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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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an.
    Was bedeutet das? dachte er. Was folgt aus dem, was Hansson berichtet?
    Die Reise nach Kairo war plötzlich in weite Ferne gerückt.

9
    Am 19.   Dezember um zehn Uhr morgens rief Wallander bei der Bank an und fragte, ob er seinen Kredit um weitere 20 ooo Kronen erhöhen könne. Er log und sagte, daß er den Preis des Autos, das er kaufen wolle, falsch verstanden habe. Der Bankangestellte antwortete, er sehe kein Problem. Wallander könne noch am selben Tag den Kreditvertrag unterschreiben und das Geld abholen. Nachdem er aufgelegt hatte, rief er Arne an, der ihm das Auto verkaufen sollte, und verabredete, daß dieser um ein Uhr mit dem neuen Peugeot in die Mariagata kommen sollte. Dann würde Arne auch gleich versuchen, den alten wieder zum Leben zu erwecken oder ihn in eine Werkstatt abzuschleppen.
    Diese beiden Anrufe tätigte Wallander unmittelbar nach ihrer Morgensitzung. Sie hatten zwei Stunden getagt, seit Viertel vor acht. Aber Wallander war schon um sieben im Polizeipräsidium gewesen. Am Abend zuvor, als er erfahren hatte, daß man Yngve Leonard Holm ermordet aufgefunden hatte und daß es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen ihm und den Schwestern Eberhardsson oder zumindest ihren Mördern gab, war er auf einmal hellwach gewesen und hatte fast eine Stunde mit Hansson zusammengesessen und sich die vorhandenen Informationen geben lassen. Aber dann hatte ihn eine plötzliche Müdigkeit befallen. Er war nach Hause gegangen und hatte sich auf das Bett gelegt, um kurz auszuruhen, bevor er sich auszog, war aber sofort eingeschlafen |361| und erst am nächsten Morgen aufgewacht. Um halb sechs fühlte er sich ausgeschlafen. Er lag noch eine Weile im Bett und dachte an die Reise nach Kairo. Sie war schon zu einer fernen Erinnerung geworden.
    Als er ins Polizeipräsidium kam, war Rydberg schon da. Sie gingen in den Eßraum, wo ein paar Polizisten von der Nachtschicht saßen und gähnten. Rydberg trank Tee und aß Zwieback. Wallander setzte sich ihm gegenüber.
    »Du warst in Ägypten, habe ich gehört?« sagte Rydberg. »Wie waren die Pyramiden?«
    »Hoch«, antwortete Wallander. »Sehr eigenartig.«
    »Und dein Vater?«
    »Er hätte im Gefängnis landen können. Aber ich habe ihn gegen fast zehntausend Kronen Bußgeld rausbekommen.«
    Rydberg lachte. »Mein alter Herr war Pferdehändler«, sagte er. »Habe ich davon mal erzählt?«
    »Du hast niemals irgend etwas von deinen Eltern erzählt.«
    »Er hat Pferde verkauft. Ist auf Märkte gefahren, hat sich Gebisse angesehen und war offensichtlich ein richtiger Teufel, wenn es darum ging, die Preise hochzutreiben. Die Geschichte mit der Pferdehändlerbrieftasche stimmt wirklich. Papa hatte so eine, sie war voller Tausender. Aber ich frage mich, ob er überhaupt wußte, daß die Pyramiden in Ägypten stehen. Geschweige denn, daß die Hauptstadt Kairo heißt. Er war total ungebildet. Es gab eine Sache, von der er was verstand. Pferde. Und Weiber vielleicht. Meine Mutter war ewig in Panik wegen seiner Frauengeschichten.«
    »Seine Eltern kann man sich nicht aussuchen«, sagte Wallander. »Wie geht es dir?«
    »Irgendwas ist nicht in Ordnung«, antwortete Rydberg. »Von Rheuma klappt man nicht so zusammen. Irgendwas stimmt nicht. Aber ich weiß nicht, was. Und im Moment interessiert mich vor allem dieser Holm, dem sie ins Genick geschossen haben.«
    »Ich habe es gestern von Hansson gehört.«
    Rydberg schob seine Teetasse weg. »Es wäre natürlich eine unglaublich faszinierende Geschichte, wenn sich herausstellte, daß die Schwestern Eberhardsson in Rauschgiftgeschäfte verwickelt |362| waren. Das wäre mal ein richtiger Volltreffer für die schwedische Handarbeitsbranche. Stickereien raus, Heroin rein.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, antwortete Wallander und stand auf. »Wir sehen uns nachher.«
    Als er in sein Zimmer ging, dachte er, daß Rydberg niemals so offenherzig über seinen Zustand sprechen würde, wenn er nicht überzeugt wäre, daß tatsächlich etwas nicht in Ordnung war. Wallander war beunruhigt.
    Bis Viertel vor acht ging er einige Berichte durch, die man in den Tagen seiner Abwesenheit auf seinen Tisch gelegt hatte. Mit Linda hatte er am Tag vorher gesprochen, sobald er zu Hause war und seine Tasche abgestellt hatte. Sie hatte versprochen, ihren Großvater in Kastrup abzuholen und aufzupassen, daß er gut nach Löderup kam. Wallander hatte es nicht gewagt, mit einem zweiten Kredit zu rechnen, um ein anderes Auto zu kaufen, mit

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