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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Arbeitswagen verschwand. Dann rief er Martinsson über die Direktverbindung im Polizeipräsidium an. Der Anrufbeantworter informierte ihn, dass Martinsson sich an diesem Tag in Lund auf einem Seminar über illegale Flüchtlingstransporte befand. Wallander überlegte einen Augenblick, ob er Kristina Magnusson anrufen sollte. Aber er ließ es. Er löste noch einige Kreuzworträtsel, taute den Kühlschrank ab und machte einen langen Spaziergang mit Jussi. Er langweilte sich, und die fehlende Arbeit machte ihn rastlos. Als das Telefon klingelte, stürzte er sich auf den Hörer, als hätte er endlos lange auf das Zeichen gewartet. Eine junge, beinahe zwitschernde weibliche Stimme fragte ihn, ob er daran interessiert sei, eine Massageanlage zu mieten, die im Kleiderschrank aufbewahrt werden konnte und auch aufgebaut nicht viel Platz beanspruchte. Wallander knallte den Hörer auf die Gabel, bereute aber sofort, ein Mädchen angeschnauzt zu haben, das dies kaum verdiente.
    Es klingelte erneut. Er zögerte, ob er sich melden sollte, nahm aber dann den Hörer ab. Es rauschte in der Leitung,das Gespräch kam von weit her. Die englisch sprechende Stimme erreichte ihn mit Zeitverzögerung.
    Es war ein Mann, der fragte, ob er mit der richtigen Person spreche, er suche Kurt, Kurt Wallander. Sei er Kurt Wallander?
    »Das bin ich«, rief Wallander in das Rauschen hinein. »Aber wer sind Sie?«
    Es hörte sich an, als wäre das Gespräch unterbrochen. Wallander wollte schon auflegen, als die Stimme wiederkehrte, diesmal deutlicher, näher.
    »Wallander?«, rief der Mann. »Sind Sie es, Kurt?«
    »Ja, das bin ich!«
    »Hier ist Steven Atkins. Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Ja«, sagte Wallander. »Sie sind Håkans Freund.«
    »Ist er wieder da?«
    »Nein.«
    »Haben Sie nein gesagt?«
    »Ja, ich habe nein gesagt!«
    »Er ist also seit einer Woche verschwunden?«
    »Ja. So muss man sagen.«
    In der Leitung begann es wieder zu rauschen. Wallander vermutete, dass Steven Atkins vom Handy aus telefonierte.
    »Ich mache mir Sorgen«, rief Atkins. »Er ist kein Mann, der einfach verschwindet.«
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«
    »Am Sonntag vor acht Tagen. Am Nachmittag. Swedish time.«
    Am Tag bevor er verschwand, dachte Wallander.
    »Hat er Sie angerufen, oder Sie ihn?«
    »Er hat angerufen. Er sagte, er sei zu einer Schlussfolgerung gekommen.«
    »Worüber?«
    »Das weiß ich nicht. Das hat er nicht gesagt.«
    »Nur das? Eine Schlussfolgerung? Er muss doch mehr gesagt haben.«
    »Das muss er keineswegs. Er war sehr vorsichtig, wenn er am Telefon sprach. Manchmal rief er mich von einem öffentlichen Telefon an.«
    Die Verbindung schwankte wieder. Wallander hielt den Atem an. Er wollte den Kontakt nicht verlieren.
    »Ich will wissen, was passiert ist«, sagte Atkins. »Ich mache mir Sorgen.«
    »Hat er etwas davon gesagt, dass er verreisen wollte?«
    »Er wirkte froher als seit langem. Håkan konnte recht düsterer Stimmung sein. Er mochte es nicht, alt zu werden, fürchtete, dass die Zeit ihm nicht mehr reichen würde. Wie alt sind Sie, Kurt?«
    »Ich bin sechzig.«
    »Das ist kein Alter. Haben Sie eine E-Mail-Adresse, Kurt?«
    Wallander buchstabierte mühsam seine Adresse, sagte aber nicht, dass er sie so gut wie nie benutzte.
    »Ich schreibe Ihnen, Kurt«, rief Atkins. »Warum kommen Sie nicht her und besuchen uns? Aber finden Sie Håkan vorher.«
    Die Verbindung wurde wieder schlechter und brach dann ab. Wallander blieb mit dem Hörer in der Hand stehen. Why don’t you come over? Dann legte er den Hörer auf und setzte sich an den Küchentisch. Aus dem fernen Kalifornien hatte Steven Atkins ihm neue Informationen gegeben. Direkt ins Ohr. Punkt für Punkt, Satz für Satz ging er das Gespräch mit Atkins durch. Am Tag vor seinem Verschwinden rief Håkan von Enke in Kalifornien an, nicht Sten Nordlander oder seinen Sohn. War es eine bewusste Wahl? Und genau dieses Gespräch, war es von einem öffentlichen Telefon aus geführt worden? War von Enke in die Stadt gegangen, um zu telefonieren? Das war eine offene Frage. Er schrieb alles auf, bis er das gesamte Gespräch durchgegangen war. Dann erhob er sich, trat ein paar Meter vom Tisch zurück und starrte seinen Notizblock an wie ein Maler, der aufDistanz zu seiner Staffelei geht. Natürlich war es Sten Nordlander gewesen, der Atkins Wallanders Telefonnummer gegeben hatte. Daran war nichts Seltsames. Atkins machte sich eben Sorgen wie alle anderen. Oder doch nicht? Wallander

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