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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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hatte an diesem Morgen wirklich sehr schlechte Laune. »Wissen wir denn, ob Holm etwas mit den Eberhardssons zu tun hatte?«
    »Nein«, antwortete Wallander. »Aber alles spricht dafür, daß es sich um ein und denselben Mörder handelt. Ich meine doch, daß das ein hinreichender Zusammenhang ist, um die Ermittlungen zu koppeln und sie von Ystad aus zu leiten.«
    »Hat Åkeson sich dazu geäußert?«
    »Ja«, sagte Wallander.
    Das stimmte nicht. Per Åkeson hatte gar nichts gesagt. Aber Wallander wußte, daß er ihm recht geben würde.
    Wallander beendete das Gespräch mit Hansson demonstrativ, indem er sich an Rydberg wandte.
    »Wissen wir etwas über den Drogenmarkt?« fragte er. »Ist in Malmö etwas passiert? Haben sich die Preise geändert oder das Angebot?«
    »Ich habe angerufen«, sagte Rydberg. »Aber offensichtlich arbeitet dort kein Polizist während der Weihnachtstage.«
    »Dann machen wir mit Holm weiter«, entschied Wallander. »Ich habe leider mittlerweile den Verdacht, daß diese Untersuchung langwierig werden wird. Wir müssen also graben. Wer war Holm? Mit wem hat er verkehrt? Welche Position hatte er in der Drogenszene? |380| Hatte er überhaupt eine? Und die Schwestern? Wir wissen zu wenig.«
    »Ganz richtig«, sagte Rydberg. »Wenn man in die Tiefe gräbt, kommt man meistens vorwärts.«
    Wallander speicherte Rydbergs Worte.
Wenn man in die Tiefe gräbt, kommt man meistens vorwärts.
    Während ihnen noch Rydbergs Worte in den Ohren klangen, brachen sie auf. Wallander fuhr zum Reisebüro, um mit Anette Bengtsson zu sprechen. Zu seiner Enttäuschung hatte sie über Weihnachten frei. Ihre Kollegin hatte allerdings einen Briefumschlag, den sie Wallander übergab.
    »Haben Sie die Täter schon gefunden?« fragte sie. »Die die Schwestern umgebracht haben?«
    »Nein«, antwortete Wallander. »Aber wir arbeiten dran.«
    Auf dem Weg zurück zum Polizeipräsidium fiel Wallander ein, daß er genau für diesen Morgen eine Waschzeit eingetragen hatte. Er hielt in der Mariagata an, ging in seine Wohnung hinauf und trug alle Schmutzwäsche aus dem Schrank nach unten. Als er in den Waschkeller kam, hing ein Zettel an der Waschmaschine, auf dem stand, daß sie defekt sei. Wallander wurde so wütend, daß er die Wäsche hinaustrug und in den Kofferraum warf. Es gab eine Waschmaschine im Polizeipräsidium. Als er in die Regementsgata einbog, wäre er beinahe mit einem Motorrad zusammengestoßen, das ihm mit hoher Geschwindigkeit entgegenkam. Er fuhr an den Straßenrand, schaltete den Motor aus und schloß die Augen. Ich bin fix und fertig, dachte er. Wenn mich eine defekte Waschmaschine dazu bringt, daß ich fast die Beherrschung verliere, dann stimmt etwas nicht mit meinem Leben.
    Er wußte, was es war. Die Einsamkeit. Die immer trostloseren nächtlichen Stunden mit Emma Lundin.
    Statt zum Polizeipräsidium zu fahren, beschloß er, seinen Vater in Löderup zu besuchen. Es war immer riskant, unangemeldet zu kommen. Aber im Moment spürte Wallander das Bedürfnis, die Ölfarben im Atelier zu riechen. Der Traum der letzten Nacht spukte auch noch in seinem Kopf herum. Er fuhr durch die graue Landschaft und fragte sich, womit er anfangen sollte, um sein Leben zu ändern. Vielleicht hatte Martinsson recht? Vielleicht sollte |381| er sich ernsthaft die Frage stellen, ob er sein Leben lang Polizist sein wollte. Manchmal sprach Per Åkeson über ein Leben jenseits aller Anklagen, aller dumpfen und einförmigen Stunden in Gerichtssälen und Vernehmungszimmern. Sogar mein Vater hat etwas, was mir fehlt, dachte er, als er auf den Hofplatz einbog. Träume, denen er treu bleiben will. Auch wenn sie seinen einzigen Sohn ein Vermögen kosten.
    Er stieg aus dem Wagen und ging auf das Atelier zu. Eine Katze spazierte durch die halboffene Tür und betrachtete ihn mit mißtrauischen Blicken. Als Wallander sich hinunterbeugte, um sie zu streicheln, wich sie zur Seite. Wallander klopfte und trat ein.
    Der Vater saß vorgebeugt an seiner Staffelei. »Du bist es?« sagte er. »Du kommst unerwartet.«
    »Ich war gerade in der Nähe«, antwortete Wallander. »Störe ich?«
    Sein Vater tat, als habe er die Frage nicht gehört. Statt dessen begann er, von der Ägyptenreise zu sprechen. Als sei es eine lebendige, aber schon sehr entfernte Erinnerung. Wallander hatte sich auf einen alten Schemel gesetzt und hörte zu.
    »Jetzt fehlt nur noch Italien«, schloß sein Vater. »Dann kann ich mich hinlegen und sterben.«
    »Ich glaube, wir warten

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