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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sich wirklich meldete? Er fragte sich, was er da gerade getan hatte. Gleichzeitig konnte er nicht umhin, eine gewisse Genugtuung zu empfinden.
    Es geschah Mona ganz recht. Daß er einem Mädchen, das Maria hieß und sehr schön war, seine Telefonnummer gegeben hatte.
    Als würde Wallander von der Strafe für die nur gedachte Sünde ereilt, begann es in diesem Augenblick in Strömen zu regnen. Als |63| er nach Hause kam, war er bis auf die Haut durchnäßt. Er legte die nassen Zigarettenpäckchen auf den Küchentisch und zog sich dann nackt aus. Jetzt sollte Maria hier sein und mich trockenreiben, dachte er. Soll Mona doch bleiben, wo sie ist, und ihre Scheißpause haben.
    Er zog seinen Bademantel an und notierte sich alles, was Maria gesagt hatte, auf einem Block. Hålén hatte also jeden Mittwoch eine Frau angerufen. Eine Frau, deren Name mit A begann. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es ihr Vorname. Die Frage war jetzt, was das bedeutete, außer daß der Mythos vom einsamen alten Mann zerstört worden war.
    Wallander setzte sich an den Küchentisch und las, was er am Tag zuvor geschrieben hatte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Irgendwo mußte es ein Seemannsregister geben. Etwas, was über Håléns Jahre als Seemann Aufschluß geben konnte. Auf welchen Schiffen war er gefahren?
    Ich kenne jemanden, der mir helfen kann, dachte Wallander. Helena. Sie arbeitet in einer Spedition, die sich auf Seefracht spezialisiert hat. Zumindest wird sie mir sagen können, wo ich suchen muß. Wenn sie nur nicht auf die Idee kommt, den Hörer aufzuknallen, wenn ich anrufe.
    Es war noch nicht elf. Helena ging in der Regel nicht vor halb eins zum Mittagessen. Er würde mit anderen Worten noch Zeit haben, sie zu erwischen, bevor sie ihre Mittagspause machte.
    Durch das Küchenfenster konnte er sehen, daß der Wolkenbruch schon vorüber war.
    Wallander zog sich an und nahm den Bus zum Hauptbahnhof. Die Spedition, bei der Helena arbeitete, lag im Hafengebiet. Er trat durch das Tor. Der Mann in der Anmeldung erkannte ihn wieder und nickte ihm zu.
    »Ist Helena noch drinnen?« fragte Wallander.
    »Sie telefoniert, aber gehen Sie ruhig hoch. Sie wissen ja, wo ihr Zimmer ist.«
    Nicht ohne innere Unruhe ging Wallander in den ersten Stock hinauf. Es könnte ja sein, daß sie wütend würde. Aber er versuchte sich damit zu beruhigen, daß sie in erster Linie verblüfft wäre. Das würde ihm die Zeit geben, die er brauchte, um zu erklären, daß er |64| in einer rein beruflichen Angelegenheit hier war. Es war nicht der ehemalige Freund Kurt Wallander, der kam, sondern es war der Polizist gleichen Namens, der zukünftige Kriminalbeamte.
    Helena Aaronsson, Assistentin,
stand an der Tür. Wallander holte tief Luft und klopfte. Er hörte ihre Stimme und öffnete die Tür. Sie hatte ihr Telefongespräch beendet und saß vor der Schreibmaschine.
    Er hatte recht gehabt. Sie war wirklich verblüfft, sah aber nicht verärgert aus. »Du?« fragte sie. »Was tust du denn hier?«
    »Ich komme in einer dienstlichen Angelegenheit«, sagte Wallander. »Ich dachte, du könntest mir helfen.«
    Sie war aufgestanden und blickte ihn abweisend an.
    »Ich meine es ernst«, versicherte Wallander. »Nichts Privates, überhaupt nicht.«
    Sie war weiterhin auf der Hut. »Und womit sollte ich dir helfen können?«
    »Darf ich mich setzen?«
    »Nur, wenn es nicht zu lange dauert.«
    Das gleiche Machtgefüge wie bei Hemberg, dachte Wallander. Man soll stehen und sich unterlegen fühlen, während die, die die Macht haben, sitzen. Er setzte sich hin und fragte sich gleichzeitig, wie er in die Frau auf der anderen Seite des Schreibtisches so verliebt hatte sein können. Jetzt konnte er sich an nichts anderes erinnern, als daß sie steif und oft richtig abweisend gewesen war.
    »Mir geht es gut«, sagte sie, »also danach brauchst du nicht zu fragen.«
    »Mir auch.«
    »Und was willst du?«
    Wallander ärgerte sich über ihren schroffen Ton, aber er erzählte, was passiert war. »Du kennst dich doch in der Schiffahrt aus«, endete er. »Und du weißt sicher, wie ich in Erfahrung bringen kann, womit Hålén auf See eigentlich beschäftigt war. Für welche Reedereien er gearbeitet hat, auf welchen Schiffen er gefahren ist.«
    »Ich habe mit Fracht zu tun«, sagte Helena. »Wir mieten Schiffe oder Lagerplätze für Kockums und Volvo, sonst nichts.«
    »Aber es muß doch jemanden geben, der das weiß.«
    »Kann die Polizei das nicht anders herausfinden?«
    |65| Diese Frage hatte

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