Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909

Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909

Titel: Walloth, Wilhelm: Im Schatten des Todes. 1909 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
Vom Netzwerk:
dunkeln Gewand sich abhebender Hals, flößte seiner naiv-derben Leidenschaft neue Nahrung ein.
    »Was ist Ihne?« sagte er, als sie sich zitternd niederließ und vergebens ihre innere Erregung zu dämpfen suchte. »Ich seh Ihne an, daß Ihne was Unangenehmes passiert ist?«
    »Ja,« flüsterte sie, die nun ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnte, »ich komme zu Ihnen, dem treuesten Freund unsrer Familie, wenn ich Sie so nennen darf . . .«
    Er hatte sich ihr gegenüber gesetzt. »Gewiß!« entgegnete er und griff nach ihrer kleinen auf der Sessellehne ruhenden vom Handschuh befreiten Hand; »so dürfe Sie mich getrost nenne.« Ein süßer Schauer überrieselte ihn, als er die weiche Hand, die leise wie ein sterbendes Täubchen zuckte, streicheln durfte. »Nur heraus,« fuhr er mit teilnehmender Stimme fort. »Sie hawe was Schweres auf m Herze? gelt?«
    »Allerdings, Herr Kommerzienrat,« flüsterte sie, indem sie mit dem feinen Taschentuch nervös über Augen und Mund fuhr. »Über mich ist Schweres hereingebrochen. Ich hab mich in der Person getäuscht, der ich mein Lebensglück anvertraut hatte. Die Stütze ist gebrochen . . . die Stütze . . .« sie konnte vor heftigem Schluchzen nicht weiter reden.
    »Ich errat,« sagte er leise, »Sie meine unter der Stütze – Ihren Mann?«
    »Ja,« klagte sie leise, »ich hab mich schwer, schwer in ihm getäuscht . . . Das heißt . . . ich will nicht alle Schuld auf ihn werfen,« lenkte sie ein, als sie bemerkte, daß im Auge des Zuhörenden ein aufmerksam freudiger Blitz aufzuckte, »auch ich bin zu tadeln, – ich war, ohne es zu wissen, die geheime Ursache . . .«
    »O, doch wohl net!« suchte er zu trösten. »Sie doch wohl net. Aber bitte, erkläre Sie sich deutlicher. Was hat er – ihr Mann – denn verübt?«
    Sie besann sich einen Augenblick. »Erlassen Sie mir alle nähere Erklärung,« fuhr sie dann mit schmerzerstickter Stimme fort. »Sie brauchen ja die näheren Umstände nicht zu wissen. Sie brauchen nur zu wissen, daß ich tief, tief unglücklich bin . . .«
    »Das seh ich, das seh ich,« stotterte er, wirklich von einem ihm sonst fremden Mitleid leise bewegt.
    »Ja,« wiederholte sie gebrochen, »tief unglücklich . . . Und wissen Sie noch, Herr Kommerzienrat, wie Sie mir angedeutet haben, daß ich mich an Sie wenden dürfe, wenn ich je in eine schwierige Lebenslage käme?«
    »Un ob ich mich erinner!« bestätigte er. »Freilich erinner ich mich! Sie wisse ja doch, was ich immer für n Anteil an Ihne genomme hab, Frau Rechtsanwalt. Es fragt sich nur, um was es sich handelt, un ob ich auch wirklich in der Lag bin . . . zu helfe.«
    »Das sind Sie!« flehte sie leise. »Das sind Sie. Es fragt sich nur, ob Ihr Anteil an meinem Schicksal so groß ist, daß er auch ein Opfer nicht scheut.«
    »Gern, gern bring ich ein Opfer,« sagte er. »Auf das Opfer bringe is ma ja angewiese in der Freundschaft . . .« Er rückte ihr näher.
    »So darf ich offen heraussagen,« fragte sie, »um was ich Sie anflehen muß?«
    Er nickte und sah ihr, immer inniger ihre Hand drückend, ins Gesicht.
    »Nun denn,« fuhr sie fort, »ich brauch sofort . . . eine größere Geldsumme . . .«
    »Gern! Wieviel etwa?«
    »Zwanzigtausend Mark.«
    Der Kommerzienrat ließ ein langes, erstauntes »Ui« durch die Zähne gleiten. »Zwanzigtausend Mark?« sagte er, »das is ä Wort! Zwanzig Tausend . . . hm! hm! Das läßt sich höre. Des is ja ä Kapitälche, wahrhaftig, ä Kapital!«
    Sie schwieg und sah ihm gespannt in die Augen.
    »Net wahr?« fragte er dann leise, »eigentlich brauche net Sie . . . Ihr Mann braucht das Geld?«
    »Sie erraten!«
    »Hab mers glei gedacht, hab mers glei gedacht. No ja! Wisse Se, liebe Frau, . . . liebe Sie denn Ihrn Mann so sehr, . . . ich mein . . . verdient er Ihre Lieb denn so sehr, daß . . . daß . . .«
    »Er ist und bleibt mein Mann!« schnitt sie ihm den Satz ab. »Mag er getan haben was er will.«
    »No ja! ich mein halt nur . . .«
    »Das wär doch eine schlechte Frau, die ihren Mann im Unglück verließe.«
    »No worum? Wenn er selbst an dem Unglück schuld is? Nehme Se mirs net übel, aber ich errat, um was es sich handelt. Er is Ihrer net wert, er hat offenbar was getan, was es net rechtfertigt, daß Sie so n Schritt für ihn tun.«
    »Sie vergessen,« wendete sie ein, »daß auch meine Ehre, mein Name, auf dem Spiel steht.«
    »No worum? Das seh ich net ein . . . «
    »Herr

Weitere Kostenlose Bücher