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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war, eine Abhörvorrichtung an diesem Kabel anzubringen.
    Es gab jedoch ein Problem. Das Ochotskische Meer war über 600 000 Quadratkilometer groß. Wie sollte es möglich sein, die Lage des Kabels zu lokalisieren? Die Lösung erwies sich als ebenso unwahrscheinlich einfach wie die Idee selbst.
    Eines Nachts in seinem Büro im Pentagon erinnerte Bradley sich an die Sommer seiner Jugend am Mississippi. Diese Kindheitserinnerung löste auf einen Schlag sein Problem. An den Ufern des Flusses standen in regelmäßigen Abständen Schilder mit der Aufschrift: »Ankern verboten. Unterwasserkabel«. Von Wladiwostok abgesehen, war das östliche Russland die reine Einöde. Es dürfte also nicht allzuviele Stellen geben, an denen das Unterwasserkabel liegen konnte. Auch in der Sowjetunion existierten Schilder.
     
    Die Halibut lief aus und fuhr unter Wasser durch den Stillen Ozean. Nach einer abenteuerlichen Seereise mit mehrmaligem Sonarkontakt mit russischen U-Booten gelang es ihr, russische Territorialgewässer zu erreichen. Es war einer der riskantesten Momente der Operation, als das Boot durch einen Sund zwischen den Kurilen glitt. Es gelang nur dank der Tatsache, dass die Halibut mit den derzeit modernsten Systemen ausgestattet war, die vor Minensperren und Sonarerfassung warnten. Nach relativ kurzer Zeit wurde auch das Kabel gefunden. Jetzt stand der schwierigste Teil der Aufgabe bevor. Wie sollte man die Abhörvorrichtung an dem Kabel anbringen, ohne dass die Russen etwas merkten? Nach verschiedenen Fehlversuchen war sie schließlich am Kabel befestigt, und an Bord des U-Boots konnte man hören, wie die Russen an Land mit ihren U-Boot-Kapitänen sprachen und umgekehrt. Bradley wurde später zum Dank von Präsident Nixon empfangen, der ihm zu dem großen Erfolg gratulierte.
     
    Wallander ging aus dem Haus und setzte sich in den Garten. Es wehte ein kühler Wind, aber in der Ecke an der Hauswand befand er sich in Lee. Er hatte Jussi von der Leine gelassen, und der Hund verschwand auf der Rückseite des Hauses. Die Fragen, die er sich jetzt stellte, waren einfach: Wie war ein solcher Zylinder in einem schwedischen Bootsschuppen gelandet? In welcher Weise hatte das mit Håkan und Louise von Enke zu tun? Dies hier ist größer, als ich mir vorgestellt habe, dachte er. Hinter dem Verschwinden der beiden steckt etwas, zu dessen Verständnis mir die Voraussetzungen fehlen. Von jetzt an bin ich auf Hilfe angewiesen.
    Er zögerte noch, aber nicht lange. Dann ging er ins Haus und rief Sten Nordlander an. Die Verbindung war wie üblichschlecht, aber mit einiger Mühe konnten sie sich verständigen.
    »Wo bist du?«, fragte Wallander.
    »In der Gävlebucht. Schwacher Wind aus Südwest, leichte Bewölkung, ganz wunderbar mit anderen Worten. Wo bist du?«
    »Zu Hause. Du musst herkommen. Ich habe eine Idee. Es geht um den Zylinder. Nimmst du das Flugzeug?«
    »So wichtig ist es?«
    »Ich bin mir so sicher wie selten. Auf irgendeine Weise hat es mit Håkan von Enkes Verschwinden zu tun.«
    »Ich gestehe, dass ich neugierig bin.«
    »Es besteht natürlich das Risiko, dass ich mich irre. Aber dann bist du morgen wieder auf deinem Boot. Ich bezahle die Reise.«
    »Das ist nicht nötig. Aber rechne nicht vor dem späten Abend mit mir. Ich habe noch ein Stück bis nach Gävle hinein.«
    »Ich hole dich ab, wenn ich die Ankunftszeit weiß.«
    Es wurde sechs Uhr, bevor Nordlander wieder von sich hören ließ. Da war er in Arlanda und sollte eine Stunde später nach Malmö fliegen.
    Wallander machte sich fertig, um ihn abzuholen. Er ließ Jussi im Haus. Der Hund würde einen eventuellen Eindringling abschrecken.
    Die Maschine landete pünktlich. Wallander erwartete Sten Nordlander, als dieser durch die sich lautlos öffnenden Türen der Ankunftshalle trat. Zusammen fuhren sie zu Wallanders Haus, wo der merkwürdige Stahlzylinder auf sie wartete.

 
19
     
    Sten Nordlander erkannte den Stahlzylinder, den Wallander auf den Küchentisch gehoben hatte, sofort. Er hatte zwar in der Wirklichkeit noch keinen gesehen, kannte aber Entwürfe, Zeichnungen und Bilder und hatte eine klare Vorstellung von dem, was er da betrachtete.
    Er verbarg seine Verblüffung nicht. Wallander hatte entschieden, dass es nicht länger angebracht war, mit seinem Gast Katz und Maus zu spielen. War er im Leben Håkan von Enkes bester Freund gewesen, so sollte er auch, wenn es denn so schlimm stand, sein bester Freund im Tod sein können.
    Wallander stellte Kaffee auf den

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