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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wallander erschien es unnötig viel Aufwand für eine romantische Fotografie zu sein, die dann nicht einmal gelungen war.
    Auch Linda war als Kind ab und zu von Lamberg fotografiert worden.
    Wallander stand auf und zog sich gleich an. Das Duschen würde er heute einmal überspringen. Anschließend ging er ins Badezimmer und sperrte den Mund auf. Wie oft er das im Laufe der vergangenen Nacht getan hatte, wußte er nicht. Jedesmal hatte er gehofft, daß der Zahn wieder ganz wäre.
    Es war ein Zahn links im Unterkiefer. Als er mit einem Finger |195| den Mundwinkel zurückzog, konnte er deutlich sehen, daß der halbe Zahn weg war. Vorsichtig putzte er sich die Zähne. Als er an den kaputten Zahn kam, spürte er einen jähen Schmerz.
    Er verließ das Bad und ging in die Küche. Schmutziges Geschirr stapelte sich. Er warf einen Blick durchs Küchenfenster nach draußen. Es war windig und regnete. Die Straßenlaterne schwankte im Wind. Das Thermometer zeigte vier Grad über Null. Er schnitt eine Grimasse der Verärgerung. Der Frühling ließ weiter auf sich warten. Bevor er die Wohnung verließ, ging er noch einmal ins Wohnzimmer. Im Bücherregal stand ihr Hochzeitsfoto. Er nahm es herunter.
    Als wir uns getrennt haben, hat Lamberg nicht fotografiert, dachte Wallander. In Gedanken ging er das Geschehene noch einmal durch. Eines Tages, vor ein paar Monaten, hatte Mona ihm eröffnet, sie fände es gut, wenn sie sich für eine Weile trennten. Sie müsse sich einmal gründlich Gedanken darüber machen, was sie eigentlich wolle. Wallander hatte es die Sprache verschlagen. Auch, wenn es ihn im Innersten nicht wirklich überraschte. Sie hatten sich auseinandergelebt. Hatten weniger und weniger, worüber sie miteinander reden konnten, und immer weniger Freude am Sex. Am Ende hatte nur noch Linda ihre Ehe zusammengehalten.
    Wallander hatte dagegen angekämpft. Er hatte gefleht und gedroht, aber Mona hatte sich nicht umstimmen lassen. Sie war zurück nach Malmö gezogen. Linda war mit ihr gegangen. Die Großstadt hatte gelockt. Immer noch hoffte Wallander, daß sie eines Tages noch einmal eine Chance bekämen. Aber inwieweit diese Hoffnung begründet war, wußte er nicht.
    Er schüttelte die Gedanken ab und stellte das Foto zurück ins Regal. Dann verließ er die Wohnung.
    Er fragte sich, was passiert war. Wer war Lamberg? Obwohl er bestimmt vier- oder fünfmal von ihm fotografiert worden war, hatte er keine deutliche Erinnerung an ihn. Lamberg war auf sonderbare Weise anonym geblieben. Wallander hatte sogar Schwierigkeiten, sich sein Gesicht vorzustellen.
    Er brauchte nur ein paar Minuten, um zum Sankta Gertruds Torg zu fahren. Zwei Streifenwagen standen vor dem Laden. Eine |196| Menschenmenge hatte sich versammelt. Einige Polizisten waren dabei, die Straße vor dem Eingang abzusperren. Martinsson traf ein. Wallander merkte, daß er ausnahmsweise einmal unrasiert war.
    Sie traten an das Absperrband. Nickten dem Polizisten von der Nachtschicht zu.
    »Es sieht nicht schön aus«, sagte er. »Der Tote liegt vornüber auf dem Fußboden. Viel Blut.«
    Wallander unterbrach ihn. »Und ist es sicher, daß es der Fotograf ist? Lamberg?«
    »Die Putzfrau ist der Meinung.«
    »Ihr geht es sicher ziemlich schlecht«, meinte Wallander. »Bring sie hoch ins Präsidium. Biete ihr Kaffee an. Wir kommen so schnell wie möglich nach.«
    Sie gingen zur Tür, die offenstand.
    »Ich habe Nyberg angerufen«, sagte Martinsson. »Die Spurensicherung ist unterwegs.«
    Sie betraten den Laden. Alles war sehr still. Wallander ging voraus, Martinsson folgte unmittelbar hinter ihm. Sie kamen an der Theke vorbei und erreichten das Atelier. Es sah entsetzlich aus.
    Der Mann, der dort auf dem Bauch lag, war auf einem ausgerollten Fußbodenpapier gelandet, wie Fotografen es benutzen, wenn sie ihre Bilder machen. Das Papier war weiß. Es bildete einen scharfen Kontrast zum Rot des Blutes.
    Wallander trat vorsichtig näher. Er hatte die Schuhe ausgezogen und ging auf Strümpfen. Dann beugte er sich nieder.
    Die Putzfrau hatte recht. Es war Simon Lamberg. Wallander erkannte ihn. Der Kopf war so verdreht, daß die eine Gesichtshälfte nach oben zeigte. Die Augen standen offen.
    Wallander versuchte ihren Ausdruck zu deuten. War dort noch etwas anderes als Schmerz und Verwunderung? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
    »Es besteht kaum ein Zweifel an der Todesursache«, sagte er und zeigte auf die Schlagverletzung am Hinterkopf.
    Martinsson war neben Wallander in die

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