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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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mittlerer Größe, ziemlich kräftig und ungefähr in meinem Alter. Aber diese Auskünfte müssen natürlich mit Vorsicht behandelt werden.«
    Sie warteten immer noch auf den ersten vorläufigen Bericht aus der Gerichtsmedizin in Lund. Nyberg und das kriminaltechnische Laboratorium in Linköping würden Kontakt miteinander aufnehmen. Es gab eine große Anzahl von Fingerabdrücken, die kontrolliert und mit den Registern abgeglichen werden mußten.
    Sie hatten alle Hände voll zu tun, und Wallander wollte die Besprechung so schnell wie möglich beenden. Um elf Uhr standen sie auf und gingen ihren jeweiligen Aufgaben nach. Wallander war eben in seinem Zimmer angelangt, als das Telefon klingelte.
    Es war Ebba. »Du hast Besuch«, sagte sie. »Ein Mann namens Gunnar Larsson. Er will mit dir über Lamberg sprechen.«
    Wallander hatte gerade beschlossen, einen weiteren Besuch bei Elisabeth Lamberg zu machen. »Kann das nicht jemand anders übernehmen?«
    »Er möchte aber ausdrücklich mit dir sprechen.«
    »Wer ist es denn?«
    »Er hat früher einmal für Lamberg gearbeitet.«
    Wallander änderte seine Meinung sofort. Das Gespräch mit der Witwe mußte warten.
    Gunnar Larsson war ein Mann in den Dreißigern. Sie setzten sich in Wallanders Zimmer. Eine Tasse Kaffee lehnte er ab.
    »Es ist gut, daß Sie selber die Initiative ergriffen haben und hergekommen sind«, begann Wallander. »Früher oder später wäre Ihr Name sowieso aufgetaucht, aber auf diese Weise sparen wir Zeit.«
    Wallander hatte einen seiner Kollegblöcke aufgeschlagen.
    |227| »Ich habe sechs Jahre für Lamberg gearbeitet«, sagte Gunnar Larsson. »Vor ungefähr vier Jahren hat er mir gekündigt. Ich glaube nicht, daß er danach noch einen Angestellten hatte.«
    »Warum wurde Ihnen gekündigt?«
    »Er behauptete, er könne es sich nicht mehr leisten, einen Angestellten zu haben. Ich glaube auch, daß das zutraf. Eigentlich hatte ich sogar darauf gewartet. Lambergs Laden war nicht so groß, daß er nicht alles hätte allein schaffen können. Und weil er keine Kameras und kein Zubehör verkaufte, war das Einkommen nicht gerade hoch. In schlechten Zeiten gehen die Menschen nicht eben häufig zum Fotografen.«
    »Aber Sie haben sechs Jahre dort gearbeitet. Das bedeutet, daß Sie ihn ziemlich gut kennengelernt haben müssen.«
    »Ja und nein.«
    »Dann fangen wir mit dem ersten an.«
    »Er war immer höflich und freundlich. Zu allen. Zu mir und zu den Kunden. Er hatte zum Beispiel eine fast grenzenlose Geduld mit Kindern. Und er war sehr ordentlich.«
    Wallander war plötzlich etwas eingefallen. »Würden Sie sagen, daß Simon Lamberg ein guter Fotograf war?«
    »Die Bilder, die er machte, waren recht konventionell. Unter anderem deshalb, weil die Menschen solche Bilder haben wollen. Bilder, die allen anderen gleichen. Das hat er gut gemacht. Er hat nie gepfuscht. Er war nicht originell, weil er nicht das Bedürfnis hatte, es zu sein. Ich bezweifle, daß er irgendwelche künstlerischen Ambitionen mit seiner Arbeit verfolgte. Auf jeden Fall habe ich nie etwas davon bemerkt.«
    Wallander nickte.
    »Was Sie sagen, vermittelt mir die Vorstellung einer freundlichen, aber ziemlich farblosen Person. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Und warum meinen Sie, ihn nicht gut kennengelernt zu haben?«
    »Er war wohl der reservierteste Mensch, den ich je in meinem Leben getroffen habe.«
    »Auf welche Weise?«
    »Er redete nie über sich oder seine Gefühle. Ich kann mich nicht |228| erinnern, daß er jemals ein eigenes Erlebnis geschildert hat. Anfangs habe ich noch versucht, normale Gespräche mit ihm zu führen.«
    »Worüber denn?«
    »Na ja, über das Wetter und den Wind. Aber damit habe ich bald aufgehört.«
    »Hat er nie die Dinge kommentiert, die in der Welt passierten?« »Ich glaube, er war sehr konservativ.«
    »Warum glauben Sie das?«
    Gunnar Larsson zuckte mit den Schultern. »Ich glaube es einfach. Aber ich bezweifle anderseits, daß er jemals Zeitungen gelesen hat.«
    Da irrst du dich, dachte Wallander. Er hat Zeitungen gelesen. Und er wußte vermutlich eine ganze Menge über verschiedene internationale Politiker. Seine Ansichten dazu verwahrte er in einem Fotoalbum, von einer Art, wie es die Welt bisher noch nicht gesehen hat.
    »Etwas anderes ist ebenfalls auffällig«, fuhr Gunnar Larsson fort. »Während der sechs Jahre, die ich für ihn gearbeitet habe, bin ich nie seiner Frau begegnet. Ich war auch nie bei ihnen zu Hause zu Besuch. Um überhaupt zu wissen,

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