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Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Titel: Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
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er wird gestehen! Ich hoffe es, und dann wehe seinen Verführern.«
    »Sie verdienen zu sterben,« preßte der Prinz mühsam heraus, indem er seinen scheuen Blick am Boden hinkriechen ließ.
    »Ja! das verdienen sie,« sprach Ramses mit schlechtverhehlter Verachtung; »bereits ahne ich die Schändlichen, die mir meine Getreuen zu Werkzeugen des Verrats umwandeln; wer sie auch sein mögen, sie sollen meiner Rache nicht entgehen und müßte ich geweihtes Blut verspritzen.«
    Urmaa-nofru-râ lenkte absichtlich das Gespräch auf andere Gegenstände. Sie frug nach dem gezähmten Löwen, den Affen, den Teichanlagen im Park, beklagte sich über ihre Sklavinnen und warf gleich darauf ihrer Stieftochter Asa-Termutis mit herben Worten Lieblosigkeit vor, weil sie noch kein Wort an ihren Vater gerichtet habe, der doch heute morgen erst aus einer großen Gefahr befreit worden sei. Asa-Termutis, die gleich bei ihrem Eintreten mit einer Art Selbstvergessenheit auf Menes geblickt und bis jetzt ihr Auge kaum von ihm gewendet, richtete ihr Gesicht langsam auf ihre Mutter.
    »Lieblos nennst du mich?« sagte sie mit starker Betonung, »mich deucht, ich dürfte mit mehr Recht Euch undankbar nennen, denn wer ist hier derjenige, der unser Lob am meisten verdient? Und wen scheint Ihr völlig zu vergessen, ob er gleich in diesem Augenblick der beste Mann im ganzen Reiche ist?«
    Nach diesen Worten schritt sie mit schönem Anstand auf den beschämten Menes zu, legte, indem ein begeisterter Glanz ihr großes, von langen schwarzbemalten Wimpern umrahmtes Auge füllte und ihr Busen sich gewaltsam hob, ihre zarte, beringte Hand in die seine, also sprechend:
    »Edler Jüngling, du hast mir meines Vaters Leben bewahrt, ich danke dir inniger, als wenn du mir das meine gerettet. In mir dankt dir ganz Ägypten!«
    Menes fühlte, wie brennende Schamröte in seine Wangen stieg, er versuchte zu lächeln, einige bescheidene Worte zu sagen, aber dem Blick der edeln Königstochter gegenüber schlug er verwirrt die Augen nieder.
    »Sie tut recht, mein Kind,« rief der König aus, »ihm haben wir Dank zu zollen. Es freut mich, Asa-Termutis, daß du daran gedacht.«
    Asa-Termutis, wie sie Menes erröten sah, fühlte auch ihre Wangen erglühen; nun erst ward sie sich der Kühnheit ihres Benehmens bewußt; hastig machte sie ihre Hand von der Menes' los und umarmte ihren Vater, ihr Gesicht so ängstlich an dem seinen verbergend, als wolle sie es der Welt nie mehr zeigen. Ramses fühlte bald einen heißen Strom über seine Wangen rinnen.
    »Du weinst, mein Kind,« flüsterte er gerührt, »du weinst? Doch, ich kenne ja deine Art; jede heftigere Gemütsbewegung entlockt dir Tränen; so hieltest du es schon seit deinem dreizehnten Jahre – weißt du noch, als dir damals deine Gazelle starb, welche Tränen vergossest du? Man hätte den Nil damit zum Überschwemmen bringen können in einem Jahr der Dürre.«
    Sie schmiegte sich an den sehnigen Hals des Vaters und weinte weiter.
    »Ja, du liebst mich,« lächelte der König, hingerissen von der Zärtlichkeit seines Lieblingskindes, »diese stummen Tränen entzücken mich mehr als alle Glückwünsche meiner Höflinge, sie sind mir kostbarer, wie die Edelsteine meiner äthiopischen Bergwerke. Sie enthalten Wahrheit, sie strömen aus einer unverfälschten Quelle, und ich irrte mich, als ich sagte: ein König habe keine Töchter; mich wenigstens haben die Götter mit einer Tochter gesegnet, die mir mehr wert ist, als mein ganzes, großes Reich.«
    Diese Szene ward von der Königin, wie von ihrem Stiefsohn mit kaum verhehltem Ärger beobachtet. Sie warf ihm unaufhörlich Winke zu, die das edle Verhältnis ihres Gatten und Kindes ins Komische zu ziehen bemüht waren, während der Prinz, wie Menes deutlich gewahrte, finstere Blicke auf seine Schwester schoß, ja sogar mehrmals die Faust unter seinem Mantel ballte. Einmal beugte sich die Königin zu ihm hinüber, ihm etwas ins Ohr flüsternd, wobei sie verächtlich lächelte, indes er aufstampfte. Als das Königskind seine frühere ernstere Fassung wiedererlangt hatte, erkundigte sich Ramses nach ihren Studien, denn er wußte, daß sie nicht ungern ihren Geist leuchten ließ; schon in ihrer Kindheit hatte sie alle ihre Lehrer an Wissen übertroffen, und während ihre Gefährtinnen den Ball warfen oder den Kahn lenkten, hielt sie ihren jungen Kopf über alte Rollen gestützt. Sie erzählte ihm denn auch sofort mit geistsprühender Lebendigkeit von den Geheimnissen der

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