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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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wäschst du dich lieber.«
    »Wo ist denn Wasser?«
    »Hier gibt es keins.« Ich hob den Proviantbeutel auf und ging nach draußen zum Maultier.
     
    Du meine Güte, dieses Maultier! Wie Sie wissen, sagen die Pythagoreer über die Seelen der Toten, daß sie in den Körpern von Tieren auf die Welt zurückkehren; dieses Maultier jedenfalls beherbergte offensichtlich die Seele von jemandem, der Komödiendichter nicht mochte – wahrscheinlich die Seele eines athenischen Politikers oder eines überempfindlichen Tragikers –, denn es hatte vom ersten Augenblick an eine Abneigung gegen uns beide. Das war sehr seltsam, da ein einziger Blick auf dieses Tier reichte, um zu verdeutlichen, daß wir die ersten Menschen waren, die sich jemals die Mühe gemacht hatten, es mit Futter und Wasser zu versorgen. Aber vielleicht handelte es sich bei diesem Maultier auch nur um einen unverbesserlichen syrakusischen Patrioten; jedenfalls gelang es uns nicht, es zur Zusammenarbeit mit uns zu bewegen. Insbesondere erinnere ich mich an die ganz reizende Angewohnheit des Maultiers, plötzlich ohne erkennbaren Grund wie angenagelt stehenzubleiben und den ungewöhnlichsten Laut auszustoßen, der mir jemals außerhalb eines Stücks von Karkinos zu Ohren gekommen war. Außerdem war es träge, bösartig und lüstern, und hätte es sich bei ihm nicht um die Wiedergeburt eines Politikers gehandelt, hätte ich schwören können, daß es die neue Verkörperung einer der Hauptfiguren aus Aristophanes’ Komödien war – vielleicht Philokieon oder Strepsiades.
    Doch Aristophanes war überglücklich, einfach deshalb, weil er ritt und ich nicht, und das befreite mich zumindest von einem Problem. Er war zwar immer noch schwach und zu nichts recht zu gebrauchen, aber wenigstens sah er nicht mehr so aus, als ob er jeden Augenblick sterben werde (nur dadurch gelang es mir überhaupt, ihn vom Maultier zu unterscheiden). Jetzt, da er wie ein vornehmer Mann gemütlich ritt, ließ er einen nichtendenwollenden Wortschwall los, an dem ich mich dank fortwährender Kurzatmigkeit nicht allzu eifrig beteiligen konnte. Mit häufigen Querverweisen und kurzen Zusammenfassungen erzählte er mir, was mit Athen nicht stimmte, mit der Kriegsführung, mit der attischen Komödie, mit meinen Stücken, mit meiner Ehe, mit dem Zustand der Bergpfade auf Sizilien, mit dem Maultier, mit dem Wetter, mit meinem Charakter, mit seinem Darmtrakt, mit den athenischen Kommandanten auf Sizilien, mit den syrakusischen Kommandanten auf Sizilien, mit Sizilien selbst sowie mit den Göttern und den Nahrungsmitteln. Als wir den Fluß Terias erreichten (weiter konnten wir in den Bergen vor dem Durchqueren der Ebene nicht gehen), kannte ich seine Meinung über jedes denkbare Thema genauso gut oder noch besser als er selbst. Ich kann in aller Aufrichtigkeit sagen, daß mir bis auf den zweiten Gesang der Odyssee, den ich als Junge auswendig lernen mußte, nie wieder etwas Nutzloseres zu Ohren gekommen ist oder mir größere Qualen bereitet hätte.
    Wie wir den letzten Abschnitt unseres Marsches nach Catina in Angriff nehmen sollten, darüber gingen unsere Meinungen weit auseinander. Meiner Ansicht nach sollten wir so schnell wie möglich zur Küste hinuntergehen und sofort weitermarschieren, um endlich alles hinter uns zu haben. Wie ich Aristophanes darlegte, hatten wir gute Aussichten, daß alle Menschen, auf die wir nach der Überquerung des Symaithos stoßen würden, uns gegenüber entweder freundlich oder gleichgültig gesinnt wären, wahrscheinlich eher gleichgültig, und unser einziges und dringendstes Problem darin bestehen werde, heil und unversehrt an Leontini vorbeizukommen. Aristophanes hingegen machte sich nicht über Leontini Sorgen, sondern hegte sehr starke Zweifel, ob der Proviant und die Kräfte des Maultiers bis Catina reichten. Deshalb wollte er nach Leontini reiten, das Maultier dort zu Geld machen, ein neues Maultier und zusätzlichen Proviant kaufen und erst dann gemächlich nach Catina weiterziehen. Wie er ausführte, seien sämtliche Sizilianer, die wir bislang getroffen hätten, freundlich und hilfsbereit gewesen, und da wir kein Geld besäßen, habe es keinen Sinn, sich aus überzogener Vorsicht heraus freiwillig Hunger und Krankheit auszusetzen.
    Ich lehnte es rundheraus ab, nach Leontini zu gehen und die Stadt zu betreten, und Aristophanes weigerte sich ebenso kategorisch, zur Küste zu eilen. Der einzig mögliche Kompromiß bestand darin, gemächlich zur Küste zu

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