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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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ohne Verdacht zu erregen.
    »Wir könnten das Pferd verkaufen«, schlug Aristophanes vor.
    »Nein, das können wir nicht«, widersprach ich in entschiedenem Ton. Mir war das Pferd sehr ans Herz gewachsen. »Wenn es richtig schlimm wird, essen wir es vielleicht, aber ansonsten behalten wir es. Verstanden?«
    »Nein.«
    »Außerdem werden wir alles mögliche tun, außer irgendeine Siedlung, ein Dorf oder gar eine Stadt zu betreten«, fuhr ich fort. »Auf diese Weise würden wir Scherereien ja geradezu herausfordern.«
    »Das hier macht dir richtig Spaß, was?«
    Das war ein erstaunlicher Vorwurf, den ich mir da anhören mußte, und ich erwiderte nichts. Doch ein Fünkchen Wahrheit lag schon darin. Nach der vollkommenen Hilflosigkeit während der Seeschlacht und des Marschs war es geradezu berauschend, wieder mein eigener Herr zu sein, wieder frei zu sein. Es war beinahe ein Vergnügen, etwas zu wagen und Risiken einzugehen, solange diese Risiken einigermaßen theoretisch blieben.
    »In den Bergen gibt es immer reichlich zu essen, wenn man die Augen offenhält«, sagte ich. »Damit dürften wir also keine Probleme haben.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Beeren«, antwortete ich unbekümmert. Die Nacht zuvor hatten wir das Brot aus der Satteltasche des toten syrakusischen Reiters gegessen. Jetzt war keins mehr da. »Wilde Feigen, wilde Oliven und so was in der Richtung.«
    »Berichtige mich bitte, wenn ich mich irre«, sagte Aristophanes, »aber wachsen Feigen, Oliven und Beeren nicht gewöhnlich auf Bäumen oder hohen Büschen?«
    »Ja, aber sicher.«
    »Und kannst du hier irgendwelche Bäume oder hohe Büsche entdecken? Irgendwo?«
    »Genaugenommen, nein. Aber wir sind hier auch ein bißchen zu weit oben.«
    »Warum gehen wir dann nicht ein kleines Stück weiter nach unten?«
    »Weil der Boden hier oben so schön eben ist und ich reiten kann«, antwortete ich. »Außerdem ist das Land weiter unten wahrscheinlich bebaut, und das kann bedeuten, daß sich dort Menschen aufhalten.«
    »Mit anderen Worten, wir werden verhungern.«
    »Keine Sorge«, beruhigte ich ihn. »Hier oben in den Bergen gibt es auch noch Kaninchen, Hasen, Rotwild und Wildgänse. Wir werden schon nicht verhungern.«
    Auch an dieser Behauptung äußerte Aristophanes starke Zweifel, doch gelang es mir, ihn davon zu überzeugen, im Recht zu sein, indem ich ziemlich scharf an dem Lederband riß und ihn fast erwürgte.
    »Entschuldigung, das war aus Versehen«, sagte ich scheinheilig.
    Als sich jedoch der Tag dahinzog und ich immer größeren Hunger bekam, fragte ich mich langsam selbst, ob meine Zuversicht angebracht war. In der Zwischenzeit waren wir zwar auf mehrere wilde Olivenbäume gestoßen, an denen aber keine Früchte mehr hingen; offenbar war gerade das Jahr, in dem sie nicht trugen. Wir entdeckten einen Bienenstock, den wir schließlich auch aufzubrechen verstanden, doch obwohl in ihm jede Menge Wachs war, enthielt er keinen Tropfen Honig. Außerdem sahen wir einen Hasen, aber der Hase entdeckte uns zuerst.
    »Na gut, und was schlägst du jetzt vor?« fragte ich.
    »Ich schlage vor, den Berg hinunterzugehen«, antwortete Aristophanes.
    Ich dachte darüber nach. »Schließen wir einen Kompromiß«, entgegnete ich. »Laß uns später den Berg hinuntergehen.«
    »Wieviel später?«
    »Heute abend, sobald es dunkel wird. Dann ist es vielleicht ein bißchen einfacher.«
    An jenem Abend stiegen wir den Berg hinunter. Es war kein angenehmes Gefühl, von dem schönen unbewohnten Berghang, wo bis auf ein paar Ziegen niemand zu sehen gewesen war, auf Felder und Terrassen zu kommen, die womöglich von geschwätzigen Bauern überquollen. Soweit ich mich erinnere, begegneten wir letztendlich aber nur drei, vier Leuten, von denen uns nur einer direkt ansprach. Er erkundigte sich nach dem Weg nach Akrai. Dennoch war alles sehr nervenaufreibend, und als wir direkt vor uns ein Dorf auftauchen sahen, hatte ich ein ausgesprochen ungutes Gefühl und wollte wieder umkehren. Was Aristophanes anging, so war ihm die schreckliche Angst, die er hatte, deutlich anzusehen. Er schwitzte heftig und blickte sich bei jedem Geräusch aufgeregt nach allen Seiten um. Ich glaube, es war der Anblick dieser deutlich in die Augen springenden Furcht, die mich zu dem Entschluß brachte, doch weiterzureiten.
    An den Namen des Dorfes erinnere ich mich beim besten Willen nicht mehr. Das ist merkwürdig, weil ich mir das Dorf selbst vor dem geistigen Auge so lebhaft vorstellen kann, daß

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