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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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brauchte er von seiner Wohnung in der Mariagata zehn Minuten.
    Unterwegs dachte er über den Tag nach, der vor ihm lag. Wenn in der Nacht nichts Außergewöhnliches vorgefallen war, worum er morgens ständig betete, sollte er einen Drogendealer verhören, der am Tag zuvor festgenommen worden war. Außerdem lagen ständig stapelweise Akten der laufenden Untersuchungen auf seinem Tisch, um die er sich eigentlich kümmern müßte. Der Export gestohlener Luxusautos nach Polen war einer seiner trostlosesten Dauerbrenner.
    Er trat durch die Glastür des Polizeipräsidiums und nickte Ebba zu, die an der Anmeldung saß. Sie hatte eine neue Dauerwelle.
    »Schön wie immer«, sagte er.
    »Man tut, was man kann«, antwortete sie. »Aber du solltest |274| aufpassen, daß du nicht zunimmst. Geschiedene Männer neigen dazu.«
    Wallander nickte. Er wußte, daß sie recht hatte. Seit der Scheidung von Mona aß er immer unregelmäßiger und achtloser. Jeden Tag nahm er sich vor, diesen schlechten Gewohnheiten ein Ende zu machen, aber ohne Erfolg. Er ging in sein Zimmer, hängte seine Jacke auf und setzte sich an den Schreibtisch.
    Im selben Moment klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab. Es war Martinsson. Wallander war nicht überrascht. Sie beide waren die Frühaufsteher unter den Kriminalpolizisten.
    »Ich glaube, wir müssen nach Mossby rausfahren«, sagte Martinsson.
    »Was ist passiert?«
    »Ein Flugzeug ist abgestürzt.«
    Wallander hatte das Gefühl, als setze sein Herz einen Moment aus. Sein erster Gedanke war, daß eine Maschine im Anflug auf Sturup gewesen oder gerade von dort gestartet war. Dann war es eine Katastrophe, vielleicht mit vielen Toten.
    »Ein kleines Sportflugzeug«, fuhr Martinsson fort.
    Wallander atmete auf und verwünschte Martinsson, weil er ihm nicht gleich klare Angaben gemacht hatte.
    »Der Notruf ist eben erst eingegangen«, fuhr Martinsson fort. »Die Feuerwehr ist schon da. Offensichtlich hat die Maschine gebrannt.«
    Wallander nickte in den Telefonhörer. »Ich komme«, sagte er. »Wer ist sonst noch im Haus?«
    »Niemand, soweit ich weiß. Aber die Ordnungspolizei ist natürlich schon da.«
    »Dann fahren erst einmal wir beide hin.«
    Sie trafen sich in der Anmeldung. Als sie gehen wollten, kam Rydberg zur Tür herein. Er hatte Rheuma und sah blaß aus. Wallander berichtete in aller Kürze, was passiert war.
    »Fahrt ihr vor«, antwortete Rydberg. »Ich muß auf die Toilette, bevor ich irgend etwas anderes tue.«
    Martinsson und Wallander verließen das Polizeipräsidium und gingen zu Martinssons Wagen.
    »Er sieht schlecht aus«, sagte Martinsson.
    |275| »Es geht ihm auch schlecht«, gab Wallander zurück. »Rheuma. Und dann ist da auch noch etwas anderes. Irgend etwas mit den Harnleitern, glaube ich.«
    Sie fuhren die Küstenstraße entlang nach Westen.
    »Gib mir die Details«, sagte Wallander, während er auf das Meer hinausblickte. Noch immer zogen Nebelschwaden über das Wasser. »Es gibt keine Details«, antwortete Martinsson. »Die Maschine ist so gegen halb sechs abgestürzt. Ein Bauer hat angerufen. Offensichtlich liegt die Absturzstelle nördlich von Mossby, draußen auf einem Acker.«
    »Wissen wir, wie viele in der Maschine saßen?«
    »Nein.«
    »Sturup muß einen Notruf rausgeschickt haben, daß ein Flugzeug vermißt wird. Wenn die Maschine in Mossby abgestürzt ist, muß der Pilot mit den Fluglotsen in Sturup Kontakt gehabt haben.«
    »Das war auch mein Gedanke«, sagte Martinsson. »Deshalb habe ich, bevor ich dich angerufen habe, mit dem Tower in Sturup telefoniert.«
    »Und was haben sie gesagt?«
    »Sie vermissen kein Flugzeug.«
    Wallander sah Martinsson erstaunt an. »Was bedeutet das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Martinsson. »Eigentlich sollte es unmöglich sein. In Schweden zu fliegen, ohne daß es einen Flugplan gibt und ständigen Kontakt mit der Flugüberwachung.«
    »Aber daß Sturup keinen Notruf entgegengenommen hat. Der Pilot muß doch den Tower gerufen haben, wenn er Probleme hatte. Trotz allem dauert es doch ein paar Sekunden, bevor ein Flugzeug runterkommt, oder?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Martinsson. »Ich weiß nicht mehr, als ich dir gesagt habe.«
    Wallander schüttelte den Kopf. Er fragte sich, was ihn wohl erwartete. Er hatte schon einmal mit einem Flugzeugabsturz zu tun gehabt, und auch damals hatte es sich um eine kleinere Maschine gehandelt. Der Pilot war allein gewesen. Die Maschine war nördlich von Ystad abgestürzt. Der Pilot

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