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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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nicht, daß jemals ein schlechterer Zeitpunkt für irgend etwas gewählt worden ist, nicht einmal bei dem athenischen Überfall auf Ägypten unter dem berühmten Heerführer Kimon. Paradox war das natürlich schon; kaum sollte unsere Ehe dank unseres Freundes Demeas für immer und ewig geschieden werden, da fanden wir heraus, daß wir letztendlich gut miteinander leben konnten. Gemeinsam entwickelten wir ein solch komisches Talent, daß unser Hagel an Witzen der Sonne das Licht raubte, wie es damals die Pfeile des Königs an den Thermopylen getan hatten; und das, obwohl wir beide nur halb bei der Sache waren, da Phaidra mit ihrer Niedergeschlagenheit und ich mit meinen zwiespältigen Gefühlen zu kämpfen hatte.
    Etwa eine Woche nachdem Demeas seine Beschuldigungen vorgetragen hatte, ging ich zum Marktplatz hinunter, um mich dort umzuschauen, ob ich eine Drossel und zwei Tauben auftreiben könnte. Aufgrund des Krieges war es nicht einfach, an solche Dinge heranzukommen, aber ich war wild entschlossen, vor meinem Tod wenigstens noch einmal Tauben zu essen. Auf dem Totenbett äußern die Menschen immer nur ihr Bedauern, so viele Dinge getan zu haben, die sie lieber nicht hätten tun sollen, und so viele Dinge nicht getan zu haben, die sie hätten tun sollen. Ich bedauerte zu jenem Zeitpunkt nur, daß ich noch längst nicht genug Tauben in meinem Leben gegessen hatte, und war nun mit der Suche danach derart beschäftigt, daß ich nicht so genau darauf achtete, wo ich gerade entlanglief, und deshalb mit voller Wucht im Rücken eines anderen Kauflustigen landete.
    Er drehte sich wütend um und schnauzte mich an: »Du blöder Trottel! Wegen dir hätte ich beinahe zwei Obolen verschluckt…«
    Es war Aristophanes, Sohn des Philippos. Er verstummte sofort und blickte mich entsetzt an.
    »Tag, Aristophanes. Kaufst du gerade Geflügel?« begrüßte ich ihn.
    Da er sich ein Bündel Tauben unter den Arm geklemmt hatte und zudem vier Wachteln in der linken Hand hielt, konnte er dies kaum abstreiten.
    »Ja, oder wofür hältst du das hier sonst?« antwortete er abwehrend.
    »Ich verstehe. Also gibst du demnächst ein Fest, wie?«
    »Nein«, dementierte er rasch.
    »Willst du alle diese Vögel allein essen?«
    »Das ist doch nicht verboten, oder?«
    Genau in diesem Augenblick stieß sein Sklave zu uns. Er trug sechs Rebhühner, zwei weitere Wachteln, eine Ente und einen Fasan bei sich, und er machte ganz den Eindruck, als wollte er sämtliche Pfeile des Heers neu befiedern.
    »Du scheinst aber beachtlichen Hunger zu haben«, zog ich Aristophanes auf.
    »Also gut, ich gebe ein Fest«, gestand er endlich ein. »Aber ich werde ja wohl noch feiern können, wann ich will, oder? Schließlich leben wir in einer Demokratie.«
    »Bin ich eingeladen?«
    »Nein.«
    »Schade eigentlich«, seufzte ich. »Ich habe nämlich gerade frischen Käse und etliche Würste aus Pallene geschickt bekommen, die ich hätte mitbringen können. Nun, in dem Fall mußt du wohl darauf verzichten. Aber egal. Und wie geht’s dir sonst?«
    Die anderen Leute zeigten mittlerweile auf uns und tuschelten miteinander, was Aristophanes offensichtlich äußerst peinlich war.
    »Gut, wie immer«, antwortete er. »Warum auch nicht?«
    »Ach, das war nur eine freundliche Nachfrage. Seit wir aus Sizilien zurückgekehrt sind, habe ich nämlich nicht mehr viel von dir gesehen oder gehört.«
    »Nun ja, ich habe viel um die Ohren gehabt. Ach, das erinnert mich daran, daß ich dringend…«
    »Ich habe mehrere Male versucht, dich zu Hause anzutreffen, um mit dir mal ein wenig zu plaudern«, unterbrach ich ihn. »Weißt du, ich wollte mich nämlich unbedingt vergewissern, ob du die Folgen dieses schrecklichen Fiebers wirklich überwunden hast.«
    »Ja, völlig.«
    »Du erinnerst dich doch noch daran, als du damals in den Bergen schon fast im Sterben gelegen hast und ich dich in Sicherheit gebracht habe, oder?«
    »Hör zu, es war wirklich schön, dich wiedergesehen zu haben, Eupolis, aber ich muß jetzt diesen Mann treffen, mit dem ich…«
    »Außerdem habe ich mir Sorgen gemacht, du könntest nach dieser langen Zeit im Olivenfaß noch immer ein bißchen krank sein. Du erinnerst dich doch bestimmt noch an das Olivenfaß, oder? Ich meine dieses Faß, in dem ich dich versteckt habe, als ich dich sicher an der feindlichen Reiterei vorbeigeschleust habe.«
    »Ja. Aber hör zu, ich…«
    »Und dann war da noch dieser Schlag auf den Kopf«, fuhr ich ungerührt fort. »Ich meine den

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