Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
sei, der diese schrecklichen Neuigkeiten habe, und er es bitte unterlassen solle, für mich zu sprechen. Daraufhin wurde Philonides ziemlich wütend auf mich und forderte mich auf, den Mund zu halten; tatsächlich legte er ein fast hysterisches Verhalten an den Tag. Das Ratsmitglied Palaiologos blickte mich an, da ich mich offensichtlich besser zu beherrschen wußte, und fragte mich, worum es eigentlich gehe, und ich erzählte es ihm.
    »Bei Zeus! O ihr Götter auf dem Olymp!« bat er um göttlichen Beistand.
    »Also glaubst du mir, oder?« fragte ich ihn. »Ich hatte nämlich befürchtet, daß ich Probleme haben könnte, dich davon zu überzeugen.«
    Palaiologos schüttelte den Kopf und antwortete: »Wir haben schon etwas davon gehört – jedenfalls etwas in dieser Richtung –, haben es aber nicht glauben wollen.«
    Wie er uns unterrichtete, sei vor zwei Tagen ein äginetischer Gewürzhändler mit einer Ladung Myrrhe im Hafen von Piräus gelandet. Er war ohne Unterbrechung von Methana aus gesegelt und entsprechend erschöpft hier angekommen. Da er sich rasieren lassen wollte, begab er sich zum Laden des Barbiers, von dem er wußte, daß er sich direkt hinter dem Marktplatz befand.
    »Wie ich gehört habe, sollt ihr eine Menge Pech gehabt haben. Tut mir leid«, sagte er.
    »Von welchem Pech redest du eigentlich?« erkundigte sich der Barbier verdutzt.
    »Von dem in Sizilien natürlich«, fuhr der Äginete fort. »Auf Methana gab’s kein anderes Thema. Es tut mir aufrichtig leid für euch, wirklich. Daß so was passieren mußte, ist schon eine üble Geschichte.«
    »Wir haben bereits eine ganze Weile nichts mehr aus Sizilien gehört. Also steht es nicht gut um uns, wie?«
    »Das kann man wohl sagen. Euer ganzes Heer wurde ausgelöscht.«
    Der Barbier starrte ihn an und lief dann auf die Straße, das Rasiermesser noch immer in der Hand, und kreischte mit sich überschlagender Stimme: »Das ganze Heer ist ausgelöscht worden! Das ganze Heer ist ausgelöscht worden!«
    Das alles geschah zufällig kurz vor dem Beginn der Volksversammlung, und deshalb waren gerade die Beamten und Marktpolizisten unterwegs, um die Menschen mit dem roten Seil zusammenzutreiben. Als sie diesen Verrückten, das Rasiermesser schwingend und lauthals brüllend, über den Marktplatz rennen sahen, nahmen sie ihn fest.
    Er erzählte ihnen, was er eben gehört hatte, und zeigte in Richtung seines Ladens, in dem noch immer der Äginete saß und auf seine Rasur wartete. Ein Beamter marschierte schnurstracks in den Laden hinein, erkannte, daß es sich bei der betreffenden Person um einen Ägineten handelte, und verhaftete ihn wegen der Verbreitung bösartiger Gerüchte. Er und der Barbier saßen zum jetzigen Zeitpunkt noch immer im Gefängnis und warteten auf ihren Prozeß. Zwar war der Rat von dem Vorfall routinemäßig unterrichtet worden, doch niemand hatte die Angelegenheit ernstgenommen. Was Palaiologos letztendlich überzeugte, war der Umstand, daß er mich (da er jetzt genauer darüber nachdachte) als einen aus Demosthenes’ Heer kannte, weil er mich zufällig in den Hafenanlagen gesehen hatte, als er eigentlich seinen Schwager verabschieden wollte, und jemand auf mich gezeigt und ihn gefragt hatte, wer ich sei.
    Dann traf Aristophanes ein, er schien über diese Störung äußerst wütend zu sein, und bestätigte alles, was ich gesagt hatte. Also mußten wir gleich darauf zur Königshalle gehen und dort warten, bis der Rat herbeigerufen werden konnte. Danach wurden wir stundenlang von den Ratsmitgliedern ausgequetscht, wobei sie uns alle möglichen Fangfragen stellten, um uns auf jede nur erdenkliche Weise hereinzulegen. Dadurch bekam Aristophanes eine Stinkwut, und er fragte sie, ob sie tatsächlich vorhätten, ihn als Lügner zu bezeichnen. Mir hingegen war klar, daß es sich hierbei lediglich um eine dem Athener angeborene Eigenart handelte, und beantwortete die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen. Danach wurden wir in einen kleinen Raum abgeschoben – ich, Aristophanes und Philonides –, dessen Tür hinter uns verriegelt wurde. Wir wollten natürlich wissen, warum man uns auf diese Weise eingesperrt hatte, aber niemand antwortete.
    »Ist doch gemütlich hier«, sagte ich. »Erzähl mal, Philonides, was hat sich in der Stadt während unserer Abwesenheit eigentlich so alles abgespielt?«
    Philonides gab keine Antwort, und eine ganze Weile saßen wir nur da und starrten die Wände an. Dann wollte Aristophanes von dem Chorleiter wissen,

Weitere Kostenlose Bücher