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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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mehr gewesen.«
    »In dem Dorf, das etwa einen Tag von hier entfernt liegt, gibt es Zwiebeln.«
    »Ach, die können mir gestohlen bleiben!« schimpfte der Alte. »Die Athener kämpfen also gegen die Syrakuser?«
    »So ist es.«
    »Pure Dummheit, wenn du mich fragst. Ich bin übrigens auch mal Soldat gewesen«, sagte er, als wäre es ihm erst plötzlich wieder eingefallen. »Aber wir haben gegen die Karthager gekämpft. Das war vor langer Zeit, als ich acht Jahre alt war.«
    »War das nicht ein bißchen jung, um Soldat zu sein?«
    »Damals wurden wir früher zu Männern. Das war, als es auf Sizilien noch Könige gab, zu Zeiten des alten Hieron – oder war es Gelon? – ach, ich hab’s vergessen. Das war, als die Perser gegen die Griechen gekämpft haben«, flüsterte er, als verrate er mir ein großes Geheimnis. »Aber wir haben gegen die Karthager gekämpft. Das war vor langer Zeit«, fügte er hinzu.
    »Das muß es wohl gewesen sein«, bemerkte ich.
    »Es war eine große Schlacht«, fuhr er fort. »Ich weiß nicht genau, wie wir in die Sache verwickelt worden sind. Ich war Schleuderer, wie auch zwei meiner Brüder, und mein Vater und meine beiden älteren Brüder waren Bogenschützen. Wir verstanden eine ganze Menge vom Kriegshandwerk und sind mit dem alten König Hieron oder Gelon losgezogen – das muß zwei Wochenmärsche von hier entfernt gewesen sein. Ich kann dir sagen, so was wie diese Karthager hast du noch nie gesehen. Das waren merkwürdige Menschen, einige von denen waren am ganzen Körper schwarz, wie Oliven. Wir haben dann auch gewonnen, aber mein Vater und meine Brüder hatten sich umbringen lassen, und mir wurde der ganze Rücken zerstört, als ich unter einen Streitwagen geriet, und daraufhin hatte ich vom Krieg für alle Zeiten die Nase gestrichen voll. Aber diese Karthager – also, den Anblick hätte ich nicht missen mögen. Hast du schon mal etwas von diesem Krieg gehört?«
    »Das war die Schlacht bei Himera«, antwortete ich.
    »Himera«, wiederholte er. »Das habe ich bisher nicht gewußt. Himera sagst du?«
    »Genau.«
    »Donnerwetter! Ich habe nie gewußt, daß die Schlacht einen Namen hat.« Er zuckte erneut mit den Achseln. »Zum Lernen ist man wohl nie zu alt, was?« Da sackte ihm der Kopf nach vorn, und er schlief ein. Ich warf noch einen Blick auf Aristophanes, legte mich neben ihn und schloß die Augen.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag der alte Mann noch an genau derselben Stelle wie am Abend zuvor, und mir wurde klar, daß er in der Nacht gestorben war. Unter einem Haufen Lumpen entdeckte ich eine Hacke, mit der ich vor der Tür ein Grab aushob – der Boden war furchtbar steinig, und ich bekam Blasen an den Händen. Daraufhin legte ich die Leiche des Alten hinein und drückte ihm die Vierstatermünze in die Hände, für den Fährmann; nur gut, daß ich hier vorbeigekommen bin, dachte ich, sonst hätte er für immer am falschen Flußufer festgesessen. Nachdem ich das Grab zugeschüttet hatte, streute ich ein wenig Mehl darauf. Zwar war es das erstemal, daß ich ganz allein eine Beerdigung durchgeführt hatte, aber ich glaube, ich habe es richtig gemacht. Nachdem ich alles erledigt hatte, was mir eingefallen war, begab ich mich wieder ins Haus und ließ die Ziege hinaus.
    Aristophanes saß bereits aufgerichtet da und gähnte. »Was ist los?« fragte er verschlafen. Wütend fuhr ich zu ihm herum.
    »Sieh dir doch selbst an, was du angerichtet hast!« schnauzte ich ihn an. »Du bringst nichts als Unglück!«
    »Ach, laß mich in Ruhe«, grummelte er. »Ich sterbe vor Hunger. Wo sind wir überhaupt?«
    Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, jubelte er: »Das ist ja ein unglaubliches Glück!«
    »Was ist ein unglaubliches Glück?«
    »Na, jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wo er seine Vorräte vergraben hat«, erläuterte Aristophanes geduldig, »und dann haben wir reichlich, um damit bis nach Catina zu kommen.«
    In diesem Augenblick hätte ich Aristophanes umbringen können. »Geh mir bloß aus den Augen!« brüllte ich ihn an, woraufhin er mich leicht verdutzt anstarrte und nach draußen ging. Einen Moment später kam er wieder herein.
    »Was ist, verdammt noch mal, mit dem Pferd passiert?« wollte er wissen.
    »Du hast es laufenlassen, weißt du das nicht mehr?« antwortete ich.
    »Nein. Warum hätte ich so was tun sollen?« Da schien ihm etwas aufzufallen. »Eupolis, was ist das für ein ekelhaftes Zeug auf meinem Gesicht?«
    »Du hast dich übergeben. Vielleicht

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