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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Hocke gegangen. »Der ganze Hinterkopf ist zertrümmert«, sagte er mit deutlicher Betroffenheit.
    |197| Wallander warf ihm einen Blick zu. Es war bei verschiedenen Gelegenheiten vorgekommen, daß Martinsson beim Anblick eines Mordopfers schlecht geworden war. Aber im Moment schien er sich beherrschen zu können.
    Sie erhoben sich wieder. Wallander blickte sich um. Keinerlei Anzeichen dafür, daß dem Mord ein Kampf vorausgegangen war. Er sah auch nichts, was die Mordwaffe hätte sein können. Er ging an dem Toten vorbei und öffnete die hintere Tür. Machte Licht. Hier war offenbar Lambergs Büro gewesen, und hier hatte er seine Bilder entwickelt.
    Auch in diesem Raum herrschte Ordnung. Die Schreibtischschubladen waren verschlossen, die Schlösser schienen unangetastet.
    »Nach Einbruch sieht das nicht aus«, meinte Martinsson.
    »Das wissen wir noch nicht«, antwortete Wallander. »War Lamberg eigentlich verheiratet?«
    »Seine Putzfrau hat es behauptet. Sie wohnen im Lavendelväg.« Wallander kannte die Straße. »Ist seine Frau benachrichtigt worden?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Dann müssen wir damit anfangen. Das kann Svedberg übernehmen.«
    Martinsson sah Wallander verwundert an. »Solltest du das nicht tun?«
    »Das kann Svedberg genausogut wie ich. Ruf ihn an. Sag ihm, er soll nicht vergessen, einen Pastor mitzunehmen.«
    Es war inzwischen Viertel vor sieben. Martinsson ging zurück in den Laden und telefonierte mit Svedberg. Wallander blieb in der Tür zum Hinterzimmer stehen und schaute sich um. Er versuchte sich vorzustellen, was eigentlich passiert war. Es wurde dadurch erschwert, daß er keine Zeitabfolge hatte. Er dachte, daß er als allererstes mit der Frau sprechen mußte, die Lamberg gefunden hatte. Vorher konnte er keine Schlüsse ziehen.
    Martinsson kam zurück. »Svedberg ist auf dem Weg ins Präsidium«, berichtete er.
    »Das sind wir auch«, sagte Wallander. »Ich möchte mit der Putzfrau sprechen. Gibt es schon irgendwelche Zeitangaben?«
    |198| »Die Nachtschicht meinte, es wäre schwierig gewesen, mit ihr zu reden. Sie stand wohl unter Schock.«
    Nyberg tauchte hinter Martinsson auf. Sie nickten einander zu. Nyberg war ein erfahrener und tüchtiger, wenn auch oft sehr unwirscher Kriminaltechniker. Wallander hatte bei vielen Gelegenheiten festgestellt, daß sie nur dank seiner Arbeit komplizierte Verbrechen hatten aufklären können.
    Nyberg verzog das Gesicht, als er den Toten sah. »Der Fotograf persönlich«, bemerkte er.
    »Simon Lamberg«, sagte Wallander.
    »Ich habe vor ein paar Jahren Paßbilder bei ihm machen lassen«, erzählte Nyberg. »Dabei hätte ich mir verdammt nicht träumen lassen, daß mal jemand hingehen und ihn erschlagen würde.«
    Er hatte sich seine Jacke ausgezogen. »Was wissen wir?«
    »Daß er irgendwann nach fünf von der Putzfrau entdeckt worden ist. Das ist praktisch alles.«
    »Dann wissen wir also nichts«, stellte Nyberg fest und machte sich an die Arbeit.
    Martinsson und Wallander verließen das Atelier. Nyberg sollte in Ruhe arbeiten können. Wallander wußte, daß er gründlich vorgehen würde.
    Sie fuhren ins Präsidium. Wallander blieb in der Anmeldung stehen und bat Ebba, die gerade gekommen war, bei seinem Zahnarzt anzurufen und einen Termin für ihn zu vereinbaren. Er nannte ihr den Namen.
    »Hast du Schmerzen?« fragte sie.
    »Ja«, sagte Wallander. »Ich muß erst noch mit der Putzfrau sprechen, die den Fotografen Lamberg tot aufgefunden hat. Das dauert vielleicht eine Stunde. Und dann möchte ich gern so schnell wie möglich zum Zahnarzt.«
    »Lamberg?« fragte Ebba erstaunt. »Was ist denn passiert?«
    »Er ist ermordet worden.«
    Ebba sank auf ihren Stuhl. »Bei dem bin ich so oft gewesen«, sagte sie betroffen. »Er hat alle meine Enkelkinder fotografiert. Eines nach dem anderen.«
    Wallander nickte, aber er sagte nichts.
    Dann ging er durch den Korridor zu seinem Zimmer. Alle |199| scheinen beim Fotografen Lamberg gewesen zu sein, dachte er. Alle haben wir vor seiner Kamera gestanden. Ich frage mich, ob alle einen ähnlich vagen Eindruck von ihm hatten wie ich.
    Es war inzwischen fünf nach sieben.
     
    Ein paar Minuten später betrat Hilda Waldén das Zimmer. Sie hatte sehr wenig zu sagen. Wallander merkte, daß es nicht nur an ihrer Aufregung oder am Schock lag. Der eigentliche Grund war, daß sie Lamberg überhaupt nicht gekannt hatte, obwohl sie seit über zehn Jahren in seinem Fotoatelier geputzt hatte.
    Als sie, von Hansson begleitet, in

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