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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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er. »Robert Haverberg hat Motorengeräusche gehört?«
    »Ja.«
    »Wann war das?«
    »Er war gerade aufgewacht. Irgendwann gegen fünf.«
    Wallander runzelte die Stirn. »Aber das Flugzeug ist doch erst eine halbe Stunde später abgestürzt.«
    »Das habe ich auch gesagt. Aber er war sich seiner Sache sicher. Erst hat er Motorengeräusche von einem vorbeifliegenden Flugzeug gehört. Das tief flog. Dann wurde es still. Er hat Kaffee gekocht. Und dann kam das Geräusch zurück, und dann der Knall.«
    Wallander dachte nach. Was Martinsson da sagte, war offensichtlich wichtig.
    »Wieviel Zeit verging zwischen dem ersten Geräusch und dem Knall?«
    »Wir haben uns schließlich auf ungefähr zwanzig Minuten geeinigt.«
    Wallander betrachtete Martinsson. »Wie erklärst du dir das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wirkte der Alte klar im Kopf?«
    »Ja. Außerdem hat er ein gutes Gehör.«
    »Hast du eine Karte im Auto?« fragte Wallander.
    Martinsson nickte. Sie gingen zu dem Feldweg, wo Hansson immer noch mit den Journalisten sprach. Einer von ihnen entdeckte Wallander und kam näher. Wallander winkte abwehrend.
    »Ich habe nichts zu sagen«, rief er.
    Sie setzten sich in Martinssons Auto und breiteten die Karte aus. Wallander betrachtete sie schweigend. Er dachte an das, was Rydberg gesagt hatte. Über Flugzeuge, die illegal ins Land kamen, außerhalb der Flugrouten und ohne Wissen der Flugüberwachung.
    »Also denkbar ist folgendes«, sagte Wallander. »Ein Flugzeug |281| kommt in niedriger Höhe über die Küste herein, überfliegt diese Stelle hier und verschwindet. Um dann kurz danach zurückzufliegen. Und dann stürzt es ab.«
    »Du meinst, daß es irgendwo etwas abgeworfen hat? Und dann umgekehrt ist?« fragte Martinsson.
    »Ungefähr so.«
    Wallander faltete die Karte wieder zusammen.
    »Wir wissen zu wenig. Rydberg ist auf dem Weg nach Sturup. Und dann müssen wir die Insassen identifizieren. Und die Maschine selbst. Mehr können wir jetzt nicht tun.«
    »Ich habe immer Flugangst gehabt«, sagte Martinsson. »Und von diesem Anblick wird es auch nicht besser. Aber noch schlimmer ist, daß Teres davon spricht, Pilotin zu werden.«
    Teres war Martinssons Tochter. Er hatte auch noch einen Sohn. Martinsson war ein Familienmensch. Er machte sich ständig Sorgen, daß etwas passiert sein könnte, und rief mehrmals am Tag zu Hause an. Meistens fuhr er auch zum Mittagessen nach Hause. Manchmal war Wallander ein wenig neidisch auf den Kollegen und seine dem Anschein nach problemlose Ehe.
    »Sag Nyberg, daß wir jetzt fahren«, sagte er zu Martinsson.
    Wallander blieb im Wagen und wartete. Die Landschaft um ihn herum war grau und trostlos. Er erschauderte leicht. Das Leben geht seinen Gang, dachte er. Ich bin gerade zweiundvierzig geworden. Werde ich wie Rydberg enden? Als einsamer Alter mit Rheuma?
    Wallander schüttelte die Gedanken ab.
    Martinsson kam, und sie fuhren zurück nach Ystad.
     
    Um elf Uhr stand Wallander auf, um ins Vernehmungszimmer zu gehen, wo ein mutmaßlicher Dealer namens Yngve Leonard Holm wartete. Im selben Moment ging die Tür auf, und Rydberg kam herein. Er machte sich nie die Mühe anzuklopfen. Wie immer setzte er sich in Wallanders Besucherstuhl und kam sofort zur Sache.
    »Ich habe mit einem der Fluglotsen gesprochen; er heißt Lycke und behauptet, dich zu kennen.«
    »Ich habe ein paarmal mit ihm zu tun gehabt. In welchem Zusammenhang, weiß ich nicht mehr.«
    |282| »Auf jeden Fall war er sich sehr sicher«, fuhr Rydberg fort. »Es hat heute morgen um fünf keine einmotorige Maschine Flugerlaubnis über Mossby erhalten. Und sie haben auch keinen Kontakt mit einem Piloten gehabt, der einen Notruf gesendet hätte. Die Radarschirme waren leer. Keine merkwürdigen Signale, die auf unangemeldete Maschinen hindeuteten. Lycke zufolge existiert die abgestürzte Maschine überhaupt nicht. Sie haben schon beim Militär und der Himmel weiß welchen anderen Behörden Meldung gemacht. Beim Zoll vermutlich auch.«
    »Du hattest also recht«, sagte Wallander. »Irgend jemand war in illegaler Mission unterwegs.«
    »Das wissen wir nicht«, wandte Rydberg ein. »Jemand flog unerlaubt. Aber ob er außerdem in illegaler Mission unterwegs war, können wir nicht beantworten.«
    »Wer fliegt in der Dunkelheit herum ohne besonderen Grund?«
    »Es gibt so viele Idioten«, sagte Rydberg. »Das solltest du doch wissen.«
    Wallander sah ihn forschend an.
    »Das glaubst du doch selbst nicht, oder?«
    »Natürlich nicht«,

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