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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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ungegerbtem Leder um die Hände und den Hals des Atheners und reichten es mir. Ich nahm es entgegen, schlang es mir ums Handgelenk und gab dem Pferd einen Tritt.
    »Wohin willst du überhaupt?« fragte der Junge.
    »Nach Akrai«, antwortete ich.
    »Von hier aus ist der beste Weg über die Berge«, riet mir der Junge. »Immer geradeaus, dann gelangst du direkt zum Gipfel, und dort biegst du links bei der Gebirgsspalte ab, von dort aus geht’s nach Akrai.«
    »Danke, ich weiß«, antwortete ich. »Los, beweg dich, du Mistkerl!« schnauzte ich den Athener an. »Sonst kriegst du meinen Stiefel in den Arsch!«
    »Was willst du denn in Akrai?« rief mir der Junge hinterher.
    »Das möchtest du wohl gern wissen, wie?« schrie ich zurück und ritt von der Straße hinunter auf die Berge zu.
    Kaum befanden sich die Kinder außer Sichtweite, sprang ich vom Pferd und machte mich daran, das Lederband aufzubinden. Es war das erstemal, daß ich das Gesicht des Mannes, dem ich das Leben gerettet hatte, zu sehen bekam, und ich erkannte es wieder.
    »Du bist ein absolutes Arschloch, Eupolis, weißt du das?« fluchte er wütend. »Warum hast du denen nicht einfach das beschissene Pferd gegeben?«
    Ich hätte es mir bereits denken können, als ich unter dem Helm die Glatze zum Vorschein kommen sah. Ich hätte es mir denken müssen, als mir der Gott aufgetragen hatte, mehr auf seinen ›Lieblingskomödiendichter‹ aufzupassen als auf mich selbst. Ich hätte wissen müssen, daß er damit nicht mich gemeint hatte.
    Es war Aristophanes, Sohn des Philippos.

6. KAPITEL
     
    »Gib’s zu, du hast dich verirrt«, sagte Aristophanes. »Wenn ich wirklich nicht wüßte, wo wir sind, was, nebenbei bemerkt, gar nicht der Fall ist«, antwortete ich, »dann allenfalls deshalb, weil ich deinem Vorschlag gefolgt bin und wir auf dem Berg nach rechts statt nach links abgebogen sind, wie es mir die Kinder geraten haben.«
    »Wärst du nach links abgebogen, dann wären wir jetzt in Akrai«, sagte der Sohn des Philippos, als spräche er mit einem Volltrottel. »Wir wollen aber nicht nach Akrai, denn man brächte uns dort um. Wir wollen in die entgegengesetzte Richtung. Deshalb war es für uns notwendig, nach rechts abzubiegen, um zu vermeiden, in dieses verfluchte Akrai zu kommen.«
    »Vielleicht hast du recht«, räumte ich ein, »obwohl ich dazu in der Lage wäre, sämtliche wesentlichen Behauptungen in deiner Beweisführung zu widerlegen, wenn ich nicht so einen verdammten Durst hätte. Aber gehen wir davon aus, du hast recht. Selbst dann heißt das noch lange nicht, daß wir uns verirrt haben.«
    »Ich finde, allmählich bin ich mal an der Reihe, auf dem Pferd zu reiten.«
    »Du kommst überhaupt nicht an die Reihe. Falls du dich erinnerst, habe ich dich gekauft. Allerdings hat man mich dabei ganz schön übers Ohr gehauen.«
    Es war der Morgen des zweiten Tages seit meiner Flucht aus dem Garten hinter der Mauer, und schon hatte ich von Aristophanes die Nase mehr als gestrichen voll. Eins stand jedenfalls fest: Auf meinem Pferd sollte er nicht reiten; eher schnitte ich dem Tier die Kniesehnen durch.
    Aristophanes war zuvor bei Nikias’ Männern gewesen und hatte sich kurz nach der Trennung der beiden Truppen in der Dunkelheit verlaufen. Schließlich war es ihm zwar noch gelungen, die Straße von Heloros zu erreichen, doch hatte er sich ein wenig in der einzuschlagenden Richtung verschätzt. Darum war er schon eine ganze Zeit in Richtung Syrakus gewandert, bevor er schließlich auf diese blutrünstigen Jungen gestoßen war. Als ich ihn fragte, wie dankbar er mir für die Rettung aus den Händen der Kinder sei, blickte er mich höchst erstaunt an und fragte mich, was ich damit meine oder ob ich tatsächlich geglaubt hätte, daß er sich vor einem Haufen Kinder fürchte? Ich wies ihn darauf hin, daß er schließlich vor ihnen fortgelaufen sei. Oder ob ich womöglich einem Irrtum unterliege und er mit ihnen nur gespielt habe, fragte ich ihn. Er warf mir einen verächtlichen Blick zu und entgegnete, ihm sei als einzige Möglichkeit der Rückzug geblieben, da diese Kinder offensichtlich vorgehabt hätten, eine Schlägerei anzufangen, und er selbst zumindest noch ein Fünkchen Anstand besitze und deshalb kaum zwölfjährige Bengels zusammenschlagen könne, gleichgültig, wie bösartig diese sich aufführten. Dann erst sei ich aufgetaucht und hätte mich eingemischt. Da habe er natürlich nichts mehr unternehmen können, weil er fürchtete, meine Tarnung als

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