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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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.“
    Wiget lacht laut auf und sagt: „Hallo, Stefan. Und wißt ihr auch schon, wohin ihr heuer in den Urlaub fahrt?“
    Wallner sagt: „Ach so. Wohin wir heuer in den Urlaub fahren?“
    19
    Wallner klingelt an der Haustür der Wigets, schultert seine Sporttasche und streicht noch einmal mit der Hand über seine Frisur. Wiget öffnet ihm. Bis auf das weiße Handtuch, das er um die Hüfte geschwungen hat, und die Flip-Flops ist er nackt.
    Im Haus riecht es nach Kuchen. Astrid backt gerade eine Torte für Patrick, der morgen Geburtstag hat. Wallner küßt Astrid auf die Wangen und holt aus der Sporttasche das Geschenk für Patrick, das Ana besorgt hat, ein Computerspiel, in dem, soviel man der Beschreibung der Rückseite entnehmen konnte, der Spieler im Ersten Weltkrieg wahlweise als General Schlachten plant, unter anderem auch jene von Verdun – Change History! steht auf dem grellgelben Aufkleber auf dem Cover –, oder aber als Soldat an der Front kämpft. Ana sagt, daß der Verkäufer in Nürnberg ihr erklärte, daß sich das Spiel bei der Gruppe der 15- bis 25jährigen größter Beliebtheit erfreue.
    Wiget, der neben Wallner durch den Flur, das Wohnzimmer und von dort aus durch einen Verbindungsgang hinter einer Tür zum Hallenbad schlurft, sagt, daß Patrick nächsten Freitag mit seiner Klasse auf Skikurs nach Kitzbühel fahre und daß er und Astrid hoffen, Patrick mache nicht denselben Blödsinn wie sein großer Bruder, als der damals auf Skikurs war und, wie sich ja Wallner wahrscheinlich noch erinnere, nach Hause geschickt wurde, weil er mit einer Klassenkameradin im Bett erwischt worden war.
    Während sich Wallner im Schwimmbad Schuhe, Socken, Mantel, Hose und Pulli auszieht, auf die Kleiderhaken an der Wand hängt, sich das rote Coca-Cola-Handtuch aus der Sporttasche umbindet und aus seiner Unterhose schlüpft, sagt er zu Wiget, der auf einem Hocker gegenüber Platz genommen hat, daß er sich Sorgen mache. Wellenhofer, der Verkäufer für den Bereich Nieder- und Oberbayern habe ihm heute vormittag in der Besprechung gesagt, er wolle zum Ende des Jahres aufhören, einen Ersatz für Wellenhofer zu finden würde schwierig werden, allein die Kontakte zu den Landwirten, die Wellenhofer habe, das komme nicht von heute auf morgen, das müsse wachsen, auch habe Wellenhofer keine Angaben zu den Gründen seiner Kündigung gemacht, Wellenhofer sei noch nicht im Alter für eine vorzeitige Pensionierung, man könne davon ausgehen, daß er abgeworben worden sei, vielleicht von Maier in Rosenheim. Wiget schiebt die Glastür auf. Auf dem Weg zur Sauna am Rand des Grundstücks, der durch die im Boden eingelassenen Lampen beleuchtet ist, hält Wallner wegen der Kälte die Arme vor der Brust verschränkt und fragt sich, ob Astrid sie beide jetzt vom Küchenfenster aus sehen kann, sicher sieht sie aus dem Fenster. Die Schneedecke, die auf dem Rasen ringsum hell schimmert, wird auf dem Feld hinter der Sauna matter und ist an der Stelle, wo der Wald beginnen muß, tatsächlich vollständig von der Dunkelheit verschluckt.
    Wallner zieht die Tür zur Sauna auf.
    Auf den Liegestufen sind schon zwei Handtücher ausgebreitet.
    20
    „Ja?“
    „Laß uns das irgendwie hinter uns bringen. Daß wir da neu anfangen.“
    „Es tut mir . . .“
    „Ich weiß schon. Ich weiß doch. Ich habe Sachen falsch gemacht, und du hast Sachen falsch gemacht. Vielleicht können wir das jetzt zu so einem Wendepunkt machen. Laß uns einfach versuchen zu vergessen, was da passiert ist.“
    Es entsteht eine Pause.
    „Ja?“
    „Ich hätte das alles nicht ohne dich. Also du weißt, daß ich das alles hier, die Firma, die Sache mit meinem Vater, daß ich . . .“
    „Ich weiß.“
    Es entsteht eine Pause.
    Er hat seine Hand in ihre gelegt, drückt sie, fest.
    21
    27. September
    München. Konen . Bettenrid . Mövenpick . Sonne.
    22
    Er wirft einen Blick von der Zeitung auf Ana und Costin und sagt: „Also langsam wird mir das unheimlich. Jetzt hat der Kuhn schon wieder ein Gesetz erlassen. Jetzt können die ohne weiteres hier Wanzen anbringen, hier reinkommen, einfach so und mein Tagebuch lesen . . .“
    „Du schreibst Tagebuch?“ fragt Costin.
    „. . . also gut, dann eben dein Tagebuch . . .“
    „Ich habe kein Tagebuch“, sagt Costin.
    „. . . also irgendein Tagebuch halt dann, ist doch egal, die Sache ist doch: Die können einfach in privaten Sachen rumstöbern, auf bloßen Verdacht. Versteht ihr? Auf bloßen Verdacht.“
    „Nein“, sagt

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