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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Plattensammlung, einen durchgesessenen Lesesessel und einen großen Schreibtisch.
    Plötzlich hatte Wallander eine Idee. »War Ihr Mann eigentlich religiös?« fragte er.
    »Nein«, antwortete sie erstaunt. »Das kann ich mir nicht denken.«
    Wallanders Blick glitt über die Buchrücken. Es gab Belletristik in verschiedenen Sprachen, aber auch Sachbücher über verschiedene Themen. Mehrere Regalmeter enthielten ausschließlich Literatur über Astronomie. Wallander setzte sich an den Schreibtisch. Er hatte von Nyberg das Schlüsselbund bekommen. Er schloß die oberste Schublade auf.
    Lambergs Witwe hatte sich in den Lesesessel gesetzt. »Wenn Sie lieber allein sein möchten, gehe ich gern«, sagte sie.
    »Das ist nicht nötig«, erwiderte Wallander.
    Es dauerte ein paar Stunden, das Arbeitszimmer durchzusehen. |236| Die ganze Zeit saß sie im Sessel und folgte ihm mit ihren Blicken. Er fand nichts, was ihn oder die Ermittlung weitergebracht hätte.
    Etwas ist vor sieben Jahren auf einer Reise nach Österreich geschehen, dachte er. Die Frage ist nur, was.
    Erst gegen halb sechs gab er auf. Simon Lambergs Leben schien hermetisch verschlossen zu sein. Wie sehr er auch suchte, er fand nichts. Sie gingen wieder ins Erdgeschoß hinauf. Karin Fahlman bewegte sich im Hintergrund. Alles war sehr still. Wie vorher.
    »Haben Sie gefunden, wonach Sie suchen?« fragte Elisabeth Lamberg.
    »Ich weiß nicht, wonach ich suche. Außer daß es etwas sein müßte, was uns einen Hinweis auf das Motiv und den Täter geben kann. Aber das habe ich noch nicht gefunden.«
    Wallander verabschiedete sich und fuhr zurück ins Präsidium. Der Wind war immer noch böig. Er fröstelte und fragte sich, zum wievielten Mal, wußte er nicht, wann es wohl Frühling würde.
     
    Vor dem Polizeipräsidium traf er Staatsanwalt Per Åkeson. Sie betraten gemeinsam die Anmeldung. Wallander gab Åkeson eine Zusammenfassung des Ermittlungsstandes.
    »Ihr habt also noch keine direkte Spur, die ihr verfolgt«, stellte Åkeson fest.
    »Nein«, erwiderte Wallander. »Noch zeigt nichts in eine bestimmte Richtung. Die Kompaßnadel dreht sich wie wild.«
    Åkeson verschwand durch die Schwingtür.
    Im Korridor stieß Wallander auf Svedberg. Ihn hatte er gerade aufsuchen wollen. Sie gingen zusammen in Wallanders Zimmer, und Svedberg setzte sich auf den wackligen Besucherstuhl. Eine Armstütze drohte abzufallen.
    »Du solltest dir mal einen neuen Stuhl anschaffen«, sagte Svedberg.
    »Glaubst du, dafür ist Geld da?«
    Wallander legte seinen Notizblock vor sich auf den Tisch.
    »Ich möchte dich um zwei Dinge bitten«, sagte er. »Erstens, daß du versuchst, herauszufinden, ob es in Stockholm ein Reiseunternehmen gibt, das Mark-Reisen heißt. Simon Lamberg ist mit |237| ihnen im Februar oder März 1981 nach Österreich gefahren. Versuche, soviel wie möglich über diese Busreise herauszufinden. Wenn du nach all den Jahren eine Teilnehmerliste auftreiben könntest, wäre es natürlich das Beste, was uns passieren könnte.«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Irgend etwas ist auf dieser Reise passiert. Die Witwe war in dem Punkt sehr deutlich. Simon Lamberg war nicht mehr derselbe, als er von der Reise zurückkam.«
    Svedberg machte sich eine Notiz.
    »Zweitens«, fuhr Wallander fort, »sollten wir herausfinden, wo sich die Tochter, Matilda, aufhält. Sie lebt in einem Heim für Schwerbehinderte, aber wir wissen nicht, wo.«
    »Hast du nicht danach gefragt?«
    »Ich habe nicht daran gedacht. Der Schlag heute nacht hat mir doch stärker zugesetzt, als ich angenommen habe.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, versprach Svedberg und stand auf.
    In der Tür prallte er beinah mit Hansson zusammen.
    »Ich glaube, ich bin da auf etwas gestoßen«, sagte Hansson. »Ich habe mal in meiner Erinnerung gekramt. Simon Lamberg hatte nie irgendwelche Probleme mit der Justiz. Aber trotzdem meinte ich mich in irgendeinem Zusammenhang an ihn zu erinnern.«
    Wallander und Svedberg warteten gespannt. Sie wußten beide, daß Hansson dann und wann ein ausgezeichnetes Gedächtnis unter Beweis stellen konnte.
    »Eben bin ich darauf gekommen, was es war«, fuhr er fort. »Und zwar hat Lamberg vor einigen Jahren eine Reihe von Beschwerdebriefen geschrieben. Er hat sie an Björk gerichtet, obwohl es fast nichts mit der Polizei von Ystad zu tun hatte. Er war unter anderem unzufrieden damit, wie schlecht wir seiner Meinung nach verschiedene Gewaltverbrechen aufklärten. In einem der Briefe ging es um

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