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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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scheint er froh zu sein, dass es sich dem Ende zuneigt.
»Hier, nimm das«, sagt Frau Randolf und drückt ihrem Enkel die 3DBrille in die Hand. »Spiel eine Runde Malen nach Zahlen. Wollen doch mal sehen, ob du mehr als 145 000 Punkte schaffst.«
Tilko zögert, dann greift er nach der Brille. »Ich werde mein Bestes tun«, verspricht er mit einem dünnen Lächeln.
»Richtig so«, freut sich seine Großmutter. »Ha! Aus dir wird vielleicht doch noch was.«

4 Zeigefinger, Weltraum
     
    »… wenn Sie dann alle Ihre Raumanzüge so angelegt haben, dass das grüne Lämpchen am Handgelenk aufleuchtet, können Sie nacheinander in die Ausstiegsschleuse treten. Bitte immer nur vier Personen, und draußen auf keinen Fall in die Höhe springen, Sie kommen nie wieder herunter. Denken Sie daran, dass zur vollen Stunde die ökumenische Andacht auf dem Fingernagel stattfindet, und seien Sie pünktlich wieder hier. Wir bieten Ihnen auf der Rückfahrt noch eine hochinteressante Verkaufsveranstaltung. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und nun viel Spaß auf dem Zeigefinger Gottes .«
Die Ansage verstummt, die Schleuse des Weltraumbusses von Müller Tours öffnet sich, und Walpar, Kerbil und Nera treten in Kompaktraumanzügen hinein.
»Ich werde keine frommen Lieder singen«, erklärt Kerbil mit Nachdruck und verschränkt die Arme vor der Brust. »Außerdem ist die Sauerstoffflasche auf meinem Rücken so klobig.«
»Großer«, sagt Nera ohne ihn anzusehen, »denk dran, dass wir vielleicht ins Fernsehen kommen, wenn Walpar die Story an seinen Sender verkauft.«
»Darf ich auch?«, fragt der Raumanzugträger, der mit den dreien in der Schleuse wartet.
»Was für eine Story soll das schon sein?«, brummt Kerbil verächtlich.
Walpar dreht sich zu ihm um. »Immerhin bin ich Detektiv, und falls hier jemand in die Luft gesprengt wurde, gibt es einen Täter zu ermitteln.«
»Ist dafür nicht die Polizei zuständig?«
»Wessen denn? Der Finger gehört niemandem.« Walpar zögert. »Gut, er hat vermutlich jemandem gehört. Aber aus territorialpolitischer Sicht …«
»Wenn's mit Politik zu tun hat«, schnappt Kerbil, »erklär mir den Rest ein andermal.«
Leise zischt die letzte Luft aus der Schleuse, und die äußere Tür klappt auf. »Bitte steigen Sie zügig aus, damit die anderen Gäste nicht zu lange warten müssen. Müller Tours übernimmt keine Haftung und wünscht viel Vergnügen«, sagt eine Lautsprecherstimme.
Draußen wartet kosmische Schwärze über einer konkaven Ebene, die von meterbreiten Querfurchen durchzogen ist. Der Mond beleuchtet die Oberseite des Himmelskörperteils, dessen Schwerefeld nicht spürbar ist.
Ein umsichtiger Reiseleiter hat in regelmäßigen Abständen Stangen in den Finger gerammt und mit Halteschnüren verbunden. Das ermöglicht jedem Besucher, sich einzuklinken und herumzuspazieren, ohne abzuheben.
Man kann den Finger auch auf seinem Umfang umrunden, allerdings sollte man dazu schwindelfrei sein. Es ist eine Sache, nur das Nichts des Kosmos über dem Kopf zu wissen, aber wenn da die Erdkugel schwebt, haben die meisten Menschen das Gefühl, sie könnte ihnen auf den Kopf fallen.
Glücklicherweise rotiert der Finger nicht um seine Längsachse, sodass er der Erde ständig die Unterseite zuwendet.
»Ich wollte schon immer mal auf einem Finger stehen«, seufzt Nera.
»Hm, der Untergrund ist ja gar nicht weich.«
Walpar kniet nieder und streicht mit der behandschuhten Hand über den Boden. »Interessant.«
Nera sinkt ebenfalls zu Boden. »Schade, dass wir die Haut nicht mit unserer eigenen betasten können. Der Raumanzug ist im Weg.«
»Wenigstens verhüllt der deine doofen Ohren«, kichert Kerbil.
Nera stöhnt. »Hast du deine Pille wieder nicht genommen?«
»Hab ich vergessen«, singsangt Kerbil.
»Oh nein. Junge, du weißt doch, dass du deine Pille nehmen musst, weil die Nebenwirkungen der Pubertät sonst unerträglich sind. Für dich und alle anderen.«
»Von der Pille muss ich dauernd kotzen und schlafe ein.«
»Besser als Stimmungsschwankungen und Aufmüpfigkeit.«
»Ich will aber aufmüpfig sein«, kreischt Kerbil und tritt Nera gegen das Schienbein. Dank dick isoliertem Raumanzug merkt sie nichts davon.
»Walpar, wir sollten uns beeilen. Der Junge braucht seine Pille.«
»Gehen wir zuerst in diese Richtung«, zeigt Walpar nach links. Er steht unter starken Schmerzmitteln und ist ziemlich guter Dinge.
»Wie groß ist dieses … Körperteil?«, fragt Nera. Kerbil folgt Walpar entlang der Leitschnur,

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