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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sein Besuch am Abend zuvor. Louise hatte Tee gemacht. Er sah ihr an, dass ihr nächtlicher Schlaf wahrscheinlich minimal gewesen war.
    Sie hatte eine telefonische Mitteilung für ihn von einem Kommissar namens Ytterberg, der den Fall des verschwundenen von Enke bearbeitete. Sie reichte ihm das schnurlose Telefon und ging hinaus in die Küche. In einem Spiegel an der Wand konnte Wallander sehen, dass sie mitten im Raum stehen geblieben war, reglos, den Rücken ihm zugewandt.
    Ytterberg sprach mit unverkennbarem norrländischem Dialekt. »Die Ermittlung ist eingeleitet«, begann er. »Wir sind inzwischen der Meinung, dass etwas passiert ist. Ich habe es so verstanden, dass seine Frau wünscht, dass du seine Papiere durchsiehst.«
    »Habt ihr das nicht schon getan?«
    »Seine Frau hat es getan, ohne etwas zu finden. Ich nehme an, sie will, dass du alles noch einmal kontrollierst.«
    »Habt ihr irgendeinen Anhaltspunkt? Hat jemand ihn gesehen?«
    »Wir haben nur einen unsicheren Zeugen, der glaubt, ihn im Lilljansskog gesehen zu haben. Das ist alles.«
    Wallander hörte, wie Ytterberg in gereiztem Ton jemanden bat, später wiederzukommen.
    »Daran gewöhne ich mich nie«, sagte Ytterberg. »Dass die Leute nicht mehr anklopfen.«
    »Eines Tages wird der Reichspolizeichef vorschlagen, dass wir alle in Großraumbüros sitzen, um unsere Effektivität zu erhöhen«, sagte Wallander. »Jeder kann die Zeugen des anderen verhören, sich in die Ermittlungen der Kollegen einmischen.«
    Ytterberg kicherte zufrieden. Wallander dachte, dass er sich jetzt einen guten Kontakt bei der Stockholmer Polizei geschaffen hatte.
    »Noch eins«, sagte Ytterberg. »Håkan von Enke war in seiner aktiven Zeit ein sehr hoher Militär. Die Sicherheitspolizei wird sich routinemäßig mit dem Fall befassen. Unsere geheimen Kollegen sehnen sich immer danach, einen möglichen Spion zu finden.«
    Wallander war verblüfft. »Existiert ein Verdacht?«
    »Natürlich nicht. Aber sie müssen ja etwas vorzuweisen haben, wenn über das Budget des nächsten Jahres entschieden wird.«
    Wallander entfernte sich ein paar Schritte von der offenen Küchentür. »Unter uns«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Was ist deiner Meinung nach passiert? Abgesehen von allen Fakten, wenn du nur von deiner Erfahrung ausgehst?«
    »Es sieht ernst aus. Er kann draußen im Wald überfallen und entführt worden sein. Das ist es, was ich im Moment glaube.«
    Vor dem Ende des Gesprächs ließ Ytterberg sich Wallanders Handynummer geben. Wallander kehrte zu seiner Teetasse zurück und dachte, dass er viel lieber Kaffee getrunken hätte. Louise kam aus der Küche zurück und sah ihn fragend an.
    Wallander schüttelte den Kopf. »Nichts Neues. Aber sie nehmen sein Verschwinden äußerst ernst.«
    Sie blieb vor dem Sofa stehen. »Ich weiß, dass er tot ist«, sagte sie plötzlich. »Bisher habe ich mich geweigert, das Schlimmste anzunehmen. Aber jetzt kann ich mich nicht mehr dagegen wehren.«
    »Dieser Gedanke muss einen Grund haben«, sagte Wallander vorsichtig. »Gibt es etwas Besonderes, was dich jetzt so denken lässt?«
    »Ich habe vierzig Jahre mit ihm zusammengelebt«, sagte sie. »Er würde mir so etwas nie antun. Weder mir noch dem Rest der Familie.«
    Sie verließ hastig das Zimmer. Wallander hörte, wie die Tür zum Badezimmer geschlossen wurde. Er wartete einen Augenblick, stand auf und ging leise in den Flur zu den Schlafzimmern und lauschte. Er hörte sie hinter der geschlossenen Tür weinen. Obwohl er nicht besonders gefühlsbetont war, spürte er einen Kloß im Hals. Er trank seinen Tee aus und ging dann zu dem Arbeitszimmer, in dem er am Vorabend gewesen war. Die Vorhänge waren noch geschlossen. Er zog sie zur Seite und ließ Licht herein. Dann ging er den Schreibtisch durch, Schublade für Schublade. Überall herrschte große Ordnung, jedes Ding an seinem Platz. In einer der Schubladen lagen eine Anzahl alte Pfeifen, Pfeifenreiniger und etwas, was einem Putztuch glich. Wallander wandte sich der anderen Schreibtischseite zu. Die gleiche Ordnung, Schulzeugnisse, Bescheinigungen, ein Pilotenschein. Im März 1958 hatte Håkan von Enke die Flugerlaubnis für einmotorige Flugzeuge erworben, die Prüfung hatte er auf dem Flugplatz Bromma abgelegt. Er hat also nicht nurin der Tiefe gelebt, dachte Wallander. Er tat es nicht nur den Fischen, sondern auch den Vögeln gleich.
    Wallander nahm von Enkes Abiturzeugnis von der Norra Latin in die Hand. In Geschichte und Schwedisch

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