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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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ich mich einfach umdrehen und wäre für immer mit ihr fertig.
    Ich bin und war schon immer unentschlossen. Ich lasse mich lieber zu einer Entscheidung zwingen, als aus freien Stücken und in aller Ruhe einen Entschluß fassen zu dürfen; auf diese Weise behalte ich mir die Möglichkeit vor, den Göttern die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn etwas schiefgeht. Folglich nahm ich keine der beiden mir offenstehenden Möglichkeiten wahr; ich nahm Phaidra also weder in die Arme und küßte sie, noch sah ich einfach über sie hinweg. Statt dessen wartete ich geduldig darauf, daß sie etwas sagte.
    »Eupolis? Bist du’s?«
    »Ja.«
    »Was machst du hier?«
    »Ich bin nach Hause gekommen.«
    Keiner von uns beiden rührte sich vom Fleck, und plötzlich fiel mir ein, daß ich keine Ahnung hatte, wie lange ich fort gewesen war. Vielleicht hatten wir Athen erst vor knapp einem Monat verlassen, möglicherweise war es aber auch zwei Jahre her. Ich hatte wirklich keine Ahnung. Ich wußte auch nicht, welche Jahreszeit wir hatten – war es die Zeit der Aussaat, die Ernte- oder gar die Weinlesezeit? Ich hatte keine Vorstellung davon, wie lange es her war, seit wir das letztemal gemeinsam in diesem Raum gewesen waren und ich noch meine kostbare Ausrüstung besessen hatte, die mittlerweile auf irgendeinem staubigen Marktplatz in Sizilien bestimmt längst versteigert worden war.
    »Du bist also wirklich nach Hause gekommen? Was ist denn passiert? Niemand hat etwas davon gesagt, daß die Flotte demnächst heimkehrt…«
    Dann rannte sie zu mir herüber und warf, wenn auch etwas tolpatschig, die Arme um mich; eher wie ein treuer Hund, der vor Freude an einem hochspringt und einem fast den Atem raubt.
    »Wie schön, du bist zurück!« jauchzte sie. Dann drückte sie meinen Kopf nach unten und küßte mich. Aber entgegen meiner Erwartung bot dieser Kuß keine Entscheidungshilfe; ich fühlte mich noch immer hin- und hergerissen und vermochte mich weder in die eine noch in die andere Richtung zu entscheiden.
    »Was ist denn bloß passiert? Bist du abgehauen?« wollte Phaidra wissen. »Ich wette, du alter Feigling hast dich abgesetzt. Bestimmt hast du schon beim ersten Anblick des Feinds gesagt: ›Mir reicht’s!‹ und hast erst aufgehört zu laufen, als du auf ein Schiff gesprungen bist. Und jetzt werden alle auf der Straße auf mich zeigen und sagen: ›Das ist die Frau von diesem Feigling.‹ Willst du etwas zu essen haben?«
    »Nein.«
    »Wahrscheinlich quillt dein Magen noch von sizilianischem Weißbrot. Wie sind eigentlich die Mädchen dort gewesen? Waren sie billig? Wahrscheinlich hast du dein ganzes Geld bei denen gelassen und mir nicht einmal ein Geschenk mitgebracht, nicht mal ein Paar bronzene Ohrringe. Dein Bart muß gestutzt werden. Und was hast du eigentlich mit deiner Rüstung angestellt? Du kannst sie doch nicht einfach komplett weggeworfen haben, oder?«
    »Allerdings habe ich das.«
    »Eupolis, was ist denn bloß passiert?«
    Ich wollte ihr alles erzählen, konnte es aber nicht. Jetzt, da ich zu Hause war, wußte ich nicht mehr, was ich hier zu suchen hatte, und kam mir wie ein Saisonarbeiter nach der Weinlese vor.
    »Aber irgendwas muß doch passiert sein! Du blickst nämlich genauso drein, als wäre eins deiner blöden Stücke durchgefallen. Und dann ist das Leben mit dir kaum zu ertragen, wenigstens zwei Wochen lang, und ich traue mich nicht mal mehr, mir auch nur die kleinste Kleinigkeit zu kaufen. Also, was ist passiert? Wo sind alle die anderen? Haben wir gewonnen?«
    »Nein.«
    »Jetzt sag nicht, ihr habt den Krieg einfach abgebrochen und kommt mit leeren Händen nach Hause. Ich wußte doch gleich, daß Demosthenes ein krummer Hund ist. Man wird ihn dafür zum Tode verurteilen. Merk dir meine Worte! Außerdem wird das für alle ein Mordsvergnügen.«
    »Dazu wird es gar nicht erst kommen.« Es war so, als ob es sich bei dem, was dem Heer und mir widerfahren war, um eine Art Geheimnis handelte, das Phaidra mir entlocken mußte. Sollte es ihr gelingen, hatte sie gewonnen.
    »Nun sag mir doch endlich, was passiert ist! Bist du wirklich abgehauen? Oder bist du verwundet und nach Hause geschickt worden? Eupolis, hast du etwa Verletzungen davongetragen?«
    »Nein«, antwortete ich, und zum erstenmal seit unserem Wiedersehen sah ich mir Phaidra ganz genau und vollkommen unvoreingenommen an.
    Ich erinnere mich noch gut daran, als ich zum erstenmal feststellte, wie ich aussah. Ich spielte mit einigen anderen Jungen in

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