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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Halsband (geschmacklos, aber nicht billig), das ich nach meiner diplomatischen Mission von den beiden thessalischen Prinzen als Abschiedsgeschenk erhalten hatte. Wir blickten es beide an und murmelten etwas wie »Mhm« vor uns hin, aber mehr fiel uns dazu erst einmal nicht ein. Schließlich beauftragte ich wieder einmal Thrax, ein mit mir befreundetes Ratsmitglied zu fragen, ob Alexander und Jason noch lebten und an der Macht seien. Die Antwort lautete, daß Alexander seinen Bruder Jason umgebracht habe und nun Alleinherrscher sei. Also machte ich mich daran, Alexander einen Brief zu schreiben. Ich erinnerte ihn an unseren Besuch und dankte ihm noch einmal für die Aufführung des Heerführers, packte zusätzlich so viel Theatergeschwätz hinein, wie mir gerade einfiel, versicherte ihm meine ewige Freundschaft und wünschte ihm alles Gute. Als eine Art Nachsatz fügte ich hinzu, daß ich mit dem Brief noch etwas Geld schicke – wenn er sich für mich darum kümmern könne, bis es von meiner Frau oder einem von ihr beauftragten Boten abgeholt werde, dann stünde ich tief in seiner Schuld und sei ihm ewig dankbar. Einer plötzlichen Eingebung folgend, schrieb ich ihm außerdem, daß ich ihm als kleines Zeichen meiner großen Wertschätzung seiner Person noch die Originalmanuskripte von zweien meiner Stücke und eine Abschrift der gesammelten Werke von Aischylos schicke – zufällig besaß ich eine recht leserliche und gut verschnürte Abschrift. Ich glaube, letztendlich müssen diese beiden Schriften von mir – oder auch die Abschrift von Aischylos’ Werk – dafür verantwortlich gewesen sein, daß dieser billige Trick tatsächlich Erfolg hatte. Als es nämlich irgendwann soweit war, zahlte Alexander es mir doppelt und dreifach zurück, indem er seinem Antwortschreiben ein Paar goldene Ohrringe und eine eiserne Brosche in der Form eines Mistkäfers als Geschenk beifügte.
    Doch bevor es dazu gekommen war, gab es das Problem zu lösen, einen vertrauenswürdigen Boten zu finden. Phaidra schlug vor, meinen Verwalter aus Pallene zu schicken. Wie Sie sich vielleicht erinnern, benannte ich den Helden meines Stücks Marikas nach ihm. Zwar wußte ich, daß er mir ergeben war, doch kam er allmählich in die Jahre und war für eine solch lange und gefährliche Reise nicht geeignet. Doch hatte er einen Sohn, Philochoros (den er mir zu Ehren so genannt hatte), der jung und kräftig war und schon einige Handelsreisen hinter sich hatte, und deshalb beauftragte ich ihn.
    Nun hört es sich sehr leicht an, wenn man davon spricht, man wolle seinen persönlichen Besitz zu Geld machen, aber natürlich stellte sich alles sehr viel schwieriger dar, jedenfalls langfristig. Ich besaß mittlerweile mehr als einhundert Morgen Land, fast so viel wie Alkibiades höchstpersönlich, doch war meins natürlich weiter verstreut, und ein nicht unerheblicher Teil davon bestand aus nichts als nacktem Fels. Trotzdem handelte es sich um einen stattlichen Besitz, und selbst wenn ich es gewollt hätte, hatte es keinen Zweck, ihn als Ganzes oder in einzelnen Stücken zu verkaufen. Heutzutage ist das natürlich alles ganz anders, aber zu meiner Zeit verkauften die Leute nicht so einfach ihr Land, es sei denn, sie waren mittellos oder hatten nicht genug, um davon leben zu können, und wollten sich deshalb lieber ein Schiff oder dergleichen kaufen. Am besten belastete ich es oder gewährte langfristige Pachtverträge, doch wurde ich auf diese Weise gerade zwölf Morgen los. Noch dazu erhielt ich nur einen Bruchteil des tatsächlichen Werts, denn zum einen erkannten die Leute, mit denen ich Geschäfte zu machen versuchte, ziemlich genau meine Absichten, und zum anderen war der Markt völlig übersättigt, was an den zahlreichen Beschlagnahmungen sowie daran lag, daß durch den Sizilien-Feldzug viele Besitztümer herrenlos geworden waren. Nebenbei hatte ich selbst einen bescheidenen Beitrag zu diesem Überangebot geleistet; zwei Vettern von mir, die ich nie kennengelernt hatte, waren im Krieg gestorben, und ich war der nächste männliche Verwandte. Damals kam mir das äußerst paradox vor; da sollte ich nun zu meinem ohnehin nicht unbeträchtlichen Grundbesitz fast dreißig weitere Morgen hinzufügen und würde nicht einmal den obligatorischen Rechtsstreit um das Erbe überleben. Ich übereignete es schriftlich meinem Sohn, obwohl er bei einem Prozeß, falls es jemals soweit gekommen wäre, kaum Aussichten gehabt hätte, diesen zu gewinnen.
    Was ich

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