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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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hängte zunächst in seinem Zimmer seine Jacke auf, ging dann zu Björk und wurde sofort vorgelassen.
    Björk blieb hinter seinem Schreibtisch stehen. »Ich muß sagen, ich bin äußerst unangenehm berührt«, sagte er.
    »Wovon?«
    »Davon, daß du in einer privaten Angelegenheit nach Malmö fährst, während wir mitten in einer schwierigen Mordermittlung stecken. Für die außerdem doch wohl du die Verantwortung trägst.«
    Wallander traute seinen Ohren nicht. Björk stand tatsächlich da und schimpfte ihn aus. Das war noch nie vorgekommen, auch wenn Björk oft viel bessere Gründe gehabt hätte als jetzt. Wallander dachte an all die Gelegenheiten, wo er bei einer Ermittlung viel zu eigenmächtig gehandelt hatte, ohne die anderen zu informieren.
    »Das war sehr ungeschickt«, schloß Björk. »Es gibt natürlich keine offizielle Rüge. Aber es war wie gesagt rücksichtslos.«
    Wallander starrte Björk an. Dann drehte er sich um und ging, ohne ein Wort zu sagen. Auf halbem Wege zu seinem Zimmer machte er kehrt und ging zurück, riß die Tür zu Björks Zimmer auf und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Ich laß mich von dir nicht anscheißen. Nur daß du es weißt. Gib mir gern eine offizielle Rüge, wenn du willst. Aber stell dich nicht hin und rede Scheiße. Nicht mit mir.«
    Dann ging er. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Aber es tat ihm nicht leid. Der Ausbruch war nötig gewesen, und er machte sich nicht die geringsten Sorgen wegen eventueller Folgen. Seine Stellung im Polizeipräsidium war stark.
    |319| Er holte Kaffee aus dem Eßraum und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er wußte, daß Björk in Stockholm irgendwelche Kurse für Führungskräfte besucht hatte. Vermutlich hatte er gelernt, daß man seine Mitarbeiter regelmäßig zusammenstauchen soll, um das Klima am Arbeitsplatz zu verbessern. Aber in dem Fall hatte er sich gleich zu Anfang den Falschen ausgesucht.
    Außerdem fragte er sich, wer Björk gesteckt hatte, daß er den Vormittag damit verbracht hatte, seinen Vater nach Malmö zu fahren.
    Es gab mehrere Möglichkeiten. Wallander konnte sich nicht mehr daran erinnern, wem er von der Ägyptenreise seines Vaters erzählt hatte.
    Aber ganz sicher war es nicht Rydberg. Björk betrachtete Rydberg höchstens als notwendiges administratives Übel. Und Rydberg war immer loyal seinen Arbeitskollegen gegenüber. Obwohl seine Loyalität sich nicht korrumpieren ließ; er würde es niemals gedeckt haben, wenn einer seiner Kollegen sich eines Dienstvergehens schuldig machte. Dann wäre Rydberg der erste, der reagierte.
    Wallander wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als plötzlich Martinsson in der Tür stand.
    »Hast du Zeit?«
    Wallander nickte zu dem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches.
    Sie sprachen zunächst über den Brand und den Mord an den Schwestern Eberhardsson. Aber Wallander merkte, daß Martinsson wegen etwas ganz anderem gekommen war.
    »Es geht um das Flugzeug«, sagte er. »Die Kollegen in Sjöbo haben schnell gearbeitet. Sie haben eine Stelle direkt südwestlich von der Ortschaft ausgemacht, wo in der Nacht Licht gewesen sein soll. Soweit ich es verstanden habe, ist es eine Stelle, wo keine Häuser stehen. Das könnte also auf einen Abwurf hindeuten.«
    »Du meinst, die Lichter waren Leitlichter?«
    »Das wäre eine Möglichkeit. Außerdem zieht sich ein Netz von kleinen Straßen durch das Gebiet. Leicht hinzukommen, leicht zu verschwinden.«
    »Das stützt unsere Theorie«, sagte Wallander.
    |320| »Ich habe noch mehr«, fuhr Martinsson fort. »Die Kollegen in Sjöbo sind sehr eifrig gewesen. Sie haben überprüft, wer dort in der Nähe wohnt. Die meisten sind natürlich Bauern. Aber sie sind auf eine Ausnahme gestoßen.«
    Wallander spitzte die Ohren.
    »Es gibt einen Hof, der Långelunda heißt«, fuhr Martinsson fort. »Seit mehreren Jahren haben sich dort immer wieder Menschen aufgehalten, die der Polizei in Sjöbo Probleme bereiten. Leute sind ein- und wieder ausgezogen, die Besitzverhältnisse waren unklar, und es wurde Rauschgift beschlagnahmt. Keine großen Mengen. Aber immerhin.«
    Martinsson rieb sich die Stirn. »Der Kollege, mit dem ich gesprochen habe, Göran Brunberg, hat ein paar Namen genannt. Ich habe nicht genau hingehört. Aber als ich dann aufgelegt hatte, kam ich ins Grübeln. Einer der Namen kam mir irgendwie bekannt vor. Von einem Fall, den wir vor kurzem behandelt haben.«
    Wallander setzte sich im Stuhl auf. »Du meinst doch nicht etwa, daß

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