen Niesanfall. »Es ist eine Allergie«, entschuldigte er sich. »Irgendein Reinigungsmittel, das sie hier im Präsidium benutzen, vertrage ich nicht. Ich glaube, in Zukunft putze ich mein Büro selbst.«
    »Gute Idee«, sagte Wallander ungeduldig.
    »In dem Bericht wird das Folgende mitgeteilt, ich zitiere: Bei dem Material, unter anderem Mikrofilm und fotografische Negative sowie verschlüsselter Text, das in der Handtasche der Toten gefunden wurde, handelt es sich um militärisches Material, das der Geheimhaltung unterliegt. Der größere Teil ist überaus brisanter Natur und gerade deshalb als geheim eingestuft, damit er nicht in die Hände Unbefugter gelangt. Zitat Ende. Es besteht mit anderen Worten kein Zweifel.«
    »Dass das Material echt ist?«
    »Genau. Und es steht weiter in dem Bericht, dass ähnliches Material den Russen schon früher in die Hände gespielt worden sein muss. Sie sind durch schwedische Ausschlussmethoden überführt worden, über Kenntnisse zu verfügen, die sie nicht haben dürften. Verstehst du, wie ich das meine? Der Bericht ist in einer gelinde gesagt schwer begreifbaren militärischen Sprache abgefasst.«
    »Das kennen wir ja schon von unseren geheimen Kollegen. Warum sollte es anders sein, wenn geheime Militärs reden? Aber ich glaube, ich verstehe, was du meinst.«
    »Viel mehr enthält der Bericht nicht. Aber man kommt nicht um die Schlussfolgerung herum, dass Louise von Enke tatsächlich ihre Finger in die militärischen Marmeladentöpfe gesteckt hat. Sie hat nachrichtendienstliches Material verkauft. Gott weiß, woher sie es hatte.«
    »Es bleiben noch viele Fragen«, sagte Wallander. »Was geschahda draußen auf Värmdö? Warum wurde sie ermordet? Wen sollte sie treffen? Und warum nahm derjenige oder nahmen diejenigen das, was sie in der Handtasche hatte, nicht mit?«
    »Sie wussten vielleicht nicht, dass es da war.«
    »Sie hatte es vielleicht nicht bei sich«, sagte Wallander.
    »Mit der Möglichkeit rechnen wir auch. Dass es ihr jemand untergeschoben hat.«
    »Soweit ich sehe, ist das nicht unmöglich.«
    »Aber warum?«
    »Damit sie der Spionage verdächtigt würde.«
    »Aber ist sie denn keine Spionin?«
    »Es kommt mir vor, als befände ich mich in einem Labyrinth«, sagte Wallander. »Ich finde keinen Weg hinaus. Aber lass mich nachdenken über das, was du gerade erzählt hast. Eine wie hohe Priorität hat dieser Mord bei euch zurzeit?«
    »Eine sehr hohe. Es wird gemunkelt, dass er in einem Fernsehprogramm über aktuelle Verbrechensermittlungen behandelt werden soll. Die Chefs werden immer nervös, wenn die Medien mit ihren Mikrofonen anrücken.«
    »Schick sie zu mir«, sagte Wallander. »Ich habe keine Angst.«
    »Wer hat denn Angst? Ich mache mir lediglich Sorgen, dass ich ausraste, wenn mir dumme Fragen gestellt werden.«
    Wallander setzte sich auf die Bank und rekapitulierte noch einmal alles, was Ytterberg gesagt hatte. Er suchte nach Hohlräumen, fand aber keine. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.
     
    Mona hatte glänzende Augen, als Linda und sie zurückkamen. Wallander nahm an, dass sie geweint hatte. Er wollte nicht wissen, worüber sie gesprochen hatten. Aber er empfand auf einmal Mitleid

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