Wallentin, Jan
ihm
auffiel, als er einen Blick auf eine Übersichtstafel mit den unterschiedlichen
Abteilungen des Museums warf.
Auf der
Tafel erblickte Don ebenfalls ein winziges graphisches Symbol in der vierten
Etage, das die Silhouette eines Computers darstellte. Er zeigte erleichtert
darauf und schlug umgehend vor, einen Versuch zu unternehmen, ins Internet zu
gelangen, um zu sehen, ob er Kontakt zu Hex aufnehmen konnte.
Don fiel
eine Last von den Schultern, als er die Treppen zu den oberen Stockwerken des
Museums erklomm. Die Geräusche der Schusssalven und Schreie aus den Filmen
ebbten ab, und ganz oben in den mit Steinböden versehenen Korridoren war alles
still und ruhig.
Ein Pfeil
wies ihm den Weg zu einem sogenannten »Documentation centre«, und als er am
Eingang ankam, erblickte er eine metallene Anschlagtafel mit der folgenden
Aufschrift:
DOCUMENTATION
CENTRE RULES
Nothing is lent out.
Fragile documents must never be
reproduced.
Always attain the express consent of
the centre Supervisor.
Unterhalb
der Tafel war in einer strengen Anweisung zu lesen, dass die Computer auf
keinen Fall zu anderen Zwecken als zur Suche in der einzigartigen Datenbank des
Museums über Kriegsgräber benutzt werden durften.
Im Saal
befanden sich eine Reihe von Archivschränken sowie einige Nischen mit einfachen
Schreibtischen und Computern darauf. Don stellte rasch fest, dass er der
einzige Besucher war. In einem kleinen gläsernen Büroabteil saß eine wachsame
ältere Dame, die ihr blaugetöntes Haar zu einem strengen Knoten hochgesteckt
hatte.
Er spürte,
wie die Frau jeder seiner Bewegungen mit ihrem Blick folgte, während er
vorsichtig in den absolut stillen Raum hineinschlich. Er setzte sich an den
erstbesten Computer und hörte, wie sie mit einem schabenden Geräusch von ihrem
Stuhl aufstand.
Die Frau
kam mit einem Aktenordner fest gegen die Brust gepresst aus ihrer Glaskabine
und betrachtete ihn missmutig. Über ihrer Brust klemmte ein Plastikclip mit der
Aufschrift »lste Opzichter - Ist Supervisor«.
Nachdem
die Aufseherin versucht hatte, Don dazu zu bewegen, wieder hinunter in die
Ausstellung zurückzukehren, gab sie schließlich eine Tastenkombination auf der
Tastatur ein, die seinen Bildschirm aufleuchten ließ.
»Name?«,
fragte die Aufseherin mit mürrischer Stimme.
»Titelman«,
antwortete Don.
»Armee?«,
fragte die Aufseherin.
Das war
eine Frage, die er nicht erwartet hätte, und ihm fiel keine passende Antwort
ein.
»Welcher
Armee gehörte derjenige an, den Sie suchen?«, fragte sie ungeduldig. »Der
belgischen, französischen, englischen oder deutschen?«
»Der ...
belgischen«, sagte Don.
Sie
öffnete ein graues Formular mit dem Titel »Casualty database«. Klickte auf
»Casualties from the Belgian army«, tippte den Namen TITELMAN ein und drückte
auf Search. Keine Resultate.
»Wenn ich
es recht verstehe, sind Sie Jude«, bemerkte die Aufseherin.
Don
beschloss, nicht zu antworten und sagte stattdessen:
»Es gibt
da noch einige andere Verwandte, nach denen ich suchen möchte ...«
Die Frau
wartete über seine Schulter gebeugt.
»Ich komme
schon allein zurecht, wenn Sie mir nur ein wenig Zeit lassen.«
»Aha«,
entgegnete die Aufseherin. »Wir schließen in zwanzig Minuten.«
»Das wird
reichen«, entgegnete Don.
Sie trat
ein paar Schritte zurück und blieb stehen, ohne den Bildschirm aus den Augen
zu lassen. »Vielen Dank«, sagte Don.
Die
Aufseherin warf den Kopf in den Nacken und verschwand mit vor der Brust
verschränkten Armen und dem Aktenordner in Richtung ihres geschlossenen
Glaskäfigs. Als er über die Trennwand seines Arbeitsplatzes hinweglinste,
konnte er sehen, dass sie sich extra so hingesetzt hatte, dass sie ihn
beobachten konnte.
Doch die
Aufseherin konnte nicht sehen, was er schrieb, woraufhin Don die Codes für den
Server einzugeben begann, der bei Hex zu Hause in Kymlinge stand. Nach einer
Weile erschien ein Smiley mit heruntergezogenen Mundwinkeln - das Zeichen
dafür, dass die Schwester nicht online war.
Don
verfasste eine kurze Mitteilung über das, was geschehen war, nachdem sie mit
dem Güterwaggon von Stockholm aus losgefahren waren. Am Ende fügte er noch
eine Zeile hinzu, in der er sie darum bat, nachzuforschen, was sie über eine
gewisse Camille Malraux, geboren am Ende des neunzehnten Jahrhunderts in einer
kleinen französischen Stadt mit dem Namen Charleville-Mezieres, herausfinden
konnte.
Dann warf
er einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass
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