Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Titel: Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
Vom Netzwerk:
seinen Dienern wieder zugänglicher wurde und sich mit eisernem Fleiß in zerstreuende Regierungsgeschäfte vertiefte.
    Ein neues, jedoch ihn weniger tief berührendes Leid war für den Herrscher, daß Rebekka seit einigen Tagen schweigsamer wurde, was der Arzt innerer Erkrankung zuschrieb. Eines Abends, als der Herrscher bei ihr verweilte, erblich sie plötzlich, eine Schwäche überkam sie und man mußte sie mit starken Mitteln wieder zu sich selbst bringen. Der König hatte sich an die Jüdin gewöhnt, sie hatte ihm sein Weib ersetzt, und so zitterte er für ihr Leben, obgleich dies Leben wohl bisher ein wenig ehrenvolles gewesen. Ihm blieb nicht verborgen, daß sie eine innere Neigung zu ihm gefaßt, er vergalt ihr diese tiefere Teilnahme, ohne sie jedoch in dem Maße zu erwidern, mit dem sie ihm entgegengebracht wurde, er vergaß keinen Augenblick den Abstand, der sie von ihm trennte.
    Eines Morgens trat Ramses mit etwas hellerem Auge zu Menes, der gerade damit beschäftigt war, einen Brief an seine Mutter zuschreiben.
    »Ich komme von meiner Tochter,« sagte der Fürst, sich setzend.
    Menes fühlte bei diesen Worten ein Unbehagen, das er sich nicht zu erklären vermochte.
    »Ich habe mit ihr gesprochen,« fuhr er fort.
    »Ich hoffe, sie fühlt sich gesünder,« entgegnete Menes abgewandt.
    Der König nickte mit dem Kopfe.
    »Sie ist ruhiger,« flüsterte er. Dann, als erwachte er aus einem Traum, neigte er sich hastig zu seinem Freunde, sah ihm innig in die Augen und sagte mit mildem, fast schmelzend weichem Ton: »Weißt du, wie ihre Krankheit heißt?«
    »Hoher Herr,« erwiderte Menes, schwer aufatmend, als erdrücke ihn ein Felsgewicht. »Ich bin nicht Arzt, meine medizinischen Kenntnisse sind gering.«
    Ramses drohte ihm lächelnd mit dem Finger.
    »Schelm! weichst du mir aus,« sagte er.
    Menes beugte sich auf den Tisch, und tat, als ob er unter den Rollen eine suche, wobei er über und über errötete, was dem König nicht entging.
    »Ihre Krankheit heißt Liebe!« fuhr Ramses fort, »sie wird nicht daran sterben, hoffe ich, doch ich möchte sie davon heilen, sofern ich es vermag.«
    Die Verwirrung, von welcher Menes überrascht wurde, läßt sich kaum beschreiben, er begann heftig zu zittern, eine innere Seelenpein malte sich in seinem Auge, wie er sie kaum unter dem Eisendach seines Kerkers empfunden. Er fühlte, wie sich der Dolch, der in des Königs Worten lag, immer mehr seinem Herzen näherte, er ahnte schon den drohenden Zusammenstoß. Was sollte er beginnen, das Nahende abzuwenden?
    »Ich habe mit Asa-Termutis gesprochen,« begann der König aufs neue, nicht ahnend, welche Qualen er seinem Retter bereitete, »sie hat mir gebeichtet, unter Tränen gebeichtet, die Arme. Sie warf sich an meine Brust, und schien trostlos, dann schwebte sie wieder auf dem Gipfel des Glückes, um sogleich darauf wieder zerschmettert herabzusinken. Sie glüht, sie verzehrt sich – hörst du, Menes? – sie liebt; sie hat gebeichtet.«
    Der junge Mann wandte beständig das Gesicht hinweg.
    »Nun denn!« sprach der König weiter, »da du dir vorgenommen zu schweigen, sei es herausgesagt: Sie liebt dich! Du bist der Gegenstand ihrer Zärtlichkeit – also hat sie mir anvertraut.«
    Es war gesagt. Menes fühlte sich vor einem Abgrund stehen.
    »Du bist bescheiden, mein Sohn,« fuhr Ramses gerührt fort; »ich weiß es. Du träumtest dir nicht, daß dich so hohes Glück umstrahlen würde, deshalb stehst du nun stumm und ratlos. Gib mir deine edle Hand, mein zweimaliger Retter, wie könnte ich dir besser danken, als indem ich dir sie, die für dich glüht, zum Weibe gebe! Erst damit trage ich meine schwere Schuld ab. Erbebe nicht, erblasse nicht, und stehe nicht so niedergeschlagen – ich weiß, was ich sage. Wohl unerhört ist der Schritt, den ich tue, das war noch nie geschehen, solange sich der Nil durch diese Auen wälzt und die Pyramiden den Himmel durchbohren, aber ich mache es möglich; außergewöhnliche Verdienste verdienen außergewöhnlichen Lohn. Auch weiß ich, daß mein Volk diese Handlung gutheißt, kein Murren wird sich erheben bei dieser seltenen Hochzeit; sie lieben ihren König und verehren seinen Retter zu sehr, als daß sie Einwendungen gegen dessen Belohnung machen sollten. Nimm sie hin, sie sei dein.«
    Der König wollte den Jüngling umarmen, trat aber befremdet zurück, als er dessen trauriges, tränenfeuchtes Auge wahrnahm. Als Menes die Worte von des Königs Lippen fallen hörte, war es ihm, als

Weitere Kostenlose Bücher