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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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Lichts« verwies, dieses ewige Hin und Her mit zum Teil bösartigen Unterstellungen.
    »lch bin nicht gewillt«, sagte er, »mich als präsumtiver Partisan verdächtigen zu lassen, wie das auch wieder geschah …«
    »Das aber war doch als Metapher gemeint, lieber junger Freund«, kam ein Zwischenruf, »ganz allgemein«.
    »Trotzdem. Ich empfinde es als Beleidigung. Nicht für mich, sondern für mein Schaffen. Da sollte man schon ganz konkret sein und fragen: Partisan gegen wen? Wie andere vor uns gegen Fürsten und sonstige Volksfeinde? Ja. Aber gegen Sozialisten, gegen meine Brüder? Nein!«
    Er versuchte, seine Erregung zu dämpfen und sich im Ton zu mäßigen. »Wissen Sie, ich muss keine Erzählungen und Romane schreiben. Ich bin Biologe, Genetiker, und habe genug in meinen Labors zu tun. Aber wenn ich mich den Geschichten von Menschen in unserem Land und in unserer Zeit widme, ihren Schicksalen literarisch nachzugehen mich bemühe, dann deshalb, weil ich nicht die Drosophila, die Fruchtfliege, im Glaskasten erforschen will, sondern mich selbst. Wie leben die anderen, und wie lebe ich. Und erst recht müssen meine Texte nicht gedruckt werden. Aber wenn, dann sollen sie mir gehören, sollen allein das Meinige aussagen …«
    Er gewahrte, wie sich mit einem Mal Walter Ulbricht über den Tisch beugte und an Klaus Gysi wandte, den Kulturminister, der zwei Stühle entfernt von ihm saß, um ihm etwas zuzuraunen. Gysi nickte dann auch mehrmals, wie es aussah, gehorsam und flüsterte hinter vorgehaltener Hand eine Antwort.
    »lch stimme Ihnen zu, Genosse Ulbricht, wenn Sie uns mahnen, die menschlichen Konflikte in unserer Gesellschaft aufzuspüren und zu gestalten. Doch wenn wir es tun, muss man uns zu Wort kommen lassen, damit die Leser uns hören können. Man muss diesen Hickhack beenden, wie in meinem Fall mit dem Manuskript ›Schatten des aufgehenden Lichts‹, diesen Kreislauf zwischen dem Kulturministerium und dem Staatsrat und wieder zurück, als handelte es sich um ein Rundschreiben von Amt zu Amt, nicht aber um Literatur.«
    Achim stockte, und hatte er denn genug gesagt, sich verständlich gemacht? Er glaubte es. Nun musste er nur noch einen Abschluss finden. »Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit«, fügte er hinzu, wobei es sich ausnahm, als sei es an alle Anwesenden gerichtet, und setzte sich.
    Irgendwie, wenngleich er es nicht genauer hätte benennen können, sah er den Gesichtern an, dass sein Auftritt nicht ohne Wirkung geblieben war. Manche blickten erstaunt, einige, obwohl zaghaft, klatschten Beifall, und der junge Dichter an seinem Tisch streckte anerkennend den Daumen der rechten Hand in die Höhe und schickte ein leises Bravo herüber.
    Sofort danach jedoch, Achim hatte kaum Platz genommen, nahm Walter Ulbricht das Wort. Er straffte sich zwar, blieb aber sitzen und sprach, ohne erst wie bisher mehrere Beiträge im Pack abzuwarten. »Nun aber denken Sie nicht, Genosse Steinhauer, ja, dass Sie mir so schnell davonkommen. Ich habe die Passagen Ihres neuen Romans, soweit sie in der NDL 30 abgedruckt wurden, gelesen. Und ich habe Ihren Brief erhalten, in dem Sie sich über den Umgang der Hauptverwaltung Verlage mit Ihrem Manuskript beschweren. Sie haben es soeben wiederholt …« Achim spürte, wie es heiß in ihm aufstieg. In solch einem Kreis, mit dem ersten Mann im Staate im Widerwort – das ließ ihn nicht, wie man von derartigen Situationen zu sagen pflegt, kalt.
    »Ich kenne auch Ihren ›Grimm‹, lieber Genosse Steinhauer, und schon bei ihm habe ich gedacht: Ein solches Buch konnte und musste er wohl schreiben, warum nicht. Vielleicht auch noch ein zweites in dieser Richtung. Bei einem dritten jedoch hätte ich meine Zweifel …«
    »Aber, Genosse Ulbricht, die ›Schatten des aufgehendes Lichts‹ wären doch erst mein zweites Buch.«
    Die Versammlung im Saal schien zu erstarren. Man blickte auf ihn, man blickte auf Ulbricht. Es war, als ginge ein Stöhnen um, denn offenbar hatten wohl die meisten von den Schriftstellern und Künstlern seine Entgegnung, die lediglich im Eifer aus ihm herausgeplatzt war, als kühl und anmaßend empfunden, gar als Frechheit. Denn bis zu diesem Nachmittag hatte ja kaum jemand von ihm gewusst, nicht von seiner literarischen Existenz, mochte der eine oder andere vielleicht seine Erzählung »Der Grimm« zur Kenntnis genommen haben, wie sich aber der Autor Achim Steinhauer als Person darstellte, war nur erst wenigen bekannt, Otto Gotsche, Bernhard Seeger über

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