Wallentin, Jan
bedeutungslos
erscheint, kann für uns von großem Interesse sein. Schon der geringste Hinweis
...«
Es gelang
Don, dem Blick des Deutschen auszuweichen, indem er auf seine Lippen schaute.
Sie waren irgendwie zu rot, um zum übrigen Gesicht zu passen.
»Aber es
ist, wie ich gesagt habe. Da ist nichts.«
Eberlein
schnippte mit den Fingern der einen Hand, woraufhin sich die Kröte schwerfällig
erhob und auf den Tisch zuwankte. In der Hand hielt sie ein Dokument mit einer
ausgeblichenen blauen Handschrift.
»Erkennen
Sie das hier wieder?«
Eine
schnörkelige Handschrift, die der auf der Postkarte in Dons Jacketttasche
glich.
»Nein«,
entgegnete Don und versuchte mit den Schultern zu zucken, die sich plötzlich
ziemlich schwer anfühlten.
Dann
schaltete sich die Rechtsanwältin ein:
»Ich
verstehe nicht ganz, wohin das hier führen soll. Es ist doch offensichtlich,
dass mein Klient nichts weiß und außerdem nicht das geringste Interesse
verspürt, mit Ihnen zu reden. Sie haben etwas von einem Gespräch gesagt - doch
das, was Sie hier durchführen, nennen wir in diesem Land eine Vernehmung. Und
jetzt sorgen Sie bitte umgehend dafür, dass die Sicherheitspolizei uns wieder
zurück nach Falun bringt.«
Die
Rechtsanwältin schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
»Und
außerdem, Eberlein, oder wie Sie nun heißen, fällt ein großer Teil dessen,
womit Sie meinen Klienten eben konfrontiert haben, unter die
Geheimhaltungspflicht. Ich kann nicht ganz nachvollziehen, was schwedische
Polizisten sich dabei denken, wenn sie Außenstehenden Zugang zu dieser Art von
Informationen ermöglichen.«
Obwohl Don
inzwischen ebenfalls aufgestanden war, blieb Eberlein mit gesenktem Kopf am
Tisch sitzen. Es schien, als dächte der Deutsche über etwas nach. Nach einer
langen Weile richtete er seinen Blick wieder auf Don.
»Wissen
Sie, ich glaube, Ihre Rechtsanwältin hat recht.«
»Tatsächlich?«,
entgegnete Don.
»Ja, sie
hat wirklich recht, Sie sollten dieses Gespräch auf keinen Fall als Vernehmung
auffassen.«
Das nach
innen gekehrte Lächeln breitete sich erneut aus, rote Lippen, graue Zähne. Mit
einigen geschmeidigen Schritten umrundete Eberlein den Tisch und legte Don
eine Hand auf die Schulter.
»Das hier
ist keine Vernehmung, und außerdem habe ich größtes Verständnis dafür, dass Sie
in Ihrer jetzigen Situation nicht bereit sind, irgendetwas preiszugeben. Doch
da Sie das letzte Glied in der Kette sind ...«
Der Deutsche
fingerte gedankenverloren an Dons Schulterpartie aus Manchesterstoff herum, als
würde er eine letzte Abwägung treffen.
»Da Sie
das letzte Glied in der Kette zu Erik Hall und seinem Fund zu sein scheinen,
können wir uns ja durchaus etwas Zeit nehmen und die Sache von einer anderen
Seite betrachten, um herauszufinden, ob wir etwas mehr Vertrauen zueinander
aufbauen können. Ich erzähle Ihnen eine Geschichte, und Sie helfen mir mit dem
Schluss.«
»Und wie
meinen Sie, soll das funktionieren?«
»Das wird
sich dann klären, wenn wir so weit sind. Sie werden sehen.«
Eberlein
klopfte Don auf den Arm und sagte mit etwas leiserer Stimme:
»Ich kann
mir gut vorstellen, dass Sie als Forscher umgehend ein ebenso großes Interesse
dafür entwickeln werden, die Lösung dieses Rätsels herauszufinden, wie ich.
Ich meine, wenn Sie es erst mal im rechten Licht betrachtet haben.«
Als
Eberlein Don und Eva dazu gebracht hatte, sich wieder zu setzen, machte er ein
paar Schritte zur Kröte beim Bücherregal zu. Er ging in die Hocke und flüsterte
ihr etwas zu. Woraufhin sich die Kröte mit einem missmutigen Grummeln erhob und
aus dem Raum verschwand.
»Warten
Sie bitte einen kurzen Moment«, sagte Eberlein und lächelte Don erneut zu.
»Ich bin mir sicher, dass es Ihnen die Mühe wert sein wird.«
Elena
Es war in
den frühen Teenagerjahren, als ihre besonderen Fähigkeiten nachließen und
verstummten, und Elena lernen musste, niemals mehr irgendwelche Ansprüche zu
stellen. Aber an ihrem achtzehnten Geburtstag hatte einer der rangniederen Gruppenführer
der Stiftung ihr dennoch einen Wohnungsschlüssel überreicht. Es war der
Schlüssel zu einer Dachwohnung, die ein paar Häuserblocks von dem großen
Bankgebäude entfernt lag.
Sie befand
sich in einem der hohen Fachwerkhäuser mit gemauerten treppenartigen Giebeln,
die um einen mit Kopfstein gepflasterten Platz herum angelegt waren, in dessen
Mitte ein zugemauerter Brunnen stand. Hinter einem der leeren Fenster ganz
oben hatte sie zum
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