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Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909

Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909

Titel: Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
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dumpf heraufgrollen; jetzt wurde eine Türe dröhnend ins Schloß geworfen, dann verlor sich das Stimmengewirr in der Ferne.
    »Schrecklich!« flüsterte Emilie. »Ist das ein Eheleben! so gebildete Leute und können sich garnicht vertragen. Wie schön haben wirs doch dagegen, Willy, he? Bei uns fällt doch kein böses Wort.«
    Wieder jener rührende Zärtlichkeitshauch.
    Über des Anwalts gutes, bleiches, dickes Gesicht flog ein gequälter ängstlicher Zug. Er dachte an die Zukunft, an die Katastrophe, die wie ein fernes Gewitter am Horizont seines Lebens schwarz herauf dämmerte.
    »O da leben wir freilich anders!« sagte er. »So bleibt es auch hoffentlich zwischen uns, wie?«
    »Warum sollts anders werden?« lächelte sie. «Sind wir nicht glücklich? Ist Nata nicht ein prächtiges Kind? denk dir, sie will ihr Brot selbständig verdienen.«
    »Sie hat mirs eben gesagt,« bemerkte er kleinlaut.
    »Ich halte den Gedanken für sehr vernünftig,« setzte sie hinzu; »man kann ja im Leben nie wissen, was an einen herankommt. Wenn sie auf eigenen Füßen stehen kann, desto besser! Besser als wenn sie sich auf den Mannfang begeben müßte. Heutzutage gehen die Männer nicht mehr so eifrig in die Netze.«
    Ihr Gatte seufzte auf. Sie fuhr schäkernd fort: »O, was macht mein Männchen auf einmal für ne trübe Miene? Bildest du dir wirklich ein, ich könnt mal zum keifenden Weib werden? ha! ha!«
    Sie hatte ein eigenes behaglich-inniges Lachen, bei dem ihr ganzes kleines Körperchen, wie von einem süßen Krampf des Wohlbefindens geschüttelt, mitlachte. Ihr Gesichtchen zerschmolz dabei ordentlich in Wonne.
    O, dachte der berückte Gatte, wenn sich nur dies herzerquickende Lachen nie verwandelt in Weinen!
    Von einem plötzlichen inneren Drang fortgerissen, fragte er leise: »Emilchen?«
    »Wie?«
    »Wirst du mich auch immer lieb haben?«
    »Lieb haben? Wie kommst du Närrchen auf so dumme Fragen?«
    »Nun, ich mein . . . Weißt du im Leben treten oft schwere Prüfungen an einen heran. Denk dir . . . ich . . . ich würd von einer schweren Krankheit heimgesucht . . . Nein! das mein ich nicht,« korrigierte er sich, als sich ihre Miene ängstlich trübte, »es würd irgend etwas . . . etwas Dunkles zwischen uns treten?« Er brachte es nicht über sich, das Wort, das ihm auf den Lippen schwebte, auszusprechen; sie begriff ihn daher auch nicht.
    »Etwas Dunkles zwischen uns treten?« fragte sie.
    »Ja, irgend ein Unheil,« fuhr er fort. »Denk dir, ich würde erwerbsunfähig . . .«
    »Wie kannst du nur so dumm daher reden, Willy,« tadelte sie, ihn am Ohrläppchen zupfend. »Ich denk, eine richtige Frau soll ihren Mann nie verlassen?«
    Der Anwalt seufzte.
    »Was bist du nur so sonderbar,« fuhr sie fort, sich an ihn schmiegend, »so hab ich dich nie gesehen. Du mußt dich mal ausspannen, eine Reise machen. Wart mal, ich will das Licht aufdrehen. Dein Gemüt braucht Licht.«
    Gleich darauf übergoß der elektrische Kronleuchter ihr pikantes, elfenbeingelbliches Gesichtchen mit der dichten schwarzen, tief in die Stirne herein wuchtenden Haarkrone. Er wagte nicht, sie weiter auf die Probe zu stellen; nur an seinem gedrückten Benehmen ließ er sie erraten, daß Unheimliches in ihm vorging. Doch legte die Harmlose die Verstimmung ganz falsch aus.
    »Ich glaub du bist unzufrieden mit mir?« begann sie zögernd.
    »Mit dir? wie so?«
    »Nun . . . ich habs neulich bemerkt. Es gefällt dir nicht, daß ich mich mit Otto so viel unterhalte.«
    »O, im Gegenteil!«
    »Mein Gott, er kommt auch gar so oft. Und ich kann ihn doch nicht hinauswerfen? Ich kann ihn auch gut leiden; er bringt mir manche Kenntnisse in der Malerei bei . . . Obwohl mir viele seiner Eigenheiten unausstehlich sind, ja! einfach unausstehlich! Er ist stets so schlumpig angezogen, oft gar nicht richtig gekämmt; er wechselt die Unterkleider so selten, führt oft so gar frivole Atelier- und Modellgespräche. Aber, du weißt, ich muß da gute Miene zum bösen Spiel machen.«
    »Unterhalt dich nur recht gut mit ihm,« unterbrach sie ihr Mann. »Dagegen hab ich garnichts. Aber sobald er darauf zu reden kommt, er wolle sein Geld zurücknehmen, wende deine ganze Beredsamkeit auf . . .«
    »Daß ers dir zur Verwaltung läßt?« fragte sie. »Ja, weißt du, gerade die Sache ist mir etwas peinlich. Er fing vorgestern schon wieder leise davon an.«
    »So? wieder?«
    »Er läßt sich nicht davon abbringen. Er will sich ein Häuschen kaufen

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