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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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war ungefähr genauso weit wie
die Fallhöhe bis hinunter zum Kopfsteinpflaster auf dem Grote Markt, doch
angesichts dessen, dass sie mit Fingern und Zehen an die Hauswand geklammert
hing, schien sie keine andere Wahl zu haben.
    Ihre
Handgelenke schmerzten bereits und ihre Waden zitterten, als sie einen weiteren
kleinen Schritt vor machte. Eva kam sich wirklich viel zu alt für derlei
Unternehmungen vor. Hinter sich hörte sie ein Poltern gefolgt von einem
Krachen, als die Zimmertür barst. Sie drehte sich nicht um, sondern setzte
weiter zielgerichtet einen Fuß vor den anderen.
    Wieder war
die helle Stimme zu hören. Sie befahl irgendetwas, das nach umkehren klang.
Doch zu diesem Zeitpunkt war es wirklich nicht angebracht umzukehren, denn Eva
war es gerade gelungen, sich am Fensterrahmen des Nachbarzimmers
festzuklammern. Sie ergriff mit der Hand das obere Ende und spürte, dass er
dick genug war, um sich daran festhalten zu können. Setzte schließlich den
linken Fuß auf den breiten Absatz unter dem Fenster, zog den rechten nach und
konnte endlich etwas verschnaufen.
    Das
Geräusch von Atemzügen ließ Eva den Kopf in die Richtung drehen, aus der sie
gekommen war. Sie stellte fest, dass sie sich beeilen musste weiterzukommen,
da der Teenager nun ebenfalls aus dem Fenster geklettert war. Doch bevor sie
ihre Flucht in Richtung des anvisierten Fallrohrs fortsetzte, atmete sie tief durch,
während sie einen Blick durchs Fenster warf. Dort erblickte sie unmittelbar
hinter der Scheibe einen jungen Mann mit länglichem rasierten Schädel. Als er
winkte, wich sie zurück, wobei ihr Fuß einen Schritt geradewegs ins Leere
machte.
    Viel zu
spät versuchte sie sich irgendwie abzufangen, und als sich ihr Körper bereits
im Fallen befand, erreichte sie mit der Hand ein Außenthermometer, das am
Fensterrahmen festgeschraubt war. Doch das Thermometer saß nicht fest genug, um
das Gewicht einer gebrechlichen Frau zu halten.
    Eva geriet
ins Wanken und sah, wie sich fünfzehn Meter unter ihr die Straßenlaternen auf
dem Pflaster spiegelten. Dann spürte sie, wie sie fiel.
    Doch sie
fiel nicht besonders tief, da ein fester Griff um ihren Arm sie aufhielt. Sie
wurde sachte wieder hochgehoben.
    Als Eva
schließlich wieder auf dem Fensterbrett zum Stehen kam, versuchte sie sich
loszuwinden und dem Griff zu entkommen. Doch dann merkte sie, dass die Klaue in
Wirklichkeit eine zierliche kleine Hand war. Die Frau, die sie so sicher in
ihrem Griff hielt, schien völlig unbeeindruckt von der Situation zu sein. Sie
hing in aller Ruhe in ihrer schwarzen Motorradkluft an der Ziegelfassade.
    »Wo ist
unser Stern?«, fragte die Frau.
    Dann
machte sie einen kleinen Sprung nach vorne und landete wie auf Saugnäpfen neben
Eva. Beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte:
    »Und wo,
Miss Strand, ist Ihr Freund Don Titelman?«
     
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    Als der
Barmann in der kleinen düsteren Kneipe auf dem Minneplein nicht mehr ganz so
diskret andeutete, dass es an der Zeit sei aufzubrechen, suchte Don tastend
nach seiner Pilotenbrille und glitt von dem hohen kippeligen Barhocker
herunter. Seine Knie gaben unmittelbar wie Gummi nach, und er musste sich am
Tresen festklammern, um sich überhaupt aufrecht halten zu können.
    Das letzte
belgische Bier war absolut unnötig gewesen, und er hatte schon vor Stunden
aufgehört zu zählen, wie viele angstlösende Barbiturate er in der Zwischenzeit
geschluckt hatte. Die ramponierten Metallbügel seiner Brille schief über der
Nasenwurzel hängend gelang es ihm, sein neu gekauftes Samtjackett vom Stuhl
herunterzuziehen. Als der Barmann ihm den Rücken zuwandte, besaß Don genügend
Geistesgegenwart, um nachzufühlen, ob sich der Stern immer noch in der
Innentasche seines Jacketts befand.
     
    Während
der Stunden in der Bar hatte er einige unbeholfene Versuche unternommen, die
Inschrift auf dem Metall näher zu erforschen. Don hatte sich vom Barmann einen
billigen Kugelschreiber geliehen, um die Buchstaben abzuzeichnen, die er im
schummrigen Licht meinte erkennen zu können. Doch Nils Strindberg schien gut
daran getan zu haben, Lupe und Mikroskop zu benutzen, als er den Stern genauer
in Augenschein nahm, denn auf Dons vollgekritzelter Serviette befand sich
inzwischen lediglich ein Wirrwarr aus Linien, die hauptsächlich an abstrakte
Kunst erinnerten.
    Den kurzen
Brief an Camille Malraux hatte er im Dunkel der Innentasche liegen lassen. Es
bestand kein Grund, ihn noch einmal zu lesen, da er seinen kryptischen

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