Wallander 10 - Wallanders erster Fall
erst vor zwei Tagen ermordet worden.
»Ist es nicht so, daß Sie wissen, wer diese Frau ist? Aber daß Sie aus irgendeinem Grund nicht über sie sprechen wollen?«
Sie nahm die Sonnenbrille ab und blickte ihn an. »Ich weiß nicht, wer sie ist. Ich habe versucht, etwas herauszubekommen, aber es ist mir nicht gelungen.«
»Was haben Sie getan, um es herauszubekommen?«
»Das einzige, was ich tun konnte. Das Personal gebeten, mich anzurufen, sobald sie auftaucht. Und das haben sie auch getan. Aber ich bin bisher nie schnell genug gewesen.«
»Sie hätten das Personal doch auch bitten können, sie nicht hineinzulassen. Oder ihr Bescheid zu geben, daß sie Matilda nicht besuchen dürfe, ohne ihren Namen zu nennen.«
Elisabeth Lamberg sah ihn fragend an.
»Sie hat ihren Namen gesagt. Beim erstenmal, als sie da war. Hat Frau Johansson das nicht erzählt?«
»Nein.«
|254| »Sie hat sich als Siv Stigberg vorgestellt und gesagt, sie wohne in Lund. Aber es gibt dort keine Person dieses Namens. Das habe ich geprüft. Ich bin die Telefonbücher des ganzen Landes durchgegangen. Es gibt eine Siv Stigberg in Kramfors und eine in Motala. Ich bin sogar mit beiden in Kontakt getreten, aber keine hatte eine Ahnung, wovon ich redete.«
»Sie hat also einen falschen Namen angegeben. Vielleicht hat Margareta Johansson deshalb nichts gesagt.«
»Ja. Anders kann ich es mir nicht erklären.«
Wallander überlegte. Er glaubte jetzt, daß sie die Wahrheit sagte. »Das Ganze ist sehr merkwürdig. Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie es nicht schon beim letztenmal erzählt haben.«
»Mittlerweile denke ich auch, daß ich es hätte tun sollen.«
»Sie müssen sich darüber Gedanken gemacht haben, wer diese Frau ist. Warum sie diese Besuche macht.«
»Natürlich habe ich das. Und deshalb habe ich auch der Leiterin gesagt, daß sie Matilda weiterhin besuchen dürfe. Eines Tages werde ich es schaffen, rechtzeitig hinzukommen.«
»Und was tut sie, wenn sie dort ist?«
»Sie bleibt nur ganz kurz. Sie sieht Matilda an, aber sie sagt nie etwas. Obwohl Matilda es mitbekommt, wenn man mit ihr spricht.« »Haben Sie Ihren Mann nie nach dieser Frau gefragt?«
Ihre Stimme war voll Bitterkeit, als sie antwortete. »Warum hätte ich das tun sollen? Er interessierte sich nicht für Matilda. Sie war ein Mensch, der für ihn nicht existierte.«
Wallander erhob sich von dem Gartenstuhl.
»Ich habe trotzdem Antwort auf meine Frage erhalten«, sagte er.
Er fuhr auf direktem Weg ins Polizeipräsidium zurück. Das Gefühl, daß es eilte, war plötzlich sehr stark. Es war schon später Nachmittag geworden. Svedberg war in seinem Zimmer.
»Dann fahren wir nach Trelleborg«, sagte Wallander in der Tür. »Hast du die Adresse von diesem Fahrer?«
»Anton Eklund wohnt im Stadtzentrum.«
»Vielleicht ist es besser, du rufst an und fragst, ob er zu Hause ist.«
|255| Svedberg suchte die Telefonnummer heraus. Eklund meldete sich fast sofort.
»Wir sind willkommen«, sagte Svedberg, als er aufgelegt hatte. Sie fuhren in seinem Wagen, der besser war als Wallanders. Svedberg fuhr schnell und sicher. Zum zweitenmal an diesem Tag fuhr Wallander auf dem Strandväg nach Westen. Er erzählte von seinen Besuchen im Pflegeheim und bei Elisabeth Lamberg.
»Ich werde das Gefühl nicht los, daß diese Frau eine wichtige Rolle spielt«, sagte er, »und daß sie eindeutig etwas mit Simon Lamberg zu tun hatte.«
Sie fuhren schweigend weiter. Wallander nahm die Landschaft abwesend zur Kenntnis. Für einen Moment nickte er sogar ein. Seine Backe tat kaum noch weh. Die Zungenspitze hatte sich an die provisorische Krone gewöhnt.
Svedberg brauchte nur einmal zu fragen, um zu Anton Eklunds Adresse in Trelleborg zu gelangen. Es war ein rotes mehrgeschossiges Ziegelhaus in der Stadtmitte. Eklund wohnte im Parterre. Er hatte sie kommen sehen und wartete in der geöffneten Tür. Er war ein großgewachsener Mann mit grauer Haarpracht. Als er Wallander die Hand gab, drückte er so fest zu, daß es fast weh tat. Er bat sie einzutreten. Die Wohnung war klein. Es war für Kaffee gedeckt. Wallander bekam sofort den Eindruck, daß Eklund allein lebte. Die Wohnung war ordentlich geputzt, gab ihm aber trotzdem das Gefühl, daß hier ein einsamer Mann wohnte.
Seine Vermutung wurde bestätigt, sobald sie sich gesetzt hatten. »Ich lebe allein«, sagte Eklund. »Meine Frau ist vor drei Jahren gestorben. Da bin ich hierher gezogen. Ein einziges Jahr hatten wir als Rentner
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