Walter Ulbricht (German Edition)
referierte, das war für mich außerordentlich beeindruckend!
Im Bewusstsein der neuen Macht bat er um Vertrauen und Geduld, machte deutlich, dass aus verschiedenen Gründen – auch des Mangels – nicht alle berechtigten Wünsche und Forderungen erfüllt werden könnten.
Diese Intelligenzkonferenzen, die der Kulturbund in verschiedenen Ballungsgebieten durchführte, waren erfolgreiche Beispiele für die Einbeziehung großer Teile der humanistischen Kulturschaffenden. Neben Johannes R. Becher war Ulbricht zweifellos der Inspirator dieser Initiativen. Er überraschte viele, weil er als Realpolitiker über die Lage und Stimmung der Intellektuellen bestens informiert war. Auch war man immer wieder erstaunt über seine Allgemeinbildung und seine Fachkenntnisse.
So hat er viele überzeugt. und es entstand zwischen führenden wissenschaftlichen Institutionen, den Akademien und Universitäten, und der Regierung ein Vertrauensverhältnis. Auch bestanden zu führenden Wissenschaftlern wie dem Nobelpreisträger Prof. Dr. Gustav Hertz, dem Physiker Prof. Max Volmer, dem Chemiker Prof. Peter Adolf Thiessen, Prof. Manfred von Ardenne, Prof. Baade, Frühauf, Steenbeck, Stubbe u. a. vertrauensvolle und oft persönliche Kontakte.
Zwischen Walter Ulbricht und vielen Wissenschaftlern herrschte große Übereinstimmung, was die Entwicklung der Grundlagenforschung und die Förderung bestimmter Forschungsrichtungen anbelangte. Es ging ihnen auch darum, ständig neue Wege zur effektiven Überführung von Forschungsergebnissen in die wirtschaftliche Praxis zu gehen, auch Rückstände auf technischen Gebieten zu überwinden und die neuen großen Herausforderungen der wissenschaftlich-technischen Revolution zu meistern.
Walter Ulbricht zeigte auch Bereitschaft für neue Wege und zu Experimenten. Er war ein mutiger Organisator und Förderer der Wissenschaften und Technik. Die Ära Ulbrichts war eine Zeit des Anstiegs des wissenschaftlichen Potenzials. Die Geschichte der Akademie der Wissenschaften und des Forschungsrates der DDR geben darüber zur Genüge Auskunft! Eine der Stärken der Persönlichkeit Walter Ulbrichts lag sicherlich in diesen Bereichen, davon berichten nicht wenige Wissenschaftler in ihren Erinnerungen.
II.
Die Repräsentanten der Arbeiterbewegung Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und Walter Ulbricht haben die Entwicklung der Kultur und der Künste sehr gefördert. Wie kein anderer Politiker fühlte sich Ulbricht für diese Aufgaben mit aller Konsequenz berufen. Dieser Prozess begann mit den Kulturverordnungen der Deutschen Wirtschaftskommission und führte dazu, dass kulturelle Einrichtungen nach dem Krieg wieder im alten Glanz neu aufgebaut wurden. Für viele Künstler wurden auch Wohnungen und kleine Wohnhäuser geschaffen und das materielle Leben durch Verlage und künstlerische Institutionen gesichert. Viele Rückkehrer aus der Emigration, die namhaftesten antifaschistischen Künstler und Schriftsteller, siedelten sich in Ostdeutschland und der DDR an. Ein Aufstieg ohnegleichen, eine Renaissance der humanistischen Kultur begann im Osten, dagegen verblasste der Westen, wie es viele Historiker eingestehen mussten. Die bekannten DEFA-Filme, das Brecht-Ensemble, das Felsenstein-Theater, die Opernhäuser in Berlin, Leipzig, Dresden, die Akademie der Künste, die vielen Kulturhäuser, auch auf dem Lande, die Volksbibliotheken, die vielen Volkskunstensembles, die Arbeiterfestspiele, die großen Kunstausstellungen in Dresden, das Wirken der Gewerkschaften, des Kulturbundes und der Volksbühne, die reiche Buchproduktion und Verlagsentwicklung und vieles mehr zeugen davon, dass die Kultur hier zu Hause war.
Walter Ulbricht wollte aber noch mehr: Eine neue Kunst sollte entstehen, die Kultur sollte vergleichsweise Lebensmittelpunkt bzw. Teil des Lebens werden! Wo Arbeitsstätten mit neuen Betrieben oder Neubaugebiete entstanden, sollte auch die Kultur eine Heimstatt finden. Arbeiter und Bauern sollten endlich Zugang zur Kultur finden. Kultur und Bildung für alle Bürger war die Aufgabe des Staates, so schrieb es auch die Verfassung vor.
Diese Entwicklung ging Ulbricht wohl nicht schnell genug, und die Künste waren darauf auch noch nicht genügend vorbereitet. Deshalb ergriff Ulbricht die Initiative zu den Bitterfelder Kultur-Konferenzen, die einen Prozess einer demokratischen Reform, eine wirkliche Kulturrevolution einläuteten. Dabei kam es auch zu Überspitzungen und Irrtümern, aber am Ende gab es beachtliche Erfolge, und
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